Ich wollte dieses Buch eigentlich nicht lesen. Auf der Suche nach zeitgenössischer rumänischer Literatur aktuellen Themen bin ich dann doch darüber gestolpert, auch wenn es eher ein zeitgeschichtliches Thema ist.
Mihuleacs Erzählweise fesselt allerdings auch eilige Leser wie mich ab den ersten Seiten. Das konstruierte Szenario einer reichen Amerikanerin, die ihn als armen rumänischen Schlucker ohne Literaturagenten ausgewählt hat, ihre Geschichte zu erzählen, liefert ihm den Rahmen, eine aktuelle und ein historische Familiengeschichte zugleich zu erzählen. Beide Geschichten kreisen um den vielleicht weniger bekannten aber um so grausameren Progrom von Iasi 1941. Zum Kriegseintritt Rumäniens wurden dort über 13.000 Juden ermordet.
Catalin Mihuleac erzählt eine vielschichtige Familienstory und entwickelt über hunderte Seiten liebevoll Charaktere, die dann im Vorbeigehen mit einem Stockschlag ausgelöscht werden oder als einer unter hunderten im Waggon des Todestags ersticken. Der Pogrom selbst lauert über der Geschichte und prägt sie, obwohl er nur auf wenigen Seiten Thema ist. Die Grausamkeit scheint durch manchmal beiläufige, manchmal liebliche, manchmal sehr explizite Schilderungen und Formulierungen. Und setzt sich umso hartnäckiger im Kopf des Lesers fest.
„Oxenberg & Bernstein“ beschäftigt einen auch noch Wochen, nachdem man das Buch weggelegt hat. Und es ist auf allen Ebenen eines der besten Bücher, die man zur Zeit lesen kann.