Michael Hafner
Abenteuer mit dem traurigen Affen – 2
Wortlose Abenteuer mit großer Leidenschaft zum Sonntag. Romanzen mit stummen Helden. Sad Monkey Movie Pt. 1.
Sad Monkey Movie – Pt. 1 from Michael Hafner on Vimeo.
Kriegsrhetorik ist soziale Genmanipulation
Krieg vereint nicht wirklich.
Krieg oder Verbrechen?
Nicht mit uns. Mit mir auch nicht.
Die #Leitkultur ist gebaut wie ein Haus: Fundament und Stütze ist das Christentum. Die #Aufklärung bildet die verschiedenen Räume.
— Marcus Franz (@MD_Franz) November 12, 2015
Auch das ist ein Wort Jesu: “Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu senden, sondern das Schwert” Mt 10.34 — Marcus Franz (@MD_Franz) November 16, 2015
dazu fällt mir echt nichts ein. Außer, dass die Antwort sehr treffen ist. pic.twitter.com/a95cYWeaIl
— Michael Hafner (@Michael_Hafner_) November 14, 2015
Heute bin ich von vielen bewusst missverstanden worden.Jede Kontrolle vor Fußballstadien oder Grenzkontrollen sehe ich als Einschränkung. — Reinhold Lopatka (@ReinholdLopatka) November 14, 2015
Kämpfen? Oder doch nur Kriegsrhetorik?
Link-Radikal
Dank der EU-Kommission diskutieren wir also wieder mal, ob und was man verlinken darf. Der Kern: Verleger wollen zwar schon in (Google-)Suchergebnissen präsent sein, aber sie sind Google den Erfolg neidisch und würden gerne mitschneiden.
Ritchie Pettauer hat das Wesentliche dazu beschrieben, aber mir fallen da noch ein paar Ideen für neue Geschäftsmodelle auf dieser Basis ein:
- Buchungsplattformen sollen Hotels und Restaurant bezahlen, um sie auf ihre Plattformen zu nehmen.
- Ebay soll Anbieter bezahlen – ohne Produkte gäbs schliesslich keinen Traffic auf der Seite.
- iTunes müsste ebenso zur Kasse gebeten werden wie Google selbst, denn ohne User hätten auch bezahlte Suchtreffer wenig Marktpotenzial.
- Und Zeitungen müssten dann auch in ihre Taschen greifen: Einerseits, um Leser zu bezahlen, ohne die es keine Anzeigen gäbe, andererseits, um die Protagonisten ihrer Stories zu entschädigen, ohne die es eben keine Stories gäbe.
So weit hergeholt ist das gar nicht. Von Medien finanzierte Politiker würden vielleicht geringfügig mehr Spektakel machen – fraglich allerdings, ob man den Unterschied merken würde.
Und die Geschäftsmodelle erinnern mich an die Urzeiten der Contentsyndication. Als wir damals, als die Telekom Austria noch Jet2Web hiess und Telekomunternehmen die besseren Medienunternehmen sein wollten, redaktionelle Portale aufgebaut haben, wurden für Unmengen an Geld Inhalte gekauft. Nicht etwa, um Redaktionen damit zu finanzieren und spannende eigene Inhalte zu erstellen, sondern um längst veröffentlichte Agentur- und Zeitungsmeldungen zu kaufen. Das waren goldene Zeiten für Zeitungen: Sie haben einfach ihren Job gemacht und doppelt dafür kassiert. Und sobald User die Adresszeile ihres Browsers bedienen konnten, waren sie dann auch weg von den Telekom-Portalen.
Damals wurde im übrigen auch nicht verlinkt – denn es ging ja darum, User möglichst lang auf den eigenen Seiten zu halten.
Und heute?
Heute funktioniert das Modell eigentlich. Jeder macht sein eigenes Ding mit seinem eigenen Geschäftsmodell. User entscheiden, was sie nutzen möchten. Gewohnheit, Faulheit und Konzentrationstendenzen verzerren den Markt ein wenig.
