10 Jahre Faces – das Innovativste an diesem Magazin bleibt die große Typo.
Faces, das Schweizer Lifestylemagazin, feiert gerade mit einer goldenen Jubiläumsausgabe sein 10jähriges Bestehen. Eine recht traurige Illustration der Fadesse, Vorhersehbarkeit und Belanglosigkeit des aktuellen Journalismus.
Ich sage das echt ungerne und wäre viel lieber mal wieder begeistert. Aber ernsthaft: Was wollt ihr damit?
- Ein recyceltes Geplänkel mit Kim Kardashian – sogar ohne eigene Fotos? Und irgendwer soll euch glauben, dass das euer Interview ist, das viel lesenswerter ist als alle anderen?
- An den Haaren herbeigezogene Top Ten-Listen von Nobodies und Altvorderen, die nur eines offenbaren: Ihr konntet euch keine guten Leute leisten und konntet den anderen auch nicht genug Anreize (Finance or Fame) bieten, noch ein zweites Mal über das nachzudenken, was sie schnell auf ihren iPhones oder Servietten gekritzelt haben? (note to self: sind iPhones die literarischen/journalistischen Servietten und Bierdeckel der Gegenwart?)
- Zum Abwinken wiederholte Shortcut-Wüsten mit Produkttipps? Aber warum denn?
- Über Modestrecken rede ich nicht; das ist nicht mein Business… 😉
- Ein Jubiläums-Editorial, das kreative Gründungsnächte in Marrakesch heraufbeschwört, aber eher offenbart, dass Faces das einsame Produkt zweier Chefredakteure ist, die sich selbst ein Magazin schenken wollten? Gut, das trifft auf fast jedes Magazin zu, aber ihr wollt doch glaubwürdig Glamour verkaufen…
Ich gratulieren von Herzen zum 10jährigen Bestehen; das muss man erst einmal schaffen. Faces sieht gut aus, greift sich angenehm an, lässt fallwesie respektable Attitude anklingen – aber ehrlich gesagt wundert es mich, das ausgerechnet dieses Produkt überlebt hat.
Manchmal kann man eben im Kleinen mehr bewegen und mehr erhalten. Wobei im Kleinen mehrdeutig ausgelegt werden kann.
Ich wünsche euch noch 10 Jahre und nochmal und nochmal – solang es euch zumindest Spass macht.