Gäbe es da nicht das einprägsamste Musikthema aller Zeiten, dann wäre Halloween wohl einer der vernachlässigbarsten Filme überhaupt.
Das zeigt sich im 2018er Remake umsomehr. Was soll heute schon noch Horror sein?
Michael Myers schlachtet sich beiläufig durch den Film, mindestens ein Dutzend Tote gehen auf sein Konto, Unfallopfer gar nicht eingerechnet – das sind drei mal so viel wie im Original, an das die 2018er-Version anknüpft.
Im Gegensatz zum Original wird hier aber gleixh jede Chance auf Spannung, ambivalente Charaktere oder Überraschungen zunichte gemacht.
Michael ist halt böse, das personifizierte Böse – und deshalb tötet er.
Außerdem ist er superstark, also hat man auch keine Chance gegen ihn. Wurde eigentlich jemals geklärt, woher Myers diese Superkräfte hat? Er war schließlich ab seinem sechsten Lebensjahr recht lang im Gefängis – üblicherweise nicht gerade ein Ort bester Ernährung oder auch sonst nicht sehr förderlich für die Gesamtentwicklung.
Diese Frage stellt sich auch in diesem Halloween-Film nicht, und was besonders schade ist: Es gibt einen kurzen Moment, in dem die Handlung kippen könnte, einen ganz anderen Verlauf nimmt und sich von den üblichen Halloween-Vorgaben verabschieden könnte – aber das hält keine zwei Minuten. Dann tut Michael halt wieder das, was er immer tut. Schlachten.
(Ist schon klar, filmtheoretisch gesehen: Michael Myers ist besonders, weil er alles mögliche überlebt, was andere siebzehn Mal töten würde, er bewegt sich langsam wie ein Zombie (eigentlich müsste man mühelos vor ihm fliehen könnenI, aber wenn er nicht im Bild ist, ist er geradezu telekinetisch schnell – aber das wissen wir eben nach sieben (sind es sieben?) Halloween-Versionen schon; ohne weitere Facetten in der Persönlichkeit wird die Story einfach nicht spannend.)
Und auch das Ende ist ein klischeehaftes Blockbuster-Ende. Die guten gewinnen, der Böse stirbt. Aber wir sehen seine Leiche nicht. Im flammenden Inferno steht er noch immer aufrecht und zeigt keine Regung – aus der Asche kann er locker wiederauferstehen.
Denn wie hatte schon Dr. Loomis, Michael MNyers behandelnder Psychiater, in einer der allerersten Halloween-Versionen gesagt: „Ich möchte mein Ohr an seine Brust legen, um ganz sicher zu gehen, dass da kein Herzschlag mehr ist. Und dann würde ich sofort für seine Einäscherung sorgen und sie persönlich überwachen.“ Denn vorher kann man nicht sicher sein, dass Michael Myers tot ist – aber er ist eben too big to fail.
Wirklich gruslig – im Gegensatz zum Film – ist übrigens die Lugner City an einem Wochenendabend. Dort beginnt ein anderes Universum. Ich weiß nicht, ob nur ein Gerücht oder schon näher fixiert: Die Lugner City ist der perfekte Drehort für eine nächste Mad Max-Variante …