Allerdings gibt es auch noch andere als die EU-Kommission, die diesen Zustand ankreiden. Jaron Lanier beschäftigt sich in seinen Büchern “You are not a Gadget” und “Who owns the future?” schon länger mit Ideen für Gegenentwürfe zu Gratis-Geschäftsmodellen. Sie spielen den Ball an die User zurück. Denn entscheidend ist letztlich, wer wofür zu zahlen bereit ist. Ein Punkt, den auch Joachim Hirsch in seinem Beitrag zum Elevate-Sammelband (“Ein Handbuch für morgen”) macht: Gesellschaft und Wirtschaft werden “dadurch verändert, dass Menschen anders leben, anders arbeiten, andere Vorstellungen davon entwickeln, was ein gutes und würdiges Leben ist.” – Und dabei hilft uns eine Linksteuer vielleicht sogar: Wer nicht verlinkt werden will, kann sich selbst aus dem Spiel nehmen. Dann bleibt mehr für Blogger und andere Publisher, die sich über Traffic freuen und ihn zu nützen wissen.
Der Schein trügt – Wieviel Korruption ist notwendig?
Eindimensionalität verdirbt die Phantasie – und die Ehrlichkeit. Colin Crouch stellte am Dienstag in der Diskussion mit Robert Misik sein aktuelles Buch “Die bezifferte Welt. Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht” vor.
Die Kernthese lässt sich am besten anhand eines von Crouch schon vor einem Jahr beschriebenen Beispiels zusammenfassen: Was machen wir, wenn wir ein vernünftiges, also schadstoffarmes Auto kaufen wollen? Wir können keine eigenen Tests durchführen, also sind wir auf Prüfberichte und Herstellerangaben angewiesen. Uns steht das Wissen nicht originär zu Verfügung, wir müssen auf das Wissen anderer vertrauen.
Eindimensionale Ziele fördern Ignoranz
Wenn sich dann ein grosser Schwindel bei Abgaswerten (wie bei VW) herausstellt, wird gleich auf mehreren Ebenen deutlich, wie eindimensionale finanzielle Ziele Wissen bedrohen: Falsche Abgaswerte enthalten den Kunden Wissen vor und verzerren dadurch den Markt. Aus der internen Perspektive betrachtet muss jemand im Unternehmen gewusst haben, dass die Werte falsch sind und dass das Auffliegen des Schwindels dramatische finanzielle Kinsequenzen nach sich ziehen werde – auch hier wurde besseres Wissen und der kurzfristigen finanziellen Ziele willen ignoriert.
Eindimensionale Ziele sind leicht zu beobachten und zu messen, es ist leicht, Handlungen nach ihnen auszurichten. Am eindimensionalsten und auf den ersten Blick auch am eindeutigsten sind finanzielle Ziele. Crouch führt dazu Beispiele aus dem öffentlichen Dienst an: Seit hier messbare Ziele und Prämien Einzug gehalten haben, geht der Nonprofit-Gedanke verloren und anstelle der Problemlösung tritt Effizienz als oberstes Prinzip. Was manchmal schon schräge Blüten treibt: In England, auch eines von Crouchs Beispielen, vermuteten Gesundheitsbehörden eine zu niedrige Anzahl von Demenz-Diagnosen. Betroffene bekommen so keine rechtzeitige Therapie. Die Lösung war ein Kopfgeld für Ärzte: Jede Demenz-Diagnose wurde mit einer Geldprämie belohnt. Für das Vertrauen in den Arzt nicht gerade förderlich …
Crouch zeigt Entwicklungen und Probleme auf; Lösungen und Ratschläge verkneift er sich.
Geht es überhaupt ohne Korruption?
