Laura Wiesböck, In besserer Gesellschaft

LauraWiesboeckInbessererGesellschaft

Ich hatte mein Problem mit diesem Buch. Ein griffiger Titel, eine neugierig machende These – und das wars dann auch schon. Ich weiß, dass „Selbstgerechtheit“ ein zeitgenössischer Universalvorwurf ist, der sich sehr vielen machen lässt und eigentlich immer passt. Es gibt schließlich kein Entkommen – auch Selbstkritik ist selbstgerecht, schließlich wird sie vorrangig von Privilegierten geübt; außerdem dient sie auch der Distinktion.

Wiesböck beschreibt viele Szenarien, reißt viele Perspektiven und Themen an – und immer dann, wenn man auf die Analyse, die Essenz, den eigentlichen Gedanken wartet, ist das Kapitel auch schon wieder aus.

Ich konnte keinen roten Faden, keinen eigentlichen Gedanken finden, keinen Ansatz, der die im Buch beschriebenen Szenarien produktiv oder intellektuell nutzbar machen würde. Vielleicht war das auch der falsche Zugang zum Buch. Mir fehlt jedenfalls viel. Ein wenig kommt mir auch die hier beschriebene Fragestellung wieder in den Sinn: Was muss alles gesagt werden, was dürfen wir als bekannt und anerkannt voraussetzen, und was gilt nur dann, wenn wir es selbst gesagt haben? Wie weit müssen wir uns von einer anderen, einer alten, einer abgelehnten Welt abgrenzen, indem wir deren Geschichten und Theorien mit eigenen Worten wiederholen – auf die Gefahr hin, dann keine Zeit und keine Energie mehr für unseren eigenen, eigentlichen Punkt zu haben?

Ein Punkt, den man herauslesen kann: Für die Autorin wird Abgrenzung oft zu Abwertung. Die Enttarnung dieser Abwertung geschieht dann oft ebenfalls abwertend oder tendenziös. Das halte ich für problematisch und kontraproduktiv: Die Vorstellung von Abwertung als Abgrenzung funktioniert nur dann wirklich, wenn wir Normen und Ideale in den Raum stellen, die für alle gelten sollen. Abgrenzung ist aber oft etwas sehr persönliches: Manche Menschen fühlen sich in Gesellschaft nicht wohl, andere wollen sich lieber mit Modelleisenbahnen oder Fantasy-Rollenspielen, seltenen Comic-Ausgaben oder einer bestimmten Periode der Philosophiegeschichte beschäftigen, als von anderen, die sie nicht kennen, die ihnen nichts bedeuten, vor denen sie sich vielleicht ein wenig fürchten, toll gefunden zu werden. Darin steckt kein Werturteil, das ist in erster Linie eine persönliche Entscheidung. Eine persönliche Wahl sollte auch nicht als kritisierbares Werturteil über andere gesehen werden, wenn sich dieses Urteil nicht auch an konkreten Handlungen und Aussagen erkennen lässt.

Eine meiner bescheidenen Meinung nach spannende Fragestellung wäre es, die von Wiesböck beschriebenen Szenarien daraufhin zu analysieren, was sie konkret und aktiv über andere aussagen. Ein Beispiel: Wiesböck sieht in einer von Erfüllung, Selbstverwirklichung und „Do what you love“ geprägten Arbeitswelt die Abwertung des Brotjobs. Möglicherweise handelt es sich aber auch eher um die Abwertung des Individuums, das sich nicht mehr genügt, das Sorge hat, anderen nicht zu genügen, und deshalb auch vermehrt symbolisches Kapital ansammeln muss.

Vermutlich ist das eine Frage der Perspektive. Manche Menschen beginnen mit jeder Form der Kritik bei sich selbst. Andere richten Kritik immer zuerst an andere. Und wieder andere verstehen alle möglichen Reaktionen von anderen zuerst mal als Kritik an sich selbst, auch wenn sie weder angesprochen noch gemeint waren. – Dazwischen tun sich Abgründe auf, die zu überwinden es einer neuen Gesprächsgrundlage bedürfte, die genau diesen Fallen ausweichen kann.

Das klingt reichlich kompliziert. Die Kurzfassung: Ich weiß auch nach 200 Seiten nicht, welches Problem Wiesböck in ihrem Buch thematisiert. Das hat mit hoher Wahrscheinlichkeit damit zu tun, dass ich eine grundlegend andere Auffassung von Problem habe.

Simone de Beauvoir, Le deuxième sexe

Slavoj  Žižek hat in letzter Zeit wohl eher nicht Simone de Beauvoir gelesen. Sonst wäre ihm erinnerlich gewesen, welche große Rolle Sex und Sinnlichkeit schon in den frühen Zeiten des Feminismus gespielt haben. Eigentlich hätte er nur die letzten Seiten durchblättern müssen, um einer Peinlichkeit wie dem Rant über die Entmystifizierung der Vulva durch Feminismus entgehen zu können. Auf diesen letzten Seiten fasst Simone de Beauvoir nach über tausend Seiten noch einmal zusammen, was Freiheit bedeutet, wie sie sich von Gleichheit unterscheidet und wie entscheidend dabei die Spielräume der handelnden sind. Die freieste und tatkräftigste Frau kann das faszinierende und verlockende Wesen sein, den Mythen gerecht werden und die Träume erfüllen, die mancher Mann hegt. Wenn sie es will. Und wenn sie es für ihn will. Und wenn sie es gerade jetzt will. – Damit ist auch noch nichts darüber gesagt, ob sie das soll, und schon gar nicht, ob sie das für alle soll.

Beauvoirs „Le deuxième sexe“ ist eines von der Art Bücher, die man heute kaum noch machen kann. Eine gelehrte, gebildete Frau nimmt sich ein Thema vor und bearbeitet es auf über tausend Seiten aus verschiedensten Perspektiven und in einem Zeithorizont, der praktisch die gesamte nachvollziehbare Menschheitsgeschichte einschließt. Es ist ein im besten Sinne ausschweifendes Buch, es ist interdisziplinär, vermutlich bevor es das Wort gab.  Das Buch spürt Ausschließungsmechanismen nach, die erklären, wie durch die Erzählung aus einer anderen Perspektive ein fremdes Bild entsteht. Das Bild der Frau ist eine männliche Vorstellung – dem spürt Beauvoir aus kultureller, historischer, wirtschaftlicher, psychologischer und soziologischer Perspektive nach.  Dabei geht sie fallweise auch hart mit Frauen ins Gericht: Autorinnen etwa spricht sie die ihres Erachtens notwendige Verachtung, Erfahrung, der schwarzen Humor ab, der für große Literatur notwendig sei (ok, das Buch erschien 1948, lange vor Sibylle Berg oder Elfriede Jelinek), Frauen hätten bisher ihr Potenzial verschwendet.

