Michael Hafner
Kaputtalismus oder Zivilkapitalismus?
Wenn es um die Zukunft des Kapitalismus geht, argumentieren Linke und Liberale manchmal sehr ähnlich – auch wenn die Schlussfolgerungen kaum unterschiedlicher sein könnten.
„Unabhängig“ oder „selbstorganisiert“
Mehr oder weniger Regeln?
- Sind es höhere Staatsausgaben, die die Wirtschaft ankurbeln, indem sie für mehr Konsum sorgen?
 - Sind es Steuerreformen, die Geld – ebenfalls für Konsum – freimachen?
 - Sind es niedrigere Abgabenquoten, die auch kleinen Unternehmer_innen das Überleben erleichtern?
 - Oder reduzierte Auflagen und Bürokratiehürden, die Gründungen erleichtern, auch wenn sie so von der Gewerbeordnung her nicht vorgesehen wären?
 - Braucht es Förderungen und einen geschützten Raum?
 - Oder braucht es grundlegende Mentalitätsveränderungen, die Menschen vom Anspruchsdenken zur Lösungsorientierung bewegt?
 
Grundsatzfragen
- Können Unternehmer_innen nach ihren Bedürfnissen und nach der realen Geschäftsentwicklung planen, oder bestimmen Steuer- und Sozialversicherungsvorauszahlungen, wann wieviel Umsatz notwendig ist?
 - Kann die Rechtsform nach den Anforderungen des Unternehmens gewählt werden, oder ist das notwendige Stammkapital die eigentlich entscheidende Hürde?
 - Können die Vorteile von Rechtsformen (Haftungsbeschränkungen, Beteiligungen, Reinvestition von nicht entnommenen Gewinnen) von allen genutzt werden – oder wieder nur ab Mindestgrenzen beim Kapital?
 - Können Investitionsfreibeträge für die Investitionen in Anspruch genommen werden, die das Unternehmen braucht – oder nur für die, die der Staat fördern möchte?
 - Werden Realinvestitionen in eben diese Wirtschaftsformen unterstützt – oder bleiben sie weiterhin nicht steuerlich relevantes Privatvergnügen?
 
Mexiko City – Stadt ohne Enden
Mexiko City ist die Stadt der Ersatzteile, der langen Wege und der ehemals besseren Zeiten.
Stadt des Verfalls
Stadt der Ersatzteile
Stadt der Polizei
Stadt der Geschäftigkeit
Stadt der Politik
Stadt der langen Wege
Trotzkis Stadt
Du bist nicht awesome. Aber das macht nichts.
Unternehmer wie Waisenkinder
Verarbeiterung
- Der Ersatz des lebenslänglichen Jobs: du kannst pleite gehen, wirtschaftlichen Mist bauen, Kunden verärgern, die verrechnen, Ärger mit Steuer und Sozialversicherung haben – so wie jedes Unternehmen jeder beliebigen Größe. Aber du kannst sich nicht selbst rauswerfen.
 - Die fairsten Arbeitgeber: Selbstausbeutungsgeschichten erzählt man oft und gerne. Angestellte im mittleren Management mit 100.000 €-Gehältern tun das aber genauso oft und gerne – im Gegensatz dazu können wir aber Bezahlung und Wertschätzung mit uns selbst verhandeln. Das hat natürlich Vor- und Nachteile.
 - Leistungsfähige Netzwerke: Wer allein arbeitet, muss vieles können – und auch wissen, was er oder sie nicht kann und wo man die fehlende Leistung herbekommt. Daher sind auch Kooperationsskills überlebenswichtig (das ist etwas anderes als so gern verlangte Teamfähigkeit …)
 - Vielseitig: Wer mittelgroße Projekte abwickelt, muss von vielen Dingen etwas verstehen.
 