Jetzt ist gegen Effizienz grundsätzlich nichts einzuwenden. Ich denke auch, dass die Gut/Böse-Gegenüberstellung von profitgetriebener Privatwirtschaft und dem unabhängigen, der allgemeinen Entwicklung verschriebenen öffentlichen Bereich nicht in Crouchs Sinn ist.
Politiker brauchen nicht den Kontakt zu Unternehmen, um korrumpierbar zu sein – das schafft der Drang zum Machterhalt oft schon alleine. Und Regulierungsbehörden müssen nicht korrupt sein, um dumme, besserem Wissen widersprechende Regulierungen zu erlassen – sie sind schließlich selbst keine praktizierenden Experten, sondern nur Beobachter.
Crouch verwendet den Begriff “Korruption” sehr häufig und meint damit den nicht mehr offenen, vorbehaltlosen Umgang mit Wissen. Das erinnert an Objektivitäts- und Faktentreue-Diskussion im Journalismus und wirft damit auch die Frage auf: Gibt es überhaupt so etwas wie Nicht-Korruption?
Finanzziele können sehr leicht korrumpieren. Das muss noch gar nichts mit Bestechlichkeit zu tun haben. Wer sich auf ein – finanzielles – Ziel ausrichtet, hat einen starken Anreiz andere, durchaus auch vernünftige Ziele außer Acht zu lassen. Das gilt für aufgrund ihrer Zielvereinbarungen gegeneinander arbeitende Abteilungen ein und desselben Unternehmens ebenso wie für Effizienzvorgaben in der Gesundheitsversorgung oder für Controller, die zu Leitern von Innovationsabteilungen bestellt werden.
Politische Ziele sind mehrdimensionaler, orientieren sich aber auch nicht gerade an Wissen. Sie orientieren sich an Werten und ziehen damit einen ganzen Rattenschwanz nach sich, der letztlich dann doch auch vereinfacht werden muss. Denken wir nur an Pensionsdebatten: Was heissen Generationenfairness und Rechtssicherheit heute (verdiente, sichere und steigende Pensionen), was in 20 Jahren (ein nicht finanzierbares Loch von 30 statt 8 Miliarden jährlich)?
Zudem scheint Korruption unvermeidbar. Jede Entscheidung schliesst etwas aus, das dann nicht mehr wichtig ist. (Kurzer Exkurs: Der erste mit dieser Idee war Spinoza, der damit schon auf die Beschränktheit von Schlauheit aufmerksam machte. Und zuletzt kam Lacan mit seiner Meinung einfache Feststellungen wie “Du bist John” seien kein Zeugnis von Identität sondern von Gespaltenheit. Wenn das Ergebnis dieser Feststellung auf der Hand läge, bräuchte es sie nicht, aber wir machen uns die Welt eben, wie sie uns gefällt. – Ja, Pippi Langstrumpf war da klarer auf dem Punkt, wie Chefredakteure, die Kommentare ihrer Juniorredakteure twittern, heute sagen würden.)
Das versteckte Gespenst in dieser Diskussion ist der Finanzzahlen über alles stellende Neoliberalismus, den es es in der Praxis ebensowenig in seiner reinen Form gibt wie den perfekten Markt.
Wieviel Korruption ist notwendig?
Der (Geld)Schein trügt also. Aus einer anderen liberalen und faktenorientierten Sicht drängt sich die Frage auf: Wieviel Korruption ist genug? Oder wieviel ist ok? Gibt es gute und schlechte Korruption?