Befreiungsbestreben sieht Beauvoir als Energieverschwendung, Ablenkung und Beschäftigungstherapie, sofern sich diese auf das Erlangen von Gleichheit richten oder solange sie in Beziehung zu Männern und Herrschaft stehen.  Anstelle von Befreiung oder gar Gleichheit sollte Freiheit treten, und die muss mit Selbstverständlichkeit einhergehen: Die Abgrenzungen gegenüber Männern, die Gegenüberstellung von „freien“ und verheirateten Frauen, von Hausfrauen und arbeitenden Frauen – all das suggeriert noch immer Erklärungsbedarf, als müsste eine Frau rechtfertigen, warum sie nicht einem Bild entspricht, dass sie nicht selbst gezeichnet hat und das sie nicht für sich reklamiert hat. (Heute kann man das überdies in vielfacher Hinsicht auch auf Männer anwenden.)  Das einzig Misstrauen erweckende Moment ist Beauvoirs Begeisterung für kommunistische Gesellschaftsvisionen, in deren Lippenbekenntnissen sie wohl tatsächlich die Chance für eine formelle Freiheit der Frau sah. Dazu gibt es eine kurze, aber sehr klare Passage im Buch. In den 70er Jahren hat sich Beauvoir dann von kommunistischen Visionen abgewendet.

Beauvoir spricht viele Themen an, die in den folgenden Jahrzehnten weitgehend in der Versenkung verschwunden sind. So stellt sie beispielsweise fest, dass die Öffentlichkeit oft für Frauen feindliches Gebiet ist, egal ob die dunkle Straße, der bürgerliche Salon oder das Büro. Sie thematisiert Erotik und Passivität, unterschiedliche Erwartungen in der Partnerschaft und die absurde Belastung, der sich Männer aussetzen, die ihrer Ehefrau alles nehmen und daher alles für sie sein müssen. Es macht keinen Sinn, das Buch nachzuerzählen. Lest es; so sperrig es auf den ersten Blich wirkt, so lesenswert ist es. 

Eigentlich sollte „Le deuxième sexe“ Pflichtlektüre vor jeder erstmaligen Eheschließung sein, zumindest für Unter-35jährige. 

Hannah Arendt, Über das Böse

Moralphilosophie hat zwei recht unterschiedliche große Fragestellungen: Was ist das Richtige, Gute und Angemessene? – Das ist der eine große Fragenkomplex. Wen betrifft das und warum soll man sich daran halten? – Das ist die andere Gruppe von Fragen. In beiden schwingt dann auch die Vorstellung mit, wer oder was die eigentlich sanktionierende Instanz ist und ob es eine solche braucht.  Diesen Fragen geht Hannah Arendt in „Über das Böse“ nach. Das Buch wurde aus einer Vorlesungsreihe zusammengestellt, es streift daher viele Themen nur und baut kein durchgängiges Argument auf. Der rote Faden ist jener nach der Verantwortung: Wer oder was gibt vor, welche moralischen Regeln zu befolgen sind? Dabei zieht Arendt eine Grenze zwischen christlicher und vorchristlicher Philosophie: Platon lässt Sokrates sagen, es sei besser, Unrecht zu erleiden als Unrecht zu tun. Das wirft vor allem die Frage auf, was hier mit Unrecht gemeint ist. Unrecht wird hier das, was getan zu haben man nicht ertragen kann, das nicht ins eigene Selbstbildnis passt. Die moralische Letztinstanz bleibt damit bei mir: Ich kann tun, was ich für angemessen halte – wenn ich damit leben kann, wenn mir das einem guten Leben zuträglich erscheint und wenn ich mir nicht selbst widerspreche, wenn ich nicht zu meinen Gunsten Ausnahmen mache.  Das sind strenge Kriterien, die der Mensch mit sich selbst ausmacht.  Diese Einstellung steht in klarem Widerspruch zu einer christlich orientierten Moralphilosophie, die klare Vorgaben und Kontrollinstanzen außerhalb des einzelnen sieht. Es ist in dieser Auffassung klar, was zu tun ist, man muss nur den Anweisungen folgen.

Warum ist es dann trotzdem manchmal schwierig, eine Entscheidung über richtig und falsch zu treffen?  Arendt sieht hier einerseits ein Problem des Willens, andererseits eine Verschiebung grundsätzlich einfacher Fragen auf höhere Ebenen. Moralische Fragen seien in der Praxis nämlich meist nicht so schwierig; das Ausweichen oder Anrufen moralischer Prinzipien in Alltagsfragen sei für gewöhnlich eher ein Indiz von Schwindel.  Die Frage des Willens dagegen berührt das Problem, dass man ja oft wüsste, was zu tun wäre – es aber nicht tut. Auch hierbei verläuft eine klare Trennung zwischen vorchristlicher und christlicher Philosophie. In der Antike entschied die Vernunft; wenn sie nicht die Oberhand behielt, war sie eben zu schwach. Zwischen Wille und Vernunft passte wenig Raum.  Augustinus sah dagegen den Geist als Vernunft als Herrscher über den Körper, sich selbst konnte der Geist allerdings widersprechen und auf manchmal unerklärliche Weise Widerstand leisten. Damit entstand Raum für das Böse.

Der wesentliche Punkt dabei ist der Dialog. Dieser findet im Inneren statt (als Frage der Verantwortung, des Abwägens, was sich in der Folge dann auch als Gewissen äußern kann) oder öffentlich im sozialen Raum oder als direkter Diskurs.  Wo diese Unterhaltung ausbleibt, dort ist das Böse zuhause.  Das klingt in der Verkürzung ein wenig nach dunklen, unbekannten Flecken, in denen sich etwas – Böses – breitmacht, das wir nicht erkennen oder kontrollieren können. Gemeint ist aber das Fehlen von Nachdenklichkeit und Reflexion. Böses wird oft einfach getan. In dieser Einschätzung spiegelt sich Arendts Einstellung zu Kriegsverbrechen und insbesondere dem Eichmann-Prozess wider. Das Besondere in diesem Fall des Bösen sah sie darin, dass es sich als reine alltägliche Pflichterfüllung tarnen konnte, dass es anscheinend nie die Frage aufwarf, ob hier eine moralische Qualität zur Diskussion stehe. Heute geht man vielfach davon aus, dass diese These zumindest in Bezug auf Eichmann nicht so formuliert worden wäre, wenn alle Vernehmungsprotokolle und weiteren Dokumente bekannt gewesen wären, in denen sich Eichmann sehr wohl als aktiven und an der Sache interessierten Täter beschrieb, oder wenn mehr über Absprachen und Verfahrensstrategien seiner Anwälte bekannt wäre. Das schwächt allerdings die grundlegende These nicht: Wer sich selbst (und nicht nur einer äußeren Instanz) keine moralischen Fragen stellt, der hat das Zeug zum Bösen.

