Nur die coolsten Mönner lesen Bücher von Frauen – meint Passmann auf den ersten Seiten von Pick Me Girls. Insofern liegt die Latte ja niedrig. Trotzdem habe ich mir mit dem Essay teilweise schwergetan.
Pick Me Girls, das sind Frauen für Mönner, die eigentlich nichts mit Frauen zu tun haben wollen, sondern einen weiteren Kumpel mit anderen körperlichen Attributen wollen. Sie sind unkompliziert, verleugnen sich selbt, missachten eigene Bedürfbisse und vermeiden möglichst alle Berührungspunkte mit dem Klischee der komplizierten Frau. Sie begegnen Unzufriedenheit oder Unsicherheit mit dem eigenen Körper, indem sie Körperliches als unwichig betrachten, sie distanzieren sich von weiblichen Rollenbildern, indem sie sie als dumme Klischees betrachten, die auf viele andere zutreffen, aber nicht auf sie selbst.
Passmann beschreibt die Unzufriedenheit als Pick Me Girl und die – erlösende – Unzufriedenheit, zu dieser Unzufriedenheit zu stehen und sich auf die eigenen Ängste und Sorgen einzulassen. Ein normaler Prozess des Erwachsenerwerdens, könnte man meinen.
Und in der Tat erwähnt Passmann nebenbei, dass es nachdenklichen Jungs ebenso geht: Sie leben an Erwartungen vorbei, lassen möglicherweise positive Rolllenklischees liegen und müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie all die Chancen, ein rücksichtsloser tatkräftiger Arsch zu sein, so wie es von Männern erwartet wird, an sich vorbeiziehen lassen.
Warum dann ein ganzes Buch über die weibliche Perspektive?
Eben weil Männer Erwartungen, Selbstbilder und positive und negative Heldenfiguren seit langem detailliert sezieren, analysieren und zelebrieren. Ohne zu erwähnen, dass das mitunter ein wenig erbärmliche Bubengeschichten sind.