Gute Korruption klingt auf den ersten Blick etwas komisch. Auf den zweiten Blick ist das der Stoff, aus dem Helden gemacht sind. – “Narcos” ist eine Netflix-Serie, die den Aufstieg und Fall des kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar beschreibt. In einer Szene wünscht sich Horacio Carillo, sein behördlicher Gegenspieler, “unkorrumpierbare Männer” für seine Einsatztruppe. Und man denkt sich: Echt jetzt? Escobar soll Attentate auf Präsidentschaftskandidaten organisiert haben, Kopfgelder auf Polizisten ausgesetzt haben und hatte mit einem Vermögen von ein paar Milliarden Dollar das ganze Land im Griff – dieser Situation soll sich jemand aus edlen unkorrumpierten Beweggründen entgegenstellen, und das nicht hinter Bodyguards am Schreibtisch, sondern auf der Strasse mit der Waffe in der Hand? Anscheinend. In einer kleinen Nebenszene zeigt sich dann aber: Die Unkorrumpierbaren sind zutiefst korrumpierte, gewaltbereite und von Hass bewegte Leute, die persönliche (und sehr eindimensionale) Ziele verfolgen und in erster Linie ermordete Familienangehörige rächen wollen.
Vielleicht nicht gerade “gut” und moralisch astrein, aber auch nicht gerade verwerflich …
Ungleichheit ist schlecht für den Markt
Wenn Korruption schon praktisch unvermeidbar scheint, dann wäre es nett, ihr Ausmaß zu kennen. Dem stehen, um wieder zur Crouch-Diskussion zurückzukehren, im wesentlichen zwei Dinge im Weg: Das eine ist Komplexität in Form von angeblich komplexen Produkten. Finanzprodukte sind ja angeblich komplex. Meiner Meinung nach sind sie sehr einfach: Sie sind unvorhersehbar, und das Risiko, lieber Kunde, trägst du. Komplexität dient dazu, Unvorhersehbarkeiten oder Schwindel (wie bei den Abgaswerten) zu verschleiern. Und das verzerrt den Markt, weil die relevanten Informationen nicht auf dem Tisch liegen – Wissen wird ignoriert.
Das zweite Hindernis sieht Crouch in wachsender ökonomischer Ungleichheit. Diese kann aus in wenig Wettbewerb (sein Beispiel: Ratingagenturen), marktbeherrschenden Positionen oder ungleichen Ausgangspositionen bei der Durchsetzung von Interessen entstehen. Ungleichheit führt dann dazu, dass keine rationalen Entscheidungen getroffen werden können, weil es keine Alternativen gibt, weil nicht alle Informationen auf dem Tisch liegen und weil eben Wissen von der Finanzlogik bedroht wird.
Insofern bietet Crouch dann eben doch eine Lösungsperspektive für das Problem. Mit allgemeiner klareren und besser verteilten Machtverhältnissen kann dann auch Wissen wieder Macht werden.
An beiden Enden der Nahrungskette
- Von der gängigen Ausschreibungspraxis profitieren Unternehmen, die ihr Geschäft mit Overhead machen. Auftraggeber und eigentliche Auftragnehmer – die Enden der Nahrungskette – zahlen drauf.
Ich habe mal wieder einen Blick in diverse öffentliche Ausschreibungsunterlagen geworfen. Schwerer Fehler. Dreissigseitige Formalkriterien, Strafregisterbescheinigungen, Sozialversicherungskontoauszüge und so weiter ok, aber was soll das eigentlich werden, wenn die ausschreibende Stelle der Agentur auch die Personalstruktur vorschreibt?
Im konkreten Fall geht es um ein Jahresbudget von 250.000 Euro, für das vier Personen Schlüsselpersonal gefordert werden, die natürlich während der Laufzeit nicht ohne Zustimmung des Auftraggebers ausgetauscht werden dürfen und deren Verfügbarkeit auch an Wochenende und Feiertagen gefordert wird. Funktionsüberschneidungen sind ausgeschlossen, nur der Geschäftsführer darf zusätzlich auch produktiv arbeiten. Die Funktionen sind allerdings alle auf administrativer Ebene, es braucht also zusätzlich noch Personal, um den Job auch zu erledigen.
Abgesehen vom Mengengerüst frage ich mich auch, mit welcher Expertise ein Auftraggeber die Personalstruktur des Auftragnehmers vorschreiben möchte – aber vor allem: Warum möchte ein Auftraggeber von einem Lieferanten mit zwangsverordnetem Overhead beglückt werden?