Die Falle wäre es, jetzt eine Vorstellung von sozial minderbemittelten Psychopathen als Prototypen des Bösen zu sehen. Die gibt es sicher auch. Arendt ist aber vielmehr darauf aus, dass das eigentliche Problem im Vernachlässigen und Vermeiden von Positionen und Argumenten zu sehen ist.  Wer keine klaren Entscheidungen trifft, mit dem kann man über diese nicht verhandeln. Wer sich gar keine Gedanken darüber macht, dass und wo Klarheit notwendig wäre, bleibt fremd und unangreifbar. Umgekehrt ist jeder, der Entscheidungen trifft und Urteile fällt, mit anderen in Beziehung. Arendt bezeichnet das auch als repräsentatives Denken, eines, das über den einzelnen hinausgeht und sich in Beziehungen und Beispiele verständlich zu machen versucht. Dazu ist der Umgang mit anderen Menschen notwendig, und nur durch diesen hat Gemeinsinn eine Chance, zu entstehen.  Wer sich dieser Wahl seiner Gesellschaft entzieht, wer indifferent bleibt, sich nicht der Auseinandersetzung stellt, gleichgültig, unwillig oder unfähig dazu ist, verpasst die Gelegenheit, Gemeinsinn und moralisch verhandelbare Positionen zu erlangen. „So entstehen die wirklichen Stolpersteine, welche menschliche Macht nicht beseitigen kann, weil sie nicht von menschlichen oder menschlich verständlichen Motiven verursacht wurden. Darin liegt der Horror des Bösen und zugleich seine Banalität.“

Das Unbekannte und Ungreifbare als Grundlage des Bösen – das könnte der grobe Plot eines Horrorfilms sein oder das Schwarzweiß-Klischee populistischer Politik. Es ist geradezu ein Rezept dafür, wie vermeintlich Böses geschaffen werden kann, um es dann als solches darzustellen und zu bekämpfen.  Für Arendt als Philosophin, der weniger Theoriegebäude als das schlichte Verstehen wichtig waren, war es allerdings das Unverständliche, Unfassbare, aus dem die katastrophalsten Wirkungen entsprangen. Wäre es demnach ein Mittel gegen das Böse in der Welt, unbekannte Flecken zu erschließen, auf Unbekanntes zuzugehen? Oder ist es nur ein nachträgliches Erklärungsmodell, das in dem, was sich nicht erklären lässt, das Böse vermuten kann? Einem Menschen, der verstehen möchte, macht es jedenfalls Angst, nicht verstehen zu können. Man muss sich allerdings vor Plattheiten hüten: Wahrscheinlich gilt hier der Umkehrschluss nicht. Böses ist unverständlich. Aber das Unverständliche ist nicht böse. – So sehr viele Feuilletonisten auch nach Amokläufen und Eifersuchtsmorden ihnen unbekannte Welten entdecken und beschreiben, so wenig ist das geschehene Böse in der Unbekanntheit dieser Welten begründet. Es ist eher dieser letzte Schritt, dieser entscheidende Unterschied, der letztlich unverständlich bleibt. 

Darren McGarvey, Poverty Safari

Der ständige Überlebenskampf stresst. Sorge, Zeitmangel, Gedanken, die sich im Kreis drehen, nächtelang wachliegen, zum wiederholten Mal nachrechnen, ob man die neuerliche Überziehung am Konto in Kauf nehmen kann – all das kostet Kraft. Und es führt zu Ersatzhandlungen und Ablenkungsmanövern: Rauchen, Trinken, schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung, kein Sport, Drogen und Passivität, Gefangensein in immer wiederkehrenden Gedankenkreise, die jeden Schritt aus aus diesem Kreis unmöglich groß erscheinen lassen – so beschreibt der schottische Autor Darren McGarvey die Folgen von Armut in seinem Buch „Poverty Safari“.  McGarvey wuchs als Sohn einer Alkoholikerin auf, war nach deren frühem Tod einige Jahre obdachlos, arbeitete als Berater und Eisbrecher (unter dem Stagenamen Loki tritt der als schottischer Rapper auf) in der Sozialbetreuung und sogar als Sendungsgestalter für die BBC – und schlitterte trotzdem in eine Karriere von Alkoholismus, Drogen, Junkfood-Sucht und Hass. 

Vom Klassenkämpfer zum Armuts-Testimonial

In “Poverty Safari” beschreibt er Armut in den Wohnsilo-Gegenden von Glasgow, seine Erfahrungen mit der Sozial- und Hilfsindustrie und seine Ansichten über den Umgang mit Armut.  McGarvey war ein begeisterter Klassenkämpfer, der in den Verhältnissen die wesentlichen Gründe für viele Probleme sind. Es brauchte eine Revolution, einen Umsturz der Verhältnisse, ein neues System jenseits des Kapitalismus, um Menschen aus der Armut zu helfen. 
Seine Position als rappender Obdachloser, als intelligenter Junkie, als hellsichtiger Alkoholiker machte ihn als Testimonial für die Hilfsindustrie interessant. Und das veränderte seine Perspektive deutlich.  Menschen, die Armut bekämpfen wollen, kennen Armut und ihre Folgen oft nicht, war Garveys Ausgangsthese. Während seiner Zeit in der Hilfsindustrie lernte er, dass sie sich auch kaum dafür interessieren. Arme Menschen haben eine Opferrolle zu erfüllen, sie müssen bedürftig sein, sie können schon auch mal wütende sein und die Hand beißen, die sie füttert – was sie aber nicht dürfen, ist die klassenkämpferische Attitude der Helfer zu kritisieren.  Garvey kam irgendwas zu dem Entschluss, dass auch die bestausgestatteten Versorgungsprogramme Armut nicht reduzieren werden. Was notwendig sei, ist die Erkenntnis, dass vieles auch in der eigenen Macht und Reichweite armer Menschen liegt. Jede und jeder muss sich selbst dazu entscheiden, seine oder ihre Verhältnisse ändern zu wollen, jeder Alkoholiker, Junkie oder Junkfoodsüchtige muss sich selbst dazu entscheiden, die Passivität, die seine Sucht begleitet, überwinden zu wollen.

Nur die “Revolution” ist noch nebulöser als der “Neoliberalismus”

