„Mein Mercedes ist größer als deiner“ ist ein klassisch afrikanischer Entwicklungsroman, eine Geschichte, wie sie sich in vielen Varianten auch in Millionen afrikanischer Popvideos wiederholt: Junger Mann verlässt das Dorf, zieht in die Stadt, wird von Macht, Geld und Drogen verdorben und sucht auf die eine oder andere Art den Rück- oder Ausweg.
Der Protagonist in Nkem Nwankwo Roman hat vorerst Spaß dabei und kehrt auch nur zurück, um zu protzen. Er arbeitet in der Kommunikationsbranche, als Public Relations Spezialist ist der vor allem für die Auszahlung von Schmiergeldern europäischer und amerikanischer Konzerne zuständig. Das ist ein lukratives Geschäft, das ihm eine tolle Wohnung in Lagos einbringt, die ihm tolle Frauen einbringt, genug Geld – und einen Jaguar, der im Dorf vorgeführt werden muss, obwohl dorthin praktisch keine Straßen führen.
Das geht nur eine Zeitlang gut. Dann werden die fehlenden Stra0en und der im Überfluss vorhandene Schnaps dem Jaguar zum Verhängnis.
Und besonders bitter ist, dass der Cousin des Protagonisten, der ebenfalls gerade in das Dorf zurüpckgekehrt ist, offenbar auf das bessere Pferd gesetzt hat. Als politischer Lobbyist kann der sich sogar einen noch begehrteren Mercedes leisten. Der vom Verlust seines Jaguar schwer gebeutelte Protagonist erweist sich als lernfähig und will es ihm gleichtun.
„Mein Mercedes ist größer als deiner“ ist eine nigerianische Story von Wanderschaft, Macht, Korruption, Politik und den persönlichen Grenzen, die Menschen immer wieder erbarmungslos einholen.
Manchmal wie man als Leser dabei nicht, ob die Erzählung dabei gerade humorvoll, defätistisch, übertrieben dramatisch oder einfach nur nüchtern realistisch ist. Das weiß man allerdings auch dann oft nicht, wenn man afrikanischem Alltag abseits der Literatur im realen Leben mitbekommt.
Nkem Nwanko wurde 1936 in Nigeria geboren, arbeitete dort als Journalist und starb 2001 in den USA