Wir predigen jetzt schon lang andere und agile Arbeits- und Organisationsformen, fordern günstige Produktionen und betreiben Expertenkulte. Was Kreativität betrifft, wird gern kopiert (und dann um Orginialität gestritten), man unterstellt lang langfristigen Partnern, sich abgenutzt zu haben, und fordert frische Ideen.
Und dann zementieren branchenfremde Anforderungen das business as usual auf scheinbar ewig ein. Das ist in seinen Auswirkungen noch krasser als Gewerbeordnungen und andere Formalbestimmungen. Und es ist ein Aspekt mehr, der es Unternehmern nicht wirklich möglich macht, selbstbestimmt und souverän statt prekär zu handeln.
Wer hier in solchen Fällen mitarbeiten will, ohne sich drei Overhead-Stufen einzuhandeln, muss sich dann also bei der dank ihres Overheads gewinnenden Agentur hinten anstellen.
Damit habe ich zwei Probleme:
- Es bleibt verdammt viel Geld auf der Strecke liegen.
- Es ist ein teuer bezahltes Stille-Post-System, das Missverständnisse fordert.
- Es stützt das falsche System, indem es den Anschein erweckt, als wäre Overhead kreationsförderlich oder notwendig, um kreative Leistung zu kaufen.
Wer draufzahlt, sind dabei beide Enden der Nahrungskette: Der Auftraggeber und der eigentliche Auftragnehmer.
Blau ist so was wie die Null beim Roulette
Blaue Koalitionen – “Lasst sie machen”, sagen viele. Blau hat aber von jedem Koalitionskrach noch profitiert. Dem Partner hat’s selten gut getan.
Düstere Mienen bei der Angelobung, Eiertänze bei Gesprächen über die Verhandlungen („Die sind nicht alle so“) und gegenseitige Distanzierungen: Es wieder Blaue-Koalitions-Zeit in Österreich.
Nachdem es die SPÖ geschafft hat, im Burgenland sogar den Support von Lukas Resetarits zu verlieren, möchte die ÖVP da um nichts nachstehen und machts jetzt in Oberösterreich auch mit der FPÖ.
Die gleich darauf in seltener Dummheit aus dem Boden gestampfte gegenschwarzblau.at-Webseite ist eines von vielen Zeichen dafür, dass Koalitionen mit Blau so etwas ähnliches sind wie das Setzen auf Null beim Roulette: Es ist eine hochriskante Verzweiflungsaktion, bei der es, wenn sie aufgeht, wenige Gewinner und sehr viele Verlierer gibt. Ok, Wolfgang Schüssel brachte zusätzlich die Auswischermentalität mit ins Spiel: Seine Koalitionsvariante war eher so, als würde ein_e beleidigt_e Partner_in mit dem besten Freund oder halt doch gleich mit dem oder der Nächstbesten in die Kiste springen.
„Lasst sie arbeiten“, orakeln seither Journalisten. „Sobald die FPÖ arbeiten muss, werden sie eh wieder scheitern.“
Abgesehen davon, dass mir der Preis (zumindest der, der sich aus der letzten Blau-Schwarz-Kärnten-Periode ablesen lest) zu teuer ist, um jemanden seine Inkompetenz demonstrieren zu lassen, glaube ich nicht daran.
Blau profitiert vom Koalitionsende
Deshalb habe ich die Wahlergebnisse rund um alle blauen Koalitionen ausgegraben. Meine These war eigentlich, dass der Koalitionspartner mehr beschädigt wird als die FPÖ. Das lässt sich auch nicht ganz bestätigen. Tatsahce ist eher, dass die FPÖ immer vom Ende von Koalitionen profitiert.
- Kreisky warf Haider 1986 aus der Koalition – seither wächst die FPÖ
- Sausgruber warf Egger vor den Wahlen 2009 in Vorarlberg aus dem Landhaus – die FPÖ verdoppelte ihren Anteil.