Dazu braucht es Hilfe, Sozialzentren, Sozialarbeit – aber keine vage Mythologisierung einer Revolution, die nicht stattfinden wird und nichts verändern wird. Gewohnheiten in Konsum, Kultur, Ernährung, Sport und Drogen, die dazu beitragen, Menschen arm zu halten, kann jeder nur für sich selbst durchbrechen. Man könnte McDonald‘s oder Alkohol verbieten – man kann sich aber auch entscheiden, sich davon das Leben nicht zerstören zu lassen.  Das aktuell gern gespielte Lied, dass die Zerstörung und Vernachlässigung des Gemeinswesens eine Folge neoliberaler Entwicklungen sei, die an allem antisozialen Schuld seien, wurde zu McGarveys Hassmantra.
Sobald McGarvey solche Gedanken durchblicken ließ, war seine Rolle als Armutsposterboy Geschichte. Er passte nicht mehr in das Bild, das die Armutsindustrie zeichnen wollte, er schlug andere Lösungen vor, als sie den helfenden Klassen vorschwebten. Das Befremden, das er angesichts der Taktiken und der Lernresistenz der Helfen beschreibt, erinnert an das Entsetzen, mit dem der ugandische Schriftsteller Moses Isegawa die Arbeit von Hilfs-NGOs in den Niederlanden kennenlernte.
Arme können sich vor allem deshalb nur selbst helfen, gerade weil die Folgen von Armut so vielschichtig und komplex sind. Es ist kein Hilfsprogramm und keine Wirtschaftsordnung, die diese Probleme lösen kann. Was allerdings nicht bedeutet, dass die Gesellschaft von ihrer Pflicht zur Hilfe entbunden wäre. Ganz im Gegenteil: Funktionierende Sozialzentren, Jugendzentren, in denen die Dinge, die Jugendliche beschäftigen sollen, auch vorhanden sind und funktionieren, Bibliotheken – all das muss bereitgestellt sein, um Menschen Chancen zu bieten. Und all dass muss in einem kapitalistischen System funktionieren (weil sich keine Alternative dazu abzeichnet), und es darf keinen staatlichen Sparprogrammen zum Opfer fallen. 
McGarvey ist keiner, der „es“ geschafft hat. Er predigt nicht von Do what you love, von Erleuchtung oder davon, dass er lernen musste, dass die anderen oder „das System“ recht haben. Er erzählt schlicht von vielen einzelnen Momenten, in denen niemand außer ihm Entscheidungen treffen konnte, in denen wohl auch niemand ein Problem gesehen hätte, das es zu lösen gälte. Ein Beispiel sind seine Fastfood-Attacken: Was soll schon schlecht daran sein, zu McDonald‘s zu gehen? Für jemanden, der versucht, seinen Körper in den Griff zu kriegen, gesünder und beweglicher zu werden, lernt, Selbstwert daraus zu ziehen, eigene Entscheidungen zu treffen und Konsequenz zu zeigen, kann eine Fressattacke wider Willen zerstörerisch sein.  Seine Skepsis gegenüber Büchern und kanonischer Literatur ist ein anderes Beispiel. Er folgte lang dem heute auch recht üblichen Muster, dass alte Literatur mit alten Geschichten, die nichts mit dem alltäglichen Leben und seinen realen Herausforderungen zu tun hat, doch niemanden interessieren kann. Heute sieht er Bibliotheken nicht nur wegen der Bücher, sondern auch wegen der Stille als wichtiges Mittel im Kampf gegen Armut. Arme Menschen, die bedrängt in dicht besiedelten Gebieten in Häusern mit Pappkartonqualität leben, können oft allein wegen der Geräuschkulisse keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn ein Buch lesen, mein Garvey. 

Klassenkampf, Identity – und am Ende muss man doch selber was tun

Und er spielt auch die Überlegung durch, ob Identität oder Intersektionalität das Potenzial haben, Klassendiskurse zu ersetzen. Die kurze Antwort: Nein.  Die lange Antwort: Beide Paradigmen haben den Vorteil, die gröbsten Klischees aufzulösen. Viele Erscheinungsbilder und Folgen von Armut finden sich auch unabhängig von Klasse. Vor allem Ausgrenzung, die Beschäftigung mit zusätzlichen Hürden im Alltag oder Süchte sind nicht an Klasse gebunden. Identity Politics neigt aber dazu, noch strengere Kriterien für Zugehörigkeit anzuwenden. Eben weil die Grenzen stets neu gezogen werden müssen, werden sie umso strikter gehandhabt. Es wird laufend entschieden, wer drin ist und wer nicht, es wird ausgegrenzt und zum Abschuss freigegeben, eigene Positionen sind gerade aufgrund des Bezugs zum Persönlichen unangreifbar und erheben Absolutheitsansprüche – damit zersplittern sie mehr, als sie vereinen oder stärken. Garvey sieht sogar eher hier, in den individualisierten Fronten, die sich auf Positionierung und Abgrenzung konzentrieren, „neoliberale“ Auswüchse: Es sei nicht verwunderlich, dass gerade große Konzerne Diversity als institutionalisierte Identity Politics unterstützen – das schaffe vielfältige Märkte mit immer neuen Bedürfnissen, und es schaffe eine vielschichtige und zersplitterte Arbeiterschaft, die sich nicht geschlossen gegen Konzerne wende. Spätestens hier würden jetzt ja gelernte Gewerkschafter mit pompösen Fanfaren einreiten und die Erstarkung des Kollektivs fordern. Das, so Garvey, helfe aber genau gar nichts gegen Armut. Die einzigen, die von Kollektivierung profitieren, sind jene, die dem Kollektiv vorstehen. Oder eben die Gewerkschaften. Für alle anderen schaffen Kollektive nur einen weiteren Grund, in Passivität zu verharren. 

Die Kehrseite wäre nun aber auch nicht, alles und jeden sich selbst zu überlassen. Sozialleistungen, Hilfsangebot und Unterstützungen sind auch in McGarvey Sicht essenziell, sie sollten sogar ausgebaut werden. Sie helfen bei menschenwürdigem Leben und bieten Menschen erst die Umgebung, in der sie klare Gedanken fassen und umsetzen können. – Solche Leistungen tragen für McGarvey aber nichts im Kampf gegen Armut bei. Armut und Abhängigkeit zu überwinden ist etwas, das jeder selbst machen muss.  Ohne individuellen Antrieb geht es nicht. 

Das steht natürlich in krassem Gegensatz dazu, wenn hierzulande Gewerkschafterinnen mit zitternder Stimme auf Ö1 von der „Lüge der Individualisierung“ erzählen und stattdessen die Rückbesinnung auf Kollektive, am liebsten natürlich unter Führung einer Gewerkschaft, fordern. Es verträgt sich auch wenig mit den Ansichten revolutionsfantasierender Mittzwanziger, die sich als KommunistInnen bezeichnen, trotz prekärer Jobs drei oder vier Auslandsurlaube im Jahr hinlegen und anscheinend keinen Stress haben, an ihrem Einkommen etwas zu ändern.

Irving Welsh, Autor der 90er-Jahre Drogensaga Trainspotting, sieht Poverty Safari als Steilvorlage für das Programm jeder sozialistischen Bewegung. Ich fürchte, auch das wird missverstanden. Auch Sozialisten müssten das Buch eben erst mal lesen. 

Was alles gesagt werden muss

Ich bin unschlüssig. Eher zufällig habe ich kurz nacheinander zwei Bücher zweier junger, wenig bekannter Autorinnen gelesen. Beide Autorinnen haben der Form nach mit mir wenig gemeinsam, beide schreiben Bücher, mit denen sie neue Perspektiven zeigen, den Blick verlagern wollen.  Und beide Bücher erstaunen vor allem deshalb, weil wirklich verwunderlich ist, was die Autorinnen alles für erklärungsbedürftig, erwähnenswert oder für relevante Information in einer Story halten. Damit bin ich noch gar nicht bei künstlerischen Aspekten. Ich sehe diesen Anspruch, eine Welt erklären zu wollen, eher als ein soziales Phänomen; Kunst unterscheidet sich dann recht wenig von Gesprächen (gern auch mit Revolutionsphantasie), die Social Media-Berühmtheiten hervorbringen.  Fallweise, um es andersherum zu sehen, haben diese Bücher auch den alten weißen Mann in mir getriggert. 

