Ich habe Waldheims Walzer gesehen. Manchmal schmerzhaft, wie alt die 80er Jahre sind, wo sie doch gar nicht so lang her scheinen.
Der Film ist eine solide Doku mit einer recht persönlichen Note von Ruth Beckermann, die hier auch ihre ersten eigenen Filmaufnahmen recycelt. Und es ist auf mehreren Ebenen ein sehr sehr österreichischer Film:
- Wir sehen ÖVP-Granden von vor 30 Jahren, die die gleichen „Wieder zurück“-Sprüche predigen, die ÖVPler heute wieder auf den Lippen haben.
- Wir sehen Figuren wie Alois Mock, der heute als Grenzöffner vergöttert wird, der gegen „hasserfüllte“ Kampagnen des Jewish World Congress wettert.
- Wir sehen viele andere wütende ÖVPler und Österreicher, die sich über „Hass“ beklagen, der ihnen entgegenschlägt.
- Einmischen, anpatzen, uns etwas vorschreiben – das hat der Österreicher gar nicht gern, schon gar nicht, wenn er bei der ÖVP ist
- Wer Nazis, Antisemiten, Ausländerfeinde verteidigt, ist ein Realist – alle anderen sind Träumer und Phantasten. Auch das war vor 30 Jahren schon so.
- Auf der anderen Seite inszeniert sich eine kleine Gegenöffentlichkeit aus Journalisten, Anwälten die sich ein wenig eifersüchtig als einzige Kämpfer des Wahren und Guten sehen.
- Aber Rosa Jochmanns Rede bei einer der letzten Kundgebungen war ein flammender Beitrag einer Aktivistin, Widerstandskämpferin und Politikerin. Nicht Werbung, für die dann jemand einen Werbepreis abkassieren möchte.
Es ist halt Österreich …