Publishingmodelle #2: unbound

Publishingmodelle #2: unbound

Unbound.co.uk ist eine themenbezogene, recht klassisch angelegte Crowdsourcing-Plattform für Bücher mit angeschlossenem Verlag. Autoren pitchen Projekte, Förderer schiessen verschiedene Beträge zu und bekommen verschiedene Goodies, vom eBook mit Namensnennung in der Sponsorenliste über eine Hardcover-Ausgabe bis zur Einladung zur Launchparty oder dem Dinner mit dem Autor.

unbound

Während der Funding- und Schreibphase bekommen Förderer Zugang zum “shed” des Autors, in dem dieser Interviews, Blogbeiträge oder kurze Videos zu seinem Projekt veröffentlicht. Wer Freunde einlädt, bekommt ausserdem zusätzlich unbound-Credits geschenkt,, die wieder in neue Bücher investiert werden können.

Die Plattform ist für arrivierte und neue Autoren gleichermaßen offen. Unbound wurde von den Autoren Dan Kieran, Justin Pollard & John Mitchinson gegründet und übernimmt nicht nur die Vermittlung zwischen Autoren und potentiellen Lesern, sondern wickelt auch die Produktion und Distribution der finanzierten Bücher ab. Die Einnahmen werden 50/50 zwischen Autoe und Verlag geteilt – für den Verkag ein risikoloses Geschäft, für den Autor immer noch mehr, als die sonst üblichen 10% (bei denen oft auch Rabatte zu seinen Lasten gehen). Lesenswert ist auch die Sicht des Verlags auf den klassischen Publikationsprozess.

Im Gegensatz zu anderen Plattformen wie unglue.it werden die Bücher unter traditionellem Copyright veröffentlicht – nur der Finanzierungsprozess ist auf den Kopf gestellt.

Etwas störend finde ich, dass der angestrebte Zielpreis der Bücher auch für registrierte User und selbst beim Bezahlen nicht zu sehen ist, stattdessen wir nur die nich notwendige durchschnittliche Zahl von Supportern angeführt. Die notwendigen Supporter-Zahlen bewegen sich zwischen 500 und 2000 – was sich auf Beträge zwischen 5000 und 20000 Pfund hochrechnen lässt.

Alle Posts der Serie “Publishingmodelle”

Michael Hafner

Michael Hafner

Technologiehistoriker, Comic-Verleger, Datenanalyst

Sonst noch neu

Philipp Blom, Die Unterwerfung

Eine Kulturgeschichte des Versuchs der Unterwerfung der Natur, die aber letztlich etwas allgemein und frei von neuen Gedanken bleibt.

Erwin Schrödinger, What is Life?

Wer gern Fakten und Vernunft anruft und damit die Dinge für gelöst ansieht, sollte Schrödinger lesen und sich wundern, wie uneindeutig Physik werden kann.

Jeanette Gusko, Aufbrechen

Brüche im Lebenslauf schaffen Resilienz, Problemlösungskompetenz und Flexibilität. Da kann man mit. Aber die Idee, das an Gruppenidentitäten zu knüpfen (Ostdeutsch, Migrationsgeschichte oder sozialer Aufstieg) ist haarsträubend abstrus.

Anke Graneß, Philosophie in Afrika

Eine ausführliche Analyse einiger früher afrikanischer Texte, die sich aber etwas zu lange mit vorbereitenden Fragen (Was ist Afrika? Was ist Philosophie) beschäftigt, um die eigentlich gesuchten Antworten zu geben.

Martin Andree, Big Tech muss weg

Pläne zur Plattformregulierung werfen stets die Frage auf: Wer soll das wie durchsetzen? Andree appelliert an die Politik, lässt dabei aber außer Acht, dass Medien und User selbst daran arbeiten müssen, die notwendige Distanz zu den großen Plattformen wiederherzustellen.

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