Ich halte ja Sprache für grundsätzlich schon wichtig. Auf den ersten Blick ist Sprachgefühl vielleicht nur eine nerdige Spielerei – man versteht vieles ja auch so, vor allem wenn der Kontext da ist.
Auf den zweiten Blick, und vor allem dann, wenn der Kontext mal verloren gegangen ist, können sprachliche Details durchaus wichtig wären.
Ein gutes Bespiel dafür ist dieser Spruch von NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, der es immerhin auch als Zeit-im-Bild-Shareable zu Social Media-Ehren gebracht hat. Ich habe zwei Tage gebraucht, um diesen Spruch zu verstehen – weil er für mich genau das Gegenteil bedeutet.
„Wer kein Demokrat ist, hat in dieser Regierung nichts verloren.“ Denn diese Regierung besteht aus lauter tollen Demokraten, also passen Anti-Demokraten dort nicht hin.
Besser wäre:
„Wer ein Demokrat ist, hat in dieser Regierung nichts verloren.“ Denn diese Regierung schadet der Demokratie und man muss sich davon distanzieren.
Oder:
„Wer kein Demokrat ist, hat in der Regierung nichts verloren.“ In keiner Regierung, denn egal, wie die Regierung zusammengesetzt ist, Demokratie sollte der gemeinsame Mindeststandard sein, an den sich alle halten.
In der hashtagdominierten Politkommunikation fällt so etwas vielleicht nicht auf. Man weiß ja auch, wer wofür steht. – Und das ist meines Erachtens auch das Problem an derartigen Kommunikationsstilen. Man versteht ohnehin nur, was man schon weiss – oder was man verstehen möchte.
Das ist die Art von Kommunikation, die in bestehenden Blasen funktioniert, es ist der Schmäh, der unter Bekannten läuft. Aber es ist nichts, mit dem man neue Menschen ansprechen kann, unbekannte Zielgruppen erreicht oder neue Themen aufbereiten kann.
Ein wenig tragisch ist nur, dass das Erschließen neuer Zielgruppen gerade in der Politkommunikation oft erklärtes Ziel ist.