- Kärnten ist politisch zu bunt, um eindeutige Beziehungen festzustellen. Aber auch nicht lustig.
- Das Schwarz-Blaue Fiasko auf Bundesebene kostete die FPÖ während der Koalition nahezu ihre Existenz, kaum war man die Reguerungsrolle los, verdoppelten sich die Anteile wieder nahezu. Und dieser Fall ist der einzige, bei dem es auch vorher den deutlichen Absturz gab.
Nachdem Niessl und Pühringer immer wieder betonen, dass ihre jeweiligen blauen Freunde eh ok wären (nur die der anderen nicht), gibts in der Infografik noch ein paar Best-of-Sager der ehemals ebenfalls salonfähigen Koalitionspartner. Nur so zur Erinnerung.
Wers vergessen hat: Manfred Haimbuchner haben wir unter anderem die idiotische Diskussion, warum Flüchtlinge Smartphones haben, zu verdanken. Als neuer Staatsmann könnte er jetzt seinem Parteifreund erklären, dass das unter anderem ein erstes Indiz dafür ist, dass Flüchtlinge eben keine Höhlenmenschen sind.
(Links zum Vergrößern gibts ganz unten.)
Crashkurs Medienpolitik und politische Bildung
Die Regierung denkt also darüber nach, die Veröffentlichung von Meinungsumfragen kurz vor Wahlen zu verbieten. Wir hätten noch ein paar Vorschläge dazu.
Wie geht man so etwas gründlich an?
1) inhaltsleere, auf Umfragen schielende Politik machen
2) schwachsinnige Medien fördern und mit Inseraten überschütten
3) nach der Pfeife dieser Medien tanzen
4) sich dabei blaue Flecken holen
5) beleidigt sein und sich mit Verboten revanchieren
Wobei die Beschränkung auf Umfrageberichterstattung natürlich viel zu kurz gegriffen ist. EIgentlich kann man sich die ganze Innenpolitik sparen – wo es doch die Parlamentskorrespondenz gibt. Die müsste allerdings auch noch etwas auffrisiert werden, schliesslich wird dort der Opposition viel zu viel Platz eingeräumt.
Konsequenterweise bräuchten wir dann noch ein Werbeverbot im näheren Umkreis von Geschäften. Schliesslich ist die Bevölkerung hier auch unzulässiger Manipulation ausgesetzt.
Werbung sollte eher durch eine Belehrung im Steuerrecht ergänzt werden (Merkmale einer Rechnung! Belegaufbewahrungspflicht! Registrierkassenidentifikationsbingo!), damit BürgerInnen jederzeit ihrer BürgerInnenpflicht nachkommen können.
Das ist sehr fürsorglich. Die Sorge um die unmanipulierte Meinungsfreiheit hat sich schliesslich auch schon in den Diskussionen der Demokratieenquete gezeigt: Direkte Demokratie sei nicht so das Ding, hieß es da von Regierungsvertretern, weil die Bevölkerung bei großen Fragen zu sehr dem Einfluss von Lobbyisten ausgesetzt sei. Man wolle das lieber auf lokale Entscheidungen reduzieren – sprich auf Fälle, in denen Bürgermeister das Volk gut im Griff haben.
Das wäre doch auch eine Option, um diese lästigen Wahlen ein bisschen besser in den Griff zu kriegen: Das Volk soll einfach vor jeder Wahl den Bürgermeister fragen. Spart einen Haufen Ärger, Inseratengeld und Wahlkampfkilometer. Und wirkt sicher ganz krass direktdemokratisch.
PS: Der Umgang mit Umfragen in vielen Medien ist fraglos grenzdebil. Wer lernen möchte, wie man als JournalistIn richtig mit Umfragen umgeht, kann das am 13. November beim Neuwal-Umfrageworkshop tun.