Aus irgendeinem Grund dachte ich mir: Hübsche Schrift am Cover, und wenn man so einen langweiligen Titel verwendet, der unoriginelle Fingerübungen erwarten lässt, dann ist das sicher ein toll gemachtes originelles Buch mit einer besonderen Perspektive, die etwas anderes erzählt als das, was alle über Politik sagen. Wenn ein Buch mit einem Titel, der für einen Aufsatz im Mitarbeitermagazin einer Magistratsabteilung zu langweilig wäre, bei einem Verlag wie Suhrkamp erscheint, dann muss das was ganz Tolles sein.
So kann man sich täuschen. Bei Suhrkamp haben sich Auswahlkriterien von Qualität hin zur Politik verändert.
Köcks Tagebuch ist politkritische Einheitssulz, gewürzt mit Klassengejammer. Wie kommt man auf die Idee, über 350 Seiten über den eigenen Nachrichtenkonsum zu schreiben, die wiederholen, was alle sagen, was überall zu lesen war? Das eigene Umfeld nickt das ab, alle anderen interessiert das nicht und niemand weiß nach dem Lesen dieses Buches mehr als vorher. (Ausgenommen: Man kann einmal mehr verwundert zur Kenntnis nehmen, dass auch Menschen aus dem Kulturbetrieb, die nicht müde werden, zu erzählen, was sie alles „auf einem Podium“ gefragt wurden, sich marginalisiert fühlen).
Ich habe das tatsächlich zu Ende gelesen, um herauszufinden, ob das ganze Buch auch tatsächlich so belanglos und uninspiriert bleibt, wie die ersten Seiten vermuten ließen. Und die relevanteste Frage bleibt: Wie wenig beschäftigen sich jene Leser, die solche Texte für relevant halten, mit Politik, Literatur oder Gesellschaft? Das ist besorgniserregend.