Die Autorin Schwarzrund hat mit „Biskaya“ einen „afropolitanen Roman“ über das Leben dunkelhäutiger Menschen in Berlin geschrieben. Die ProtagonistInnen sind großteils queere KünstlerInnen, auch sonst ist das Szenario kein ganz Altägliches: Es gibt Tote, Attentate und historisch bedeutsame Familienverwicklungen.  Manchmal kommt auch in den Dialogen oder inneren Monologen ein geradezu hemingwayesker Holzhammer zum Einsatz, der dann weniger für Klarheit als für Überraschung sorgt, gelegentlich auch für Befremden.  Was aber am meisten verwundert, sind jene Passagen, in denen Identityfragen gar so schwer von Fragen Heranwachsender zu unterscheiden sind, in denen sich das Problem in einem einfachen „Ihr seid alle Scheiße“, „Bin ich denn allein mit …“ materialisiert. 
Gerade für jemanden, der auf der immer Suche nach anderen Perspektiven ist, ist das erstaunlich. In „Biskaya“ spielen Genderbezeichnungen und uneindeutige Familienverhältnisse eine große Rolle, zehnjährige Kinder thematisieren Gender- und Identitybewusstsein – wenn die Protagonisten dann aber reden, bleiben sie uneindeutig, führen Dialoge wie aus Lifestylezeitschriften und brauchen die Dümmsten als Staffage, um ihren Punkt machen, ihre Story anbringen zu können. 
Gut, das könnte auch Taktik sein. Die Vorgehensweise, die dümmsten Argumente für eine Sache anzuführen, um dann genüsslich dagegen polemisieren zu können, ist das seit bald 30 Jahren die Sackgasse der Political Correctness-Kritik.  Als neugieriger Leser ist man dann etwas enttäuscht. 

Daria Bogdanska beschreibt in der Graphic Novel „Von unten“ ihre Erfahrungen als polnischen Einwanderin in Schweden, die dort eine Kunstschule besuchen und Studentenjobs machen möchte. Sie landet in einem indischen Restaurant, in dem Personal ohne Vertrag unter Kollektiv ausgebeutet wird, hat Freunde aus der Punkszene und landet schließlich bei einer Gewerkschaft. Die allerdings kann auch nichts weiter tun, als ihr zu raten, sich zu wehren – auf das Risiko hin, den Job zu verlieren.  Es gibt ein Happy End, der Böse wird besiegt und muss Strafe zahlen – aber der Weg dorthin ist auch von recht vielen Platitüden gepflastert.
Daria und die Punks träumen von Revolution, ergehen sich in Überlegungen, dass sich gesellschaftlich etwas ändern muss, wenn sie nicht ewig arm bleiben sollen, bedauern die, denen es noch schlechter geht als ihnen und die deshalb nicht mal zur Gewerkschaft können – und sagen keinen Satz, den man nicht schon vor fünfzig Jahren hätte sagen können. 
Letzteres ist durchaus ein soziales und politisches Problem. Auf der künstlerischen Ebene ist es eine Belanglosigkeit. Auf der gesellschaftlichen Ebene wirft es die Frage auf, wo junge AutorInnen meinen, ansetzen zu müssen.  Warum müssen die gleichen Überlegungen wiederholt werden? Wem müssen sie erklärt werden? Ist es Wissen, das vermittelt werden soll, ist es Meinung, die argumentiert werden muss? Werden die vielfältigen Berührungspunkte und Anknüpfungsmöglichkeiten ignoriert, weil man sie nicht kennt, weil sie verkannt werden, weil sie aus irgendeinem nicht ersichtlichen Grund ihre Bedeutung verloren haben? Ist es wichtig, möglichst voraussetzungsfrei schreiben zu können, oder zumindest die Voraussetzungslosigkeit behaupten zu können? 

Ich sehe beides als Indiz dafür, wie logische und historische Zusammenhänge ignoriert werden. Menschen beziehen Position, und dabei ist nicht einmal wichtig, ob sie wissen, in welcher Umgebung sie sich mit ihrer Position befinden, welche Bezüge damit verbunden sind. Damit geht aber auch viel an Bedeutung verloren – historische Parellelen oder logische Konsequenzen gelten als lästiges Beiwerk, als Einschränkung der individuellen Position, als Paternalismus, der die Originalität der eigenen Stimme in Frage stellt.  Stattdessen ist Individualität der relevante Masstab, das Kriterium, das jeden Einwand entkräften kann und so zur Wurzel eines neuen Absolutismus wird.  In einer extrem vielstimmig gewordenen Welt mag es durchaus ein angemessener Weg sein, auf den Tisch zu hauen, unbeirrbar zu bleiben und einfach eine eigene Linie zu behaupten. Ich sehe darin – eben im Behaupten – sogar wirklich relevante Fähigkeiten. Allerdings gehört etwas dazu, das diesen beiden Büchern über weite Strecken fehlt. Aber wenn ich das jetzt als einen souveränen Umgang mit Wissen beschreibe, dann oute ich mich vollends als alter weißer Mann. 

Malcolm Gladwell, Talking to Strangers

Gladwell ist ein Bestseller-Produzent. Seine Bücher verkaufen sich Millionenfach, seine Podcasts werden hunderte Millionen Mal gehört – ein Medienmensch der Stunde, der Themen setzt und Richtungen vorgibt.  Der Podcast „Revisionist History“ erzählt historische Details neu – und ist manchmal durchaus schwer greifbar. Gerade Podcast-Skeptiker haben es schwer, sich in dem Schwall an Information zurechtzufinden, es wird beim Zuhören eine Frage immer lauter: Warum höre ich das jetzt?

Um das Bestseller-Phänomen Gladwell besser kennenzulernen, habe ich es also mit seinem aktuellsten Buch versucht – und ein wenig geht es mir damit ähnlich. Gladwell beschäftigt sich mit Missverständnissen mit anderen und untersucht Fälle besonders plakativer Missverständnisse und Fehleinschätzungen. Dazu vermischt er psychologische Forschung mit wahren Begebenheiten und schöpft dabei aus dem Vollen: Übergelaufene kubanische Spione, Doppelagenten in den Reihen amerikanischer Geheimdienste, die fälschlicherweise wegen Mordes an ihrer Mitbewohnerin verurteilte Amanda Knox, der britische Vorkriegskanzler Neville Chamberlain und College-Vergewaltiger Brock Turner sowie diverse Pädophile sind nur einige spekatuläre Statisten in Gladwells Buch.  Nichts gegen plakative Beispiele. Allerdings kommen mir die Thesen, die diese Beispiele illustrieren sollen, mitunter etwas zu kurz.  Einer von Gladwells Punkten ist, dass wir uns selbst in der Regel für recht komplex und individuell halten, das aber anderen gerne absprechen. Ein anderer ist, dass wir mit weniger Information mitunter bessere Entscheidungen treffen als mit aufwendiger gesuchter weiterer Information, wenn uns diese mit einem falschen Gefühl der Sicherheit zu Spekulationen verleitet. Gladwells Beispiel dafür ist Chamberlain, der die Kriegsgefahr einschätzen und deshalb Hitler kennenlernen wollte und nach Gesprächen zum Entschluss kam, dass man sich auf Hitlers Wort verlassen könne.  Eine andere These ist, dass Situation und Kontext eine Rolle dabei spielen, wie sich andere verhalten – obwohl wir das gerne übersehen. 
Die Thesen bleiben eher anekdotisch. Bei all den eingestreuten Beispielen fällt es schwer, bei der Sache zu bleiben; natürlich ist es, ob der faktenreichen Recherche, trotzdem fesselnde Lektüre.