- Vielseitigkeit soll sich bitte schön innerhalb des Rahmens der Gewerbeordnung bewegen. Und wer mehrere Gewerberberechtigungen braucht, kann sie sich ohnehin leicht organisieren – und doppelt zahlen.
 - Der bürokratischen Overhead sparende Netzwerkgedanke wird gerade bei öffentlichen Ausschreibungen am allerwenigsten verstanden. Wenn bei eher simplen Projekten nicht nur Mindestens-Jahresumsätze und Mindestens-Mitarbeiterzahlen, sondern auch Stundensätze von Assistenzen verlangt werden, ist das fast schon liebenswert anachronistisch. Ich weiß nicht, welchen Umsatz Smartphone und Internet verrechnen – und ich sollte das wahrscheinlich auch nicht zu laut sagen. Sonst wird daraus wieder ein Argument für die Maschinensteuer (Exkurs: Ich bin sowieso der Meinung, dass Hauptschulabsolventen, die dank brauchbarer Technologie jetzt auch Jobs ausfüllen können, für die sie sonst nie qualifiziert wären, den Löwenanteil einer allfälligen Maschinensteuer tragen sollten.)
 - Und was die Fairness betrifft, da sitzt der mittelgroße Einzelunternehmer ja immer in der selbstgestrickten Falle: Was will ich verdienen – und wieviel Steuern will ich zahlen? Klar kann man mit allerhand Ausgaben den Gewinn nach unten optimieren – das Geld ist trotzdem weg. Und der Versuch endlich in den Gewinnbereich zu kommen, in dem sich Geld wirklich auszahlen würde, wird gleich von mehreren Seiten torpediert: Die Grenzbeträge der Steuertarife bleiben gleich (den hässlichen Begriff der Kalten Progression kennt jeder). Die Grenzbeträge für die Sozialversicherung dagegen steigen jedes Jahr; die Ziellinie für den Wettlauf mit der Höchstbeitragsgrundlage wird jedes Jahr ein kräftiges Stück weiter in die Ferne gerückt. Nachdem aber die Steuertarife gleich bleiben, wird damit in Wahrheit jeder mehr verdiente Euro doppelt belastet: entweder ist er sozialversicherungs- und steuerpflichtig, oder er ist zwar nicht mehr sozialversicherungspflichtig, wird dafür aber unverhältnismäßig besteuert.
 - Und was für Einzelunternehmer (und andere Formen der Personenunternehmen) gänzlich fehlt, ist eine Möglichkeit, sinnvoll zu investieren oder Rücklagen zu bilden: Investitionsfreibeträge müssen in Wohnbauanleihen gesteckt werden – dort ist das Geld zehn Jahre lang gebunden. Nach vier Jahren kann es – bei Verzicht auf die Renditeerwartungen – vorzeitig abgezogen werden; für Investitionen steht es trotzdem nicht zur Verfügung. Realinvestitionen sind auf Neuanschaffungen beschränkt (vor allem bei Immobilien, vor allem in Wien sinnlos) und orientieren sich an einer Welt, in der Werkzeuge und große Büros wichtig waren. Immaterielle Investitionen, Forschung und Entwicklung oder Zeit für Kreativität (die man sich zum Beispiel mit einem Übermaß an Arbeit erkaufen kann) sind in diesen Modellen nicht vorgesehen.
 
Wer braucht einen Markt, wenn er einen Kanzler hat?
Abenteuer mit dem traurigen Affen – 4
Wortlose Abenteuer mit großer Leidenschaft zum Sonntag. Romanzen mit stummen Helden. Sad Monkey Movie Pt. 3.
 
Sad Monkey Movie Pt. 3 – Madness from Michael Hafner on Vimeo.
Harter Stoff: Die Bibeln des Revolutionary Communism
Mitten am Hollywood Boulevard im östlichen Teil Richtung LA Downtown, wo die Straße bis auf den Verkehr etwas ruhiger wird und ganz unspektakulär der Hollywood-Schriftzug über Supermarktparkplätzen zu sehen ist, liegt die Buchhandlung der Revolutionäre Communists. Die RevComs sind so uramerikanisch wie Cowboys: Nicht von hier, nicht hier erfunden, praktisch nicht existent – aber geschäftstüchtig. Die Propaganda muss man kaufen.
Bob Avakian, der Chef der RevComs, publiziert viel und häufig. Die Mitarbeiterinnen im Buchhandel sind denn auch gut geschult und sendungsbewusst: Sie erzählen, dass viel schiefläuft in den USA, dass Maos Kulturrevolution China befreit hat und dass die russische Oktoberrevolution „tremendous improvements in humanity“ gebracht habe.
Avakians Schriften sind denn auch nicht zimperlich. In heroischer Soz-Art Aufmachung strahlt er von den Titelblättern, verspricht Visionen für die Menschheit im allgemeinen und die Arbeiterklasse im besonderen und gewinnt immerhin auch Philosophen wie Cornel West als öffentliche Gesprächspartner.
Mit der Kritik in seinen Schriften kann man anfangs vielleicht auch mit; revolutionäre Gedanken haben schließlich auch oft etwas Verlockendes – bis sich herausstellt, dass sie nur insofern revolutionär sind, als sie von Revolution handeln. Inhaltlich findet sich in ihnen nichts Neues.
Und gruslig bis ernsthaft erschreckend wird es dann, wenn Avakian seine Vorstellungen zur Zeit nach der Revolution beschreibt. Dann werden neben der Wirtschaft auch Kultur und Wissenschaft kontrolliert, volksfeindliche Umtriebe müssen unterbunden werden, alles muss dem Revolutionsgedanken dienen. Für die Medien gilt das selbstverständlich ebenfalls.
Mit der eigenen Medienlandschaft sind Avakians RevComs schon weit. Sonst passiert mit dem Kommunismus in den USA recht wenig.
Was denken Sie eigentlich? – Teil 2: Vom Werte- zum Rechterelativismus
Fazit
Lieber doch Kommunismus?
Slavoj Zizek beschäftigt sich mit Protest, Kapitalismus, Batman und der Notwendigkeit des Kommunismus.
Entwicklung schafft Ärger
Kapital ist inkonsequent
Batman muss her



























