Ankommen – Tokio

Jede Reise hat ihre besonderen Momente, Eindrücke, die dauerhaft in Erinnerung bleiben. Manchmal sind das die erwartbaren Augenblicke, oft aber auch Details vom Straßenrand. Für mich sind es immer wieder auch die allerersten Eindrücke einer neuen Stadt oder eines neuen Landes. Man hat Flug und Flughafen hinter sich gelassen und erschnuppert die ersten Bilder einer neuen Umgebung – was davon bleibt hängen und was formt die Ewartungen dessen, was in den nächsten Tagen kommen wird?

 

In Tokio waren es geschlossene Raucherhütten im Freien vor dem Flughafen und nummerierte Bodenmarkierungen für die Warteschlangen für die Flughafenbusse. Das Bild des hektischen, durchorganisierten Japan wurde dann aber gleich von Dauerregen und unvorstellbar saftigem Grün gebrochen. Die Dame am Ticketschalter hatte mir davon abgeraten, den Bus anstelle des Expresszuges in die Stadt zu nehmen, das dauere viel zu lange. Mir war es egal, um sieben Uhr morgens nach elf Stunden Flug hatte ich es überhaupt nicht eilig und der trockene Bus erschien mir sehr verlockend angesichts des Dauerregens.
Eigentlich war ich auf dem Weg nach Tokio, weil ich dank einiger Cyberpunkfilme in den frühen 90er Lust darauf bekommen hatte und das endlich, über 20 Jahre später, machte. Der Bus verließ aber das Flughafengelände, fuhr über Landstraßen, Industrieanlagen wurden seltener und dann gab es nur noch Wälder voll meterhoher Bambusbäume, die saftig grün im Regen glänzten.
Irgendwann bin ich eingeschlafen. Die Bambuswälder sind trotzdem eine der stärksten und klarsten Erinnerungen. Der Bus hole dann mitten in Tokio im Hof einer seltsam verlassenen Bürohausanlage. Es regnete noch immer, es war Wochenende und es war noch immer zu früh, um ins Hotel zu gehen. Ich habe dann im luxuriösen High-Tech-Tokio als erstes einen Billigregenschirm gekauft, mich an den Straßenrand gestellt und einfach mal weiter dem Regen zugesehen.