Der Titel ist schon mal griffig – „Mein erster Staatsstreich“ muss man erst toppen. Mahama hat den Staatsstreich in Ghana 1969 als Nkrumah gestürzt wurde, als Siebenjähriger miterlebt. Sein Vater, damalsRegierungsmitglied, landete for ein Jahr im Gefängnis.
Mahama, selbst von 2012 bis 2017 Präsident Ghanas, schreibt in dem 2012 erschienen Buch lose autobiografische Skizzen über seine Kindheit während der verlorenen Jahrzehnte Afrikas. Ende der 60er Jahre – einige Jahre nach den ersten Unabhängigkeitserklärungen – bis Ende der 80er Jahre war für viele afrikanische Staaten eine von Umstürzen, Militärdiktaturen und korrupten Putschisten und Diktatoren geprägte Zeit.
Mahamas Skizzen sind großartig zu lesen, geben Einblick in seine persönliche Geschichte, in die schnell wechselnden Hohen und Tiefen einer ghanaischen Biografie (sein Vater war Minister, geächteter Ex-Politiker, erfolgreicher Unternehmer und dann wieder verarmter Flüchtling, erst in der Elfenbeinküste, dann in Nigeria und schließlich in London) und in die Abenteuer afrikanischer Kindheiten.
Ein paar Streiflichter aus dem bunten Panorama:
Mahamas Vater ging nur zur Schule, weil der Distriktsgouverneur darauf bestand, denn zumindest ein Enkel des letzten Chiefs musste der Vorbildwirkung halber die Schule besuchen, wenn schon die Söhne die Schulbildung verweigert hatten.
Die Rich Kids auf dem Land erschreckten Dorfbewohner damit, dass sie ihnen, wenn sie zu Besuch kamen, eiskaltes Wasser aus dem Kühlschrank servierten.
Sozialistische Utopien, die sich in vielen gebeutelten afrikanischen Ländern entwickelten und von der UdSSR gerne gefördert wurden, nahmen dank der in den 80er Jahren häufigen Moskau-Stipendien für afrikanische Studenten ein jähes Ende.
Von der Idylle am Land und ersten Black Power-Ansätzen bis zu Militärterror und Lynchjustiz für Taschendiebe sind es in Mahamas Erzählungen fließende Übergänge.
Hinter all dem steckt der ständige Wunsch, zu lernen, zu verändern, zu verbessern, ein besserer Mensch zu sein, für eine bessere Gesellschaft zu arbeiten. Ich habe noch nie so ein schönes Buch von einem aktiven Politiker gelesen. Und keines, dass mich auch persönlich so von der politischen Arbeit des Autors überzeugt hätte.
John Dramani Mahama wurde 1958 in Ghana geboren und ist Politiker, 2012 bis 2017 war er Präsident Ghanas.