Für Leser, die Thesen und Argumente erwarten, die sich weniger mit Beispielen und spektakulären Anekdoten, die schließlich alle schon von aktuellen Medien durchgespielt wurden, beschäftigen wollen, bleibt dann aber wenig übrig.  Gladwells Buch kann alles bedeuten, es hält sich alle Wege offen. 
Das macht es einerseits ein wenig unbefriedigend. Andererseits sind Gladwells Bücher wohl Paradebeispiele, wie sich Bücher zum Produkt werden. Sie haben einen griffigen Titel und stellen eine spannende Frage, bieten Reibungsfläche für Journalisten, die sie in beliebiger Richtung auslegen können, und füllen den Raum zwischen einzelnen Überlegungen mit sehr langen Nacherzählungen spektakulärer Kriminalfälle.  Aus Sicht des Autors und Verlegers ist das bewunderns- und beneidenswert.  Aus Sicht des denkenden Lesers ist das auch ein wenig schade.

Aber es lag wenigstens nicht am Podcast-Format, dass ich mir laufend die Frage stellen musste, warum ich das jetzt lese oder höre.

Die Greta-Grenze

„Die PR-Maschine läuft“, twittert Peter Rabl zu einem Link über Greta Thunbergs Schiffsreise nach New York und stellt einen säuerlich dreinblickenden Emoji daneben. Natürlich tut sie das und Gott sei Dank tut sie das – denn sonst wäre es geradezu unheimlich still auf der Welt. Und wenn es dem Herrn Rabe sonst noch niemand verraten hat, dann tu ich es: 95% dessen, womit er in seinem Leben als Journalist zu tun hatte, war PR. Der Rest waren Fehler von PR-Verantwortlichen. Sein Privileg war es, daraus Journalismus machen zu dürfen.  PR ist nichts Schlechtes, Engagement ist nichts Schlechtes, der Kampf gegen den Klimawandel ist nichts Schlechtes. Was reitet dann jene, die Greta Thunberg immer nur mit säuerlich abfälligen Kommentaren erwähnen können, die plötzlich offenbar sogar in Politiker_innen, denen man sonst nicht die üblicherweise größte Sachkompetenz zuschreibt, größeres Sach-Knowhow vermuten? Entlang welcher Werte und Überzeugungen verläuft die Grenze zwischen jenen, die soziale Bewegungen hinnehmen können und jenen, die sich darüber entrüsten müssen?

Üblicherweise bin ich, sobald Gruppendynamik Form annimmt, der erste, der einen Schritt zur Seite macht und weder überrannt noch mitgerissen werden möchte. Hier sehe ich die Pressuregroup aber recht eindeutig bei den alten Grantlern. Sie reden sich in einen Strudel, klopfen einander auf Schultern und überbieten einander dabei, nur zu reden, aber nichts zu sagen. (Anmerkung: Sie klopfen einander auf schmäler werdende, hängende Schultern, müsste man sagen, so wie sie gern Greta Thunberg Frisur und Gesichtsform erwähnen.)

Was sagt das also über die Methoden der Weltsicht, wenn manche hier mit Nachdruck Argumente suchen, eine Erfolgsstory nicht gut finden zu müssen? Da gibt es verschiedene Ansätze, über die man nachdenken könnte.

Egozentriker!

Eine erste Idee ist natürlich ein egozentrisches Weltbild. Allerdings hat sich diese simpelste Annahme, die so vielen vorwissenschaftlichen Theorien zugrundelag (Die Sonne drei sich ein die Erde, der Mensch ist das Maß aller Dinge, Ich denke, also bin ich), schon so oft als problematisch bis falsch herausgestellt, dass man eigentlich auch im Grant darüber hinweg sein sollte. Also suchen wir mal weiter,
Verantwortung! Dann ist es vielleicht genau das Gegenteil: Diese erfahrenen Kommentatoren fordern oft Verantwortung ein. Man müsse ethisch handeln, was bedeutet, auch mit den Konsequenzen zu leben. Sie fordern Verantwortungsethik anstelle von Gesinnungethik – etwas nur zu tun, weil es als richtig empfunden wird, ist ihnen zu wenig. Die Konsequenzen entscheiden.  Ja und, möchte man jetzt meinen? Die persönliche Konsequenz ist immerhin ein auf den Kopf gestelltes Leben, die geforderte Konsequenz – verträglicher mit der Umwelt umzugehen – schadet jetzt auch niemandem. Also?  Weit gefehlt – denn Protestbewegungen ohne Lösungsvorschläge sind wertlos, sagt der gelernte Grantler. Und Greta Thunberg tut schließlich nichts gegen den Klimawandel. Sie verweist auf WissenschaftlerInnen, denen man zuhören solle, auf Verantwortliche, die aktiv werden sollen – aber selber tut sie ja nichts. Außer PR.

Es wäre ziemlich still in einer Welt, in der Kommunikation nach diesen Regeln abliefe. Und die, die nach diesen Regeln etwas sagen dürften, sollten streng genommen dann lieber auch nichts sagen – sondern besser gleich handeln.

Ist das denn überhaupt real?

Eine andere Vermutung: Was ist Protest ohne Handlungsoption schon wert? Ist das überhaupt real, was die Kinder da machen? Es ist ja nur Ideologie – ohne Konsequenz. Und ist falsche Ideologie überhaupt real?  Ohne jetzt auf die Frage von richtig oder falsch einzugehen: Ideen und Trends bewegen etwas, ob uns das passt oder nicht. Junge Menschen bewerfen das Goethe-Haus in Weimar mit Klopapierrollen, um auf metaphorische Vergewaltigungsanspielungen in Goethes Gedichten anzuspielen. Man kann dieser Ansicht zustimmen, man kann über Interpreten und Interpretationsmuster von Lyrik nachdenken, man kann das für Schwachsinn halten – jedenfalls ist das Ereignis real und findet auch medialen Niederschlag.

Das ist ein Indiz dafür, dass mit dem Realitätsargument schlecht gegen Trends anzukommen ist. Ein anderes findest sich beim deutschen Philosophen Markus Gabriel, der sich mit seinem Neuen Realismus gegen den „Naturalismus“ wendet, der nur physische Gegenstände als real gelten lässt. Gedanken sind real – auch wenn sie noch so absurd sein sollte. Sie befinden sich in dieser Welt und können Wirkung zeigen. Das ist allerdings nicht mit dem Inhalt der Gedanken zu verwechseln. Der ist, als Teil des Gedankens, zwar real, kann aber trotzdem (also eigentlich: genau deswegen) auch falsch sein.

Wer, wenn nicht wir?

Wer am Wegesrand steht und schlechtgelaunt twittert, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Darin sind dann diese Mahner jenen nicht unähnlich, die rund um ihre eigene Existenz einen permanenten Opferkult pflegen. Opfer von Verhältnissen, Strukturen, Verpflichtungen sind gefangen und haben keine Gelegenheit, sich zu bewegen. Sie können bestenfalls reagieren.  Andere handeln.  Während die einen mit ihrer Existenz beschäftigt sind und am Hamsterrad des Überlebens drehen, gestalten die anderen Bedingungen. Und wenn es ihnen nicht gelingt, haben sie dennoch eine Spur hinterlassen. Hannah Arendt grüßt: Das animal laborans ist Opfer der Umstände, homo faber hinterlässt eine Spur in der Welt.  Das ist natürlich schmerzhaft.  Und das ist möglicherweise eine Spur: Da handelt jemand und gestaltet die Weltöffentlichkeit – und es ist keine von ihnen. Dann kann man das nicht gutheißen.

