Jö, Meinungswut!

Herrlich: Eine Gruppe von Herausgebern und PR-Bossen, die selbstverständlich noch nie mit den Instinkten ihrer Leser und Zielgruