Die Festplattenabgabe von einem anderen Stern

Kunst hat Recht kommt so was von einem anderen Stern. Gerade Medien und Kunstschaffende profitieren so was von enorm von digitalen Vervielfältigungs- und Verbreitungsmöglichkeiten – nicht weil ihre Werke raubkopiert werden, sondern weil sich die Kommunikation darüber vervielfacht hat, die Kaufanreize explodiert sind, weil wir Filme, Bücher und Kinotickets online kaufen können und im Onlinemagazin unseres Vertrauens bessere Information bekommen als von angegraut-berufssubkulturellen Kulturjournalisten in Staatsfunk und Distinktionspresse.
Kein Zweifel, geschäftsschädigende Piraterie findet statt. Manchmal aus Sammelleidenschaft (das sind aber eher Kunden, die kaum kaufen würden), manchmal aus Geiz, großteils aber aufgrund absurder Rechtemanagement- und Paymenthürden:
  • „Legale“ Anbieter verlangen Passkopien, um potentiellen Kunden am Ende eines siebenstufigen Registrierungsprozesses zu sagen, dass das Service in ihrem Land noch nicht verfügbar ist.
  • Lokale Distributionsrechte versuchen, die Welt in einen Status vor der Erfindung des Telefons zurückzuversetzen.
  • Unsinnige Subscriptionservices bewerfen Kunden mit Datenmüll aus Pauschalangeboten mit Jahresbindung, obwohl sie eigentlich nur einen (in Zahlen: 1) Film sehen wollten.

Das sind die Fälle, die das Geschäft verderben – hier griff man lieber auf Pirate Bay zurück. Vor allem hinter dem letzten Punkt lässt sich aber eine perfide Strategie von Distributoren und Künstlern vermuten: Distributoren sorgen für den Datenmüll, den niemand haben wollte, der auf noch mehr externe Festplatten ausgelagert werden muss, für die Künstler, wenn sie schon nichts verkaufen, jetzt Festplattenabgabenprovision einstreifen. Raffiniert. Aber ich bin euch auf die Schliche gekommen.

Gibt es eigentlich keine Bücherregalstellplatzabgabe für die Kompensierung eventuell antiquarisch gekaufter Bücher? Oder wenigstens Pirateriesammelmarken für gekaufte Filme, Bücher und Kinotickets – zehn Mal für Kultur cashen spart die Abgabe beim nächsten Kauf von Piratenequipment (einlösbar auf Holzbeine, Augenklappen und Festplatten).
Und außerdem sollten die Einnahmen aus der Festplattenabgabe erstens in den Ausbau der Bandbreiten investiert werden (die Netzgeschwindigkeit ist ja der eigentliche Leidträger beim massenhaften Download) und zweitens in Computerkurse für Künstler. Und drittens in verbesserte Bandscheibenvorfallvorsorge für Möbelpacker, die jetzt wieder mehr DVDs, Bücher und Vinyl-Sammlungen statt schlanker Festplatten schleppen müssen.
Ich geh dann mal Festplatten kaufen. Wobei ich dort nur eigene Sachen archiviere. Alles andere gibts ja eh jederzeit auf Piratebay …