Das verwunderliche dabei ist, dass am lautesten jene gehört werden wollen, die im Lauf ihres Lebens ausreichend Gelegenheit hatten, sich Gehör zu verschaffen. Das kann Gewohnheitsssache sein. Oder Charaktersache: Man hört es mit der Zeit für so selbstverständlich, gehört zu werden und recht zu bekommen, dass es nicht mehr ohne geht.  Das ist insofern bemerkenswert, als solche harmlos beginnenden Threads wie der eingangs zitierte dann oft zu Laiendiagnosen von ADHS oder Asperger Syndrom führen.

Die Greta-Grenze verläuft ganz einfach zwischen jenen, die einem Menschen Anerkennung und Aufmerksamkeit geben können, und jenen, die beides stets für sich einfordern. Damit ist sie eine sinnvolle Demarkationslinie dafür, mit wem man reden und arbeiten kann, und mit wem eher nicht.

Schnitzelpolitik: Im Frittierfett der Moral

Wer ist normaler, einfacher und hat das Herz am richtigeren Fleck? Vom rechteren Fleck reden wir mal noch nicht.  Seit – spätestens mit Brexit und Trump – das „einfache Volk” zurückgeschlagen hat, rätseln Politiker_innen, was denn mit diesem los sei und wie sie es wieder für sich gewinnen könnten.  Die einen inszenieren sich als Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die sich zwischen Kindergarten, Gute-Nacht-Lied und langen Familienwochenenden schnell noch ein wenig Zeit für Politik abknöpfen.  Die anderen setzen auf die einfachen und niedrigen Tugenden, das heißt sie arbeiten vor allem mit Neid und Opfern – die Opfer sind abstrakte andere, die nicht zum Volk gehören.  Wieder andere, die schon fast von der Bildfläche verschwunden sind, entdecken plötzlich den Hass als tolles Instrument für sich und möchten damit jenen das Wasser abgraben, sie sonst mit Neid arbeiten. Dann gibt es die diffusen Zukunftsprediger, die Inhalte möglichst vermeiden und gut damit fahren, solange die Lichtstimmung auf den Fotos nur schön genug ist und der Himmel wolkenfrei ist.  Diese Typen und Strategien finden sich bei fast allen Gruppierungen bunt durchmischt in unterschiedlichen Gewichtungen.  Und dann gibt es noch die, die anscheinend jeden Tag aufs Neue mit sich selbst um eine Positionierung ringen. Und dabei die eigenartigsten Kapriolen fabrizieren. 

Bliebt doch lieber bei den Phrasen

Der Ablauf dabei ist in aller Regel ungefähr so: Jemand bringt eine neues Thema aufs Tapet und ist damit erfolgreich. Dieses Thema muss dann aufgegriffen, adaptiert und gekapert werden.  Abschreiben war für viele Menschen jetzt immer schon eine erfolgversprechende Strategie, durchs Leben zu gehen. Dumm ist nur, wenn man das Abgeschriebene dann noch etwas erweitern und verbiegen muss, um es in eigene Positionen einfügen zu können. 
Das österreichische Beispiel der Gegenwart dafür ist das Schnitzel:  Im EU-Wahlkampf 2019 wurde es von der Volkspartei herangezogen, um gegen EU-Bonzen zu wettern, die auf mafiöse Weise heimische Koche beim Bräunegrad der Panier bevormunden wollten, so die Legende.  Das konnten die Rechten von der FPÖ nicht auf sich sitzen lassen und setzten in der Vorphase des Nationalratswahlkampfs noch eins drauf: Schnitzel gehöre fix auf den Speiseplan von Kindergärten, man wolle sich schließlich nicht von muslimischen Schweinefleischskeptikern dreinreden lassen. Dass die Forderung fallweise mit dem Bild eines panierten Fischfilets statt eines Schnitzels illustriert wurde, ist eine nette Fußnote.  Das hat Potential, dachten sich dann wohl auch andere Politiker_innen und machten aus dem heimischen Schnitzel ein Bollwerk gegen billige Fleischimporte “aus dem Ausland“ und für den Klimaschutz. Wieder andere witterten da aber sträflichen Elitarismus und Verrat am einfachen Volk: Das Schnitzel dürfe nicht zum teuren Statussymbol werden, es können nicht sein, dass ökologische Vernunft mit einem Preiszettel versehen werde. Einschränkungen kommen nicht infrage – das ist absurderweise ja wieder ein Argument, bei dem sich radikalere Linke mit viel Vision, aber wenig Plan, und Stockkonservative mit am Auto hängendem Traditionsbewusstsein und fest zugeknöpfter Geldbörse freundschaftlich die Hand reichen könnten. 

Sozialdemokratie, neuerdings moralfrei

Ein Spannungsfeld wie geschaffen also für eine Partei, die ihr Programm sucht. Das ist in diesem Wahlkampf nicht etwa eine der kleineren Parteien – nein, die alte Dame SPÖ eiert tragischerweise personell und programmatisch am Rand des Abgrunds und nutzte daher folgerichtig die Chance auf den Sprung ins Frittierfett. 
Erst verkündete die Parteichefin ihren Willen, das Schnitzel nicht zum Luxusobjekt verkommen zu lassen. Das wurde begrüsst, belächelt, als ernährungswissenschaftlich und klimakrisentechnisch problematisch diskutiert und schließlich auch als historisch unrichtig diagnostiziert. Zumindest in der Kindheitserinnerung österreichischer Twitterer war das Schnitzel immer Luxus (in meiner übrigens auch, wenn auch kein besonders wichtiger).  Zeit also für das dialektische Schwergewicht Max Lercher, ehemaliger Geschäftsführer und heute Stimme eben jener Erdigen, um die man sich bemühen müsse, in einem epischen Facebook-Kommentar auszureiten.  Anfangs berührt er darin viele aktuelle Diskussionspunkte zwischen Handelspolitik, Klimakrise und Tierschutz. An den Absichtserklärungen ist woe so oft in der Politik nichts falsch, weil sie auch nichts sagen. Die Absicht, Dinge zu verbessern, ist ehrenwert; die Details bleiben unausgesprochen – damit sie von jedem anders verstanden werden können. Ein Großteil politischer Texte könnte, so meine These, beliebig ausgetauscht und anderen Parteien untergeschoben werden, man würde es nicht merken.  Das liegt weniger am Formulierungsgeschick der Autor_innen, als daran, dass man in den wenigsten Texten so weit kommt, konkret argumentieren zu müssen. Politische Texte befinden sich immer schon in einer Sphäre des Vorverständnisses. Wir haben Bilder von Parteien oder Politiker_innen, die den eigentlichen Sinn stiften und bestimmen, was wir verstehen. Das ist eine Folge der Markenbildung, die nicht nur für Politik gilt. Wir wundern uns allenfalls über Prioritäten (Warum redet gerade die/der gerade darüber?), die Bedeutung reimen wir uns schon irgendwo zurecht. 

