Es ist Krisen-Murmeltiertag: Wir haben das Jahr 0,5 ac (anno coronae), und alle Projekte, die im März und April auf den Herbst verschoben wurden, sind im September kurz für zwei oder drei Wochen zum Leben erwacht, um jetzt wieder verschoben zu werden. Auf unbestimmte Zeit. Natürlich haben wir keinen Lockdown und keine Unternehmensschließungen. Wir haben nur unklare Regelungen für Veranstaltungen, die Messen praktisch unmöglich machen – oder sehr viel Risikobereitschaft von den Veranstaltern verlangen.
Wir haben eine verwirrende Informationslage, die EU-Nachbarn dazu bringt, Wien zum Risikogebiet zu erklären. Weshalb Partner schon noch einreisen dürften – die haben aber kein Lust dazu, weil sie nach ihrer Rückkehr (zB nach Deutschland) erstmal in Quarantäne müssten.
Wir haben Unternehmen, die ihre Reserven auf ein halbes Jahr aufgeteilt haben, und sich jetzt der Nulllinie auf ihren Konten nähern.
Wir haben Härtefallfonds-Zahlungen, die immer langsamer (aber immerhin noch) abgewickelt werden.
Wir haben Fixkostenzuschüsse, bei denen jeder jemanden kennt, der niemanden kennt, der daraus bereits Zahlungen erhalten hätte.
Wir haben Förderungs- und Investitionsprogramme, die mit dem Ausschluss von Eigenleistungen, der Ignoranz gegenüber immateriellen Kapitalwerten und der Unterordnung unter politische Frohbotschaften an der Realität von Unternehmen vorbeigehen.
Wir haben PolitikerInnen und ExpertInnen die davon faseln, dass Freiheit über Hilfe stehen müsse – und doch die ersten sind, die Unterstützung für ihre Branche einfordern. Mit Freiheit meinen sie im übrigen, dass ihnen niemand im Weg stehen soll.
Im Frühling haben wir noch, während andere Brot gebacken, Heizkörper geputzt oder Yoga geübt haben, Kosten gekürzt, neue Produkte entwickelt, uns nach neuen Märkten umgesehen und Digitalisierung und andere Hoffnungstrends ausgebaut.
Und jetzt?
Ideen gibts natürlich immer noch, die werden mehr. Das Geld wird weniger.