Das ist Medienarchäologie!

Ich wundere mich ehrlich gesagt noch immer. Vergangenes Wochenende habe ich wieder mal »Die Zeit« gekauft, eigentlich nur, weil ein paar Euro auf die Rechnung gefehlt haben, um in der Trafik mit Bankomatkarte zahlen zu können. Und dieser Kauf erwies sich als gefühlter medienhistorischer Sensationsjackpot: Wir reden da seit Jahrzehnten über Diversität, schwindende Aufmerksamkeit und sinkende Marktanteile von was auch immer, über selbständige Leser und Konsumentinnen und solche, die sich ihre Inhalte selbst zusammenklauben – und dann feiert das Zeit-Magazin sein 45jähriges Jubiläum mit einer Schwerpunkt-Ausgabe zu 45 Jahren »Tatort«.
»Tatort«, das halte ich der Fairness halber für erklärungsbedürftig, ist eine Fernsehserie. Ich habe schon mitbekommen (vor allem über dieses Facebook…), dass »Tatort« immer wieder Gesprächsstoff ist, vielleicht auch so eine Art Herrgottswinkel melancholischer Medienmacher (»Die Budgets!« »Die Reichweite!« »Diese Dominanz eines traditionellen Mediums über passive Zuschauermassen!« – ok, zuletzt steckt hier  ein bisschen Interpretationsspielraum drin), aber diese Inszenierung hat jetzt wirklich den Anstrich eines Kombipakets aus Entedankfest, Militärmesse und Wiesn-Fest, gebucht beim als Mozart verkleideten Blasmusik-Vertreter deines Vertrauens, der den Pensionisten-Ausflugsbus in einem wunderschönen Luftkurort betreut. Mit anderen Worten: Mehr old school geht wohl wirklich nicht.
Wenn man Fernsehen schon wieder verlernt hat, wirkt das so was von befremdlich, dass ich das wirklich für eine Art medienhistorischen Moment halte – so ähnlich wie damals, als vor knapp 20 Jahren zum ersten Mal Internetadressen auf und in gedruckten Büchern auftauchten, nur eben umgekehrt…
Jedenfalls: Liebe Publizistik-Erstsemester – kauft das Ding und hebt es gut auf. In ein paar Jahren kann man darüber sicher super Seminar- und Diplomarbeiten schreiben… 🙂
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PS: Auch nicht schlecht: Das Impressum im Zeit-Magazin. Klarer Fall von »Chefredakteur, Art Director, Stellvertreter – oh shit, jetzt sind uns die wichtigen Chef-Jobs ausgegangen…«. Aber schön, irgendwie.
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