Heinz Tesarek – Zwischenzeit

Heinz Tesarek – Zwischenzeit

Es ist bald fünfzehn Jahre her, Frühling in Wien, Krieg am Balkan. Ich war Chronikjournalist bei News und einerseits neugierig, andererseits wenig begeistert von der Vorstellung, dort hinzufliegen. Mazedonien, Albanien – damals nie wirklich von diesen Ländern gehört; Karl Mays “Durch das Land der Skipetaren” war die eine Begegnung (aber auch damals schon lange her), die Vorstellung von einem unbekannten Land, strenger abgeschirmt als China, die andere.

Wir stiegen dann trotzdem in einen ziemlich versifften Flieger, der gerade Flüchtlinge nach Wien gebracht hatte und postwendend nach Skopje zurückflog, mit einer der wenigen Ausnahmegenehmigungen für den gesperrten Luftraum.

heinz-tesarek_paris

Mit dabei war Heinz Tesarek als Fotograf. Heinz hat jetzt einen Bildband über die Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte in Osteuropa veröffentlicht. Die Bilder dokumentieren Veränderungen in zwölf europäischen Ländern, im asiatischen Teil Russlands und in den USA – vom Lehman Crash über Paris Hilton in Ischgl bis zu Obdachlosen oder Luxusmessen und überdrehten Businessparties in allen Ländern.

Heinz Tesarek

Die Ausstellung zum Buch im West 46 läuft nur noch bis 30. Juni, das Buch gibt es länger – und das ist eine ausdrückliche Kaufempfehlung

Und das war damals, 1999, der ziemlich zynische Sommerhit von Igor Dzambazov in Mazedonien.

Michael Hafner

Michael Hafner

Technologiehistoriker, Comic-Verleger, Datenanalyst

Sonst noch neu

Erwin Schrödinger, What is Life?

Wer gern Fakten und Vernunft anruft und damit die Dinge für gelöst ansieht, sollte Schrödinger lesen und sich wundern, wie uneindeutig Physik werden kann.

Jeanette Gusko, Aufbrechen

Brüche im Lebenslauf schaffen Resilienz, Problemlösungskompetenz und Flexibilität. Da kann man mit. Aber die Idee, das an Gruppenidentitäten zu knüpfen (Ostdeutsch, Migrationsgeschichte oder sozialer Aufstieg) ist haarsträubend abstrus.

Anke Graneß, Philosophie in Afrika

Eine ausführliche Analyse einiger früher afrikanischer Texte, die sich aber etwas zu lange mit vorbereitenden Fragen (Was ist Afrika? Was ist Philosophie) beschäftigt, um die eigentlich gesuchten Antworten zu geben.

Martin Andree, Big Tech muss weg

Pläne zur Plattformregulierung werfen stets die Frage auf: Wer soll das wie durchsetzen? Andree appelliert an die Politik, lässt dabei aber außer Acht, dass Medien und User selbst daran arbeiten müssen, die notwendige Distanz zu den großen Plattformen wiederherzustellen.

David Chalmers, Reality+

David Chalmers ist ein phantasievoller Philosoph mit ausgeprägtem Hang zur Spekulation über Digitales. Seine Thesen zeigen deutlich, wie schnell Digitaldiskurse heute veralten.

Meine Bücher