Klar, Branding ist wichtig, eine gute Kommunikationslinie auch. Und natürlich finde ich es auch grundsätzlich begrüßenswert, wenn Agenturen und Kreative auch umfassend für ihre Aufwände bezahlt werden.
Ansonsten wird es ja immer üblicher, nicht nur Pitches und Präsentationen, sondern auch Konzepte, Kalkulationen und Korrekturen als unbezahlte Aufwände zu sehen. „Überlegt euch was“, oder „Mach mal, und dann reden wir über die Details“, heißt das dann.
Das neue Stadt Wien-Logo hat astronomische Summen verschlungen, ohne noch umgesetzt worden zu sein – das dicke Kostenende kommt ja erst noch.
Und es mag sein, dass ein sehr intensiver Arbeits- und Diskussionsprozess hinter der aktuellen Version steckt. Allerdings haben die vielen Arbeitsstunden dann ausschließlich dem Zweck gedient, sich gegenseitige Mutlosigkeit zu versichern und sich auf möglichst platte Unoriginalität zu einigen. Eine Schrift namens Wiener Melange? Das findet doch höchstens ein Bielefelder oder Gelsenkirchener Fintech-StartUp-Unternehmer gut, der gerade in seinen Birkenstocks mit Sportsocken und Jogginghose aus dem Demel latscht und nach einem angesagten Club für den Abend fragt. Oder es könnte der verzweifelten Einfallslosigkeit einer gerade aus Wels zugezogenen erstsemestrigen Fachhochschulstudentin entspringen.
Und eine begleitende Kommunikation, die vom Mensch im Mittelpunkt faselt? Weil das Logo so schief und wackelig daherkommt wie ein Besoffener nach dem Heurigenbesuch?
Aber die Farbnamen („Morgenrot“, „Nebelgrau“, „Abendstimmung“) sind schön; für die Praxis vermutlich etwas zu blass. – So wie das Logo, so wie es derzeit eingesetzt wird, auch nicht weiter auffällt.