10 Jahre “Faces”. Naja…

10 Jahre “Faces”. Naja…


10 Jahre Faces – das Innovativste an diesem Magazin bleibt die große Typo.
Faces, das Schweizer Lifestylemagazin, feiert gerade mit einer goldenen Jubiläumsausgabe sein 10jähriges Bestehen. Eine recht traurige Illustration der Fadesse, Vorhersehbarkeit und Belanglosigkeit des aktuellen Journalismus.
Ich sage das echt ungerne und wäre viel lieber mal wieder begeistert. Aber ernsthaft: Was wollt ihr damit?

  • Ein recyceltes Geplänkel mit Kim Kardashian – sogar ohne eigene Fotos? Und irgendwer soll euch glauben, dass das euer Interview ist, das viel lesenswerter ist als alle anderen?
  • An den Haaren herbeigezogene Top Ten-Listen von Nobodies und Altvorderen, die nur eines offenbaren: Ihr konntet euch keine guten Leute leisten und konntet den anderen auch nicht genug Anreize (Finance or Fame) bieten, noch ein zweites Mal über das nachzudenken, was sie schnell auf ihren iPhones oder Servietten gekritzelt haben? (note to self: sind iPhones die literarischen/journalistischen Servietten und Bierdeckel der Gegenwart?)
  • Zum Abwinken wiederholte Shortcut-Wüsten mit Produkttipps? Aber warum denn?
  • Über Modestrecken rede ich nicht; das ist nicht mein Business… 😉
  • Ein Jubiläums-Editorial, das kreative Gründungsnächte in Marrakesch heraufbeschwört, aber eher offenbart, dass Faces das einsame Produkt zweier Chefredakteure ist, die sich selbst ein Magazin schenken wollten? Gut, das trifft auf fast jedes Magazin zu, aber ihr wollt doch glaubwürdig Glamour verkaufen…

Ich gratulieren von Herzen zum 10jährigen Bestehen; das muss man erst einmal schaffen. Faces sieht gut aus, greift sich angenehm an, lässt fallwesie respektable Attitude anklingen – aber ehrlich gesagt wundert es mich, das ausgerechnet dieses Produkt überlebt hat.
Manchmal kann man eben im Kleinen mehr bewegen und mehr erhalten. Wobei im Kleinen mehrdeutig ausgelegt werden kann.
Ich wünsche euch noch 10 Jahre und nochmal und nochmal – solang es euch zumindest Spass macht.

Michael Hafner

Michael Hafner

Technologiehistoriker, Comic-Verleger, Datenanalyst

Zufallsempfehlungen

Buzzmasta WoFe und Niki das Chamäleon

News aus Nerdland Was lernen wir aus dem Fellner-Lauda-Wrabetz-Haider-Quadrill? – Die Arbeitsmoral in eigentümergeführten und öffentlichen Medienunternehmen ist recht unterschiedlich, und wenn ich als Finanzminister

Trocknet KI das Internet aus?

Werden künftige KI-Generationen wieder dümmer? Wo sollen sie nachlesen, wenn Menschen lieber KI befragen, statt sich durch Foren und Blogs zu wühlen?

Sonst noch neu

Dipo Faloyin, Afrika ist kein Land

Das Buch tritt an, um Halbwissen und Vorurteile zu entkräften, aber auch nach der Lektüre können doch alle ihre eigenen Klischees bestätigt sehen.

Leo Gilbert: Seine Exzellenz, der Android

Technovisionäre und Propheten dunkler Visionen künstlicher Intelligenz, die gerne predigen, welche ungeahnten Entwicklung auf uns zukommen, sollten in diesem über 100 Jahre alten Buch nachlesen.

Das Märchen vom digital innovativen ORF

In den vergangenen Wochen ist besonders gern und häufig das Märchen vom digital früh innovativen ORF zelebriert worden. Wie viele Märchen hat es einen Haken: Es stimmt nicht.

Hoch 1. Mai

Doskozil macht den trojanischen Storch für Kerns Rückkehr in die Politik und wir alle müssen dann die Krot einer FPÖ-Regierung fressen.