Jenseits der geschützten Werkstätten wird es gefährlich 

Ein Problem wird das nur dann, wenn dieser geschützte Raum einmal verlassen werden muss. Dieses Bedürfnis verspürte offenbar auch Max Lercher am Ende seines Textes und lieferte damit ein schönes Beispiel für die absolute Verwirrung und Vernichtung einer Idee in wenigen Zeilen. Er möchte sich von der Moral verabschieden. Also nicht wirklich von der Moral, aber von der „Moral“ die man Klimakrisenwarner_innen, CO2-Steuer-Befürworter_innen oder Feminist_innen heute vorwirft, die man jeden vorwirft, denen man unterstellt, etwas verbieten zu wollen. Er fordert Gerechtigkeit und Fairness und sagt dann: „Wir (…) sollten die Moral dort lassen, wo sie hingehört (nämlich in der Kirche).“ Man muss sich also von der Moral verabschieden, um ungestört Schnitzel essen zu können. Das ist eine starke Ansage. Üblicherweise sind Momente, in denen es für angemessen gehalten wird, Moral hintanzustellen, Notsituationen, in denen das Überleben auf dem Spiel steht. Kleinere Geister erweitern das gerne auch insofern, als sie Stärkeren/Mächtigeren/Reicheren nicht den gleichen moralischen Respekt zugestehen wie allen anderen.  In diesen Notsituationen (oder weil es dem anderen ohnehin nicht weh tut, es trifft ja keine Armen) nimmt man sich, was man kriegen kann und rennt (oh, da klingelt ja noch ein anderer SPÖ-Slogan im Hinterkopf: Holt euch, was euch zusteht! – Erinnert sich jemand? Auch das war übrigens eine beistrichtechnisch sehr geforderte Kampagne.)  Was spricht sonst noch gegen Moral? Manche ewigen Gymnasiasten stricken sich nietzscheanisch angehauchte Amoralitätskonstrukte. Nicht weit entfernt davon sitzen dann die Rechner und Rationalisten, die für jede Theorie eine ökonomische Erklärung bei der Hand haben, dann gibt es noch die Erfolgreichen, für die alles recht ist, was zu Wachstum verhilft – es gibt viele Spielarten amoralischer Zonen. Allesamt sind eher unerwünschte Randerscheinungen, die sich gegen etwas stellen, von etwas abgrenzen. Nichts davon ist solidarisch oder sozialdemokratisch. Im Gegenteil. Moralische Komponenten sind wohl die wichtigste Grundlage, wenn ein Konstrukt rund um Fairness und Gerechtigkeit jemals laufen lernen soll. 
Sollen sich die Sozialdemokraten aber selbst überlegen, warum Moral plötzlich zu ihren Feindbildern gehört. Unabhängig davon ist auch der Konnex zwischen Moral und Kirche schlicht sachlich falsch. Moralische Überlegungen sind nicht nur älter als Kirchen, sie sind auch unabhängig von konkreten Ausprägungen von Kirchen und Religionen und sie lassen sich auch sehr gut ohne religiösen Überbau begründen. Und das klappte auch im stärker kirchlich dominierten Zeiten ganz gut: Der anarchistische Denker Peter Kropotkin feierte unter anderem Adam Smith als denjenigen, der den Grundstein für moralische Argumentation ohne den Bezug auf göttliche Wesen geschaffen habe – das ist ziemlich ideologieübergreifende Anerkennung. 

Eingeklemmt in Worthülsen

Lassen wir das. Denn schließlich sind solche Behauptungen nur Symptome. Aus Worthülsen bestehende Kommunikation, in der Argumentation, Logik, Konsistenz, Stringenz oder auch nur historische Fakten vollkommen irrelevant sind, ist der Normalzustand. Wir bewegen uns in Bedeutungskreisen – die zu schaffen ist eine der Kernaufgaben politischer Bewegungen, es ist eine der wesentlichen Funktionen von klassischen Medien, die diese Bedeutung über ihre Marke verstärken (und umgekehrt). Und auch scheinbar offenere Medien wie Social Media haben diese Bedeutungskreis über so einfache Mechanismen wie Auswahl und Ausschluss schnell abgeschlossen. Für viele Menschen gilt: Je mehr Auswahlmöglichkeiten sie bei Information haben, desto eher beschäftigen sie sich stets mit demselben. Manche werden dadurch zu Expert_innen, andere zu Fachidiot_innen, wieder andere vermeiden so, neues zu erfahren. 
Ein Problem wird das vor allem dann, wenn einmal die eigenen Bedeutungskreise durchbrochen werden müssen. Das kann der Fall sein, wenn man einmal etwas anderes sagen möchte – nicht das, was immer von einem erwartet wird. Das ist selten ein bewusster Vorgang. Öfter passiert das einfach: Man möchte weiter ausholen, die Aufmerksamkeit auf andere Punkte lenken, einen Punkt deutlich machen, der scheinbar augenscheinlich ist, aber offenbar übersehen wird. 

Buchstabensuppe

Stattdessen entstehen Worthülsenaneinanderreihungen ohne Bedeutung; die Regeln von Logik, Grammatik und Semantik reichen nicht aus, um diesen Buchstabensuppen den Sinn zu verleihen, den der oder die Absender_in gerne für sie reklamieren möchte.  Um verstehen zu können, muss man schleunigst wieder zurück in die alten Bedeutungskreise, und die Absurdität des Gesagten wird dann, sofern sie überhaupt thematisiert werden konnte, als Vorstoß, eine Diskussion anzuregen, abgetan.  Man könnte da jetzt informationstheoretisch anknüpfen und über die Bedingungen der Möglichkeit des Neuen in der Sprache nachdenken. Ich habe aber den Verdacht, dass auch das nicht passiert.  Das jahrzehntelange Dogma, Dinge kurz und einfach zu halten, langweilt jetzt offenbar sogar schon die, die es predigen. Sie haben allerdings verlernt, anders zu kommunizieren. Der viel geschmähte Elfenbeinturm hat lang als Steinbruch gedient, aus dem man sich nach Belieben Bruchstücke herausgeholt hat, und sie kontextfrei zu verbraten. Da ist halt nicht viel übrig, wenn man jetzt einfach mal schnell zurück in höhere Sphären möchte. Die Gefahr, in dem baufälligen Turm auf einer Treppe ohne Geländer auszurutschen, ist zu groß. 

Aber Gottseidank ist diese Region der sinnvollen Kommunikation, in der man über Neues reden könnte, so verlassen, dass kaum jemand dabei beobachtet wird. Ausgerutscht? Kein Problem, Staub aus der Kleidung klopfen, blaue Flecken ignorieren und so tun als wäre nichts. Die Geste ist ausreichend, notfalls kann sie mit der nächsten empörten Behauptung wiederholt und untermauert werden.  Fraglich ist nur, wie lang man dieses ignorante Spiel weiterspielen kann, ohne im völligen Chaos zu landen. Wobei – schaut nach England, schaut in die USA.