Ich kann die Begeisterung über dieses Buch nicht ganz nachvollziehen. Faloyin tritt an, um Pauschalierungen zu entkräften – und flieht dann selbst sehr schnell und aerodynamisch pointiert über den ganzen Kontinent. Er möchte Brüche und Nuancen zeigen, bügelt dann aber auch wieder zahlreiche Zwischentöne platt. Wer sich ein wenig mit Geschichte und Politik einiger afrikanischer Länder beschäftigt hat, erfährt wenig Neues und vermisst eher sogar manches. Wer sich dem Thema mit Vorurteilen nähert, wird sie bestätigt finden – alles irre Diktatoren.
Dennoch ist so ein Buch, leicht fasslich geschrieben, offenbar dringend notwendig. Es vermittelt keinen Sinn für Politik, Geschichte und Kultur. Aber es könnte jene, für die Europas Nachbarkontinent ein blinder Fleck ist, auf die Idee bringen, dass man dort auch recht normal leben kann, sogar mit Internet, Mode oder Kunst. Auch wenn man nach der Lektüre vielleicht nur insofern schlauer ist, als man nicht mehr nur glaubt, dass AfrikanerInnen permanent singen und tanzen oder verhungern. Man weiss dann auch, dass viele von ihnen über das richtige Rezept für Jollof-Reis streiten (den besten gibt es übrigens in Ghana. Auch wenn Nigerianer am lautesten sind und Senegalesen historisch belegbare Erfinderansprüche stellen können).
Seitenhiebe auf die (Selbst)Entwicklungshilfeindustrie können nicht oft genug verteilt werden. Die schädliche Wirkung der permanenten Opferbilder des Kontinents in den Medien von Hilfsorganisationen muss immer wieder klargestellt werden. Und tatsächlich sind einige der lustigsten Instagram- und TikTok-Accounts kenianischer oder nigerianischer Herkunft.
Wer gar keine Vorstellung davon hat, was ausser leiden man in Afrika tun könnte, wird mit diesem Buch gut bedient sein.
Wer ein wenig darüber hinaus ist, wird sich recht langweilen und sollte eher Howard Frenchs „Afrika“ lesen. French gräbt tief bis in spätmittelalterliche Geschichte, zeigt afrikanische Entdecker, Händler und Kämpfer und tritt vehement dafür ein, die aktive Rolle des Kontinents in der Geschichte begreifbar zu machen.
Man muss sowieso einfach beide Bücher lesen.