Harter Stoff: Die Bibeln des Revolutionary Communism

Harter Stoff: Die Bibeln des Revolutionary Communism

Säuberung, Zensur, volksschädlingsfrei - harter Kommunistenstoff.

Mitten am Hollywood Boulevard im östlichen Teil Richtung LA Downtown, wo die Straße bis auf den Verkehr etwas ruhiger wird und ganz unspektakulär der Hollywood-Schriftzug über Supermarktparkplätzen zu sehen ist, liegt die Buchhandlung der Revolutionäre Communists. Die RevComs sind so uramerikanisch wie Cowboys: Nicht von hier, nicht hier erfunden, praktisch nicht existent – aber geschäftstüchtig. Die Propaganda muss man kaufen.

Bob Avakian, der Chef der RevComs, publiziert viel und häufig. Die Mitarbeiterinnen im Buchhandel sind denn auch gut geschult und sendungsbewusst: Sie erzählen, dass viel schiefläuft in den USA, dass Maos Kulturrevolution China befreit hat und dass die russische Oktoberrevolution „tremendous improvements in humanity“ gebracht habe.

Avakians Schriften sind denn auch nicht zimperlich. In heroischer Soz-Art Aufmachung strahlt er von den Titelblättern, verspricht Visionen für die Menschheit im allgemeinen und die Arbeiterklasse im besonderen und gewinnt immerhin auch Philosophen wie Cornel West als öffentliche Gesprächspartner.

Mit der Kritik in seinen Schriften kann man anfangs vielleicht auch mit; revolutionäre Gedanken haben schließlich auch oft etwas Verlockendes – bis sich herausstellt, dass sie nur insofern revolutionär sind, als sie von Revolution handeln. Inhaltlich findet sich in ihnen nichts Neues.

Und gruslig bis ernsthaft erschreckend wird es dann, wenn Avakian seine Vorstellungen zur Zeit nach der Revolution beschreibt. Dann werden neben der Wirtschaft auch Kultur und Wissenschaft kontrolliert, volksfeindliche Umtriebe müssen unterbunden werden, alles muss dem Revolutionsgedanken dienen. Für die Medien gilt das selbstverständlich ebenfalls.

Mit der eigenen Medienlandschaft sind Avakians RevComs schon weit. Sonst passiert mit dem Kommunismus in den USA recht wenig.

Michael Hafner

Michael Hafner

Technologiehistoriker, Comic-Verleger, Datenanalyst

Sonst noch neu

Oswald Wiener, Probleme der Künstlichen Intelligenz

Maschinen gelten möglicherweise nur als intelligent, weil wir uns selbst für intelligent halten. Vielleicht ist auch menschliche Intelligenz aber nur ein flacher Formalismus. Ein Ausweg kann die Konzentration auf Emergenz statt Intelligenz sein. Aber auch die Frage, ob in einem Prozess Neues entsteht, ist nicht trivial.

Onur Erdur, Schule des Südens

Biografische Wurzeln in Nordafrika als prägende Elemente postmoderner Theorie – und als Ausgangspunkt zu einer Verteidigung von Postmoderne und Dekonstruktion gegen mutwillige Missverständnisse und akrobatische Fehlinterpretationen.

Medienfinanzierung: Last Exit Non Profit

Non Profit-Journalismus entwickelt sich als neuer Sektor auch in Österreich, Stiftungen unterstützen in der Finanzierung. Hört man den Protagonisten zu, ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass hier abgehobener, belehrender Journalismus gemacht wird, den man eben lieber macht, als ihn zu lesen.

Yuval Noah Harari, Nexus

Prinzip Wurstmaschine: Harari verarbeitet vieles in dem Bemühen, leichtfassliche und „originelle“ Einsichten zu formulieren und wirkt dabei fallweise wie ein geheimwissenschaftlicher Esoteriker. Auch bei Extrawurst weiß man nicht, was alles drin ist – aber das Ergebnis schmeckt vielen.

Meine Bücher