Politikerschicksal

Politikerschicksal

Matthias Strolz hat viele gute Sprüche, Bilder und Visionen, die er in Kommentare, Bücher, eigene Publikationen verpackt hat. Szenarien, die im Kopf bleiben, sind die von flexiblen Arbeitswelten, von nicht auszuschließenden Bürgerkriegen in Europa, von einer Zukunft der Enkelgeneration als 24-Stunden-Pflegekräfte in Peking oder Riad.
Meist hiess es dann: „Neoliberales Gsindel“, „Parteimedien lese ich nicht“, „Politsprech“ – in der Medienblase achtet man eben darauf, dass jeder in seiner eigenen Sandkiste bleibt (außer man ist Journalist, dann ist man zu allem berufen).
Kaum aber hat Strolz’ Zeit als Politiker ein absehbares Ablaufdatum, und kaum schreibt er einen Text, der als Parlamentsrede ins Gesicht derjenigen, die es betrifft, großartig ist, sich als analytischer Kommentar aber in die Schlange von Feelgood-wir-sind-die-Besseren-Belehrungen einreihen könnte, überschlagen sich die großmütigen Anerkennungen, jener, die grundsätzlich nicht mehr machen, als das.
Das ist halt ein Politikerschicksal. Und ein weiteres Zeichen für die friedliche Selbstrefentialität kommerzieller Medien. Solange wir das gleiche sagen, verstehen wir uns eben.
Michael Hafner

Michael Hafner

Technologiehistoriker, Comic-Verleger, Datenanalyst

Zufallsempfehlungen

Sonst noch neu

Das Märchen vom digital innovativen ORF

In den vergangenen Wochen ist besonders gern und häufig das Märchen vom digital früh innovativen ORF zelebriert worden. Wie viele Märchen hat es einen Haken: Es stimmt nicht.

Hoch 1. Mai

Doskozil macht den trojanischen Storch für Kerns Rückkehr in die Politik und wir alle müssen dann die Krot einer FPÖ-Regierung fressen.

Diese Qualitätsmedien

Eigentlich ist es einfach, Qualitätskriterien für Medien festzumachen. Man darf nur Qualität weder mit Haltung noch mit anspruchsvoller Lektüre verwechseln.

Trocknet KI das Internet aus?

Werden künftige KI-Generationen wieder dümmer? Wo sollen sie nachlesen, wenn Menschen lieber KI befragen, statt sich durch Foren und Blogs zu wühlen?

„Let AI do the magic“

Es war ein offenbarender Moment, in dem sich zwei der größten Bullshit-Trends der Gegenwart auf beeindruckende Weise paarten. Auch Schneiderhandwerk zählt jetzt als Ausprägung künstlicher Intelligenz.

Falsche Diskurse

Wenn man heute jemanden vernichtend kritisiert, sagt man nicht: „Was du sagst, ist falsch“, sondern: „Du redest vom Falschen.“ Über den Aberglauben des neuen Essenzialismus.