Ayi Kwei Armah: The Beautyful Ones are not yet Born

Ayi Kwei Armah: The Beautyful Ones are not yet Born

Dieses Buch ist so hoffnungslos, dass nur noch hoffnungsloser ist, dass dieses Buch ein Klassiker der Literatur Ghanas ist: Korruption, Putsch, und noch mehr Korruption und Zerstörung.

The Beautyful Ones are not yet Born ist einer der Klassiker des zeitgenössischen afrikanischen Literaturkanons. 1968, kurz nach dem Sturz Nkrumah erschienen, beschreibt die Story das Endstadium eines einst hoffnungsvollen, dann sich selbst korrumpierenden Systems. Der Protagonist, der das ganze Buch über nur „der Mann“ heißt, gilt seiner Frau und seiner Schwiegermutter als nutzloser und hoffnungsloser Taugenichts, der es zu nichts gebracht hat und nie zu etwas bringen wird – in einer Zeit, in der das Geld nur so auf der Straße läge, wenn man denn die richtige Beziehungen hätte und sie richtig einsetzte.
Dieses Loserschicksal steht in krassem Gegensatz zum nicht sonderlich netten oder talentierten Schulfreund des Mannes, der es mit moralischer Flexibilität weit gebracht hat.
Dann bricht allerdings der Putsch los – und die Karten werden neu verteilt. Denn jetzt gibt es nur noch Verlierer.
Ayi Kwei Armah beschreibt eine Welt nach der ersten Unabhängigkeit – euphorisch und vor den großen Enttäuschungen, die noch kommen sollten. Das Buch erzählt sehr langsam und flicht auch philosophisch mäandernde Gespräche mit einer Lehrerfigur des Mannes ein. Die eigentliche Story nimmt erst ab der Hälfte des Buches Fahrt auf. Dann versteht man allerdings sehr gut, warum The Beautiful Ones are not yet Born zu einem der bekanntesten Klassiker Ghanas geworden ist … Und der namenlose Mann wird ein Held des minimalistischen trotzigen Widerstands, mit den aber auch nicht viel zu gewinnen ist. Außer der Möglichkeit, in den Spiegel sehen zu können.

Ayi Kwei Armah wurde 1939 in Ghana geboren und arbeitete als Journalist und Universitätslehrer in Ghana, Algerien, weiteren afrikanischen Ländern und den USA.

Michael Hafner

Michael Hafner

Technologiehistoriker, Comic-Verleger, Datenanalyst

Sonst noch neu

Anu Bradford: Digital Empires

Der digitale Regulierungsgedanke der EU könnte sich durchsetzen, meint Bradford. Das Buch erschien allerdings vor Trumps Comeback.

Alexej Navalny, Patriot

Drei politische Bücher aus den letzten 90 Jahren. Vances „Hillbilly Elegy“ ist der altmodischste Text, Sinclair Lewis ist von zeitloser Scheinaktualität und von Navalnys „Patriot“ wird, schon so kurz nach seinem Erscheinen, viel zu wenig geredet. Dabei schafft „Patriot“ das konkreteste politische Stimmungsbild unserer Zeit, nicht nur für Russland.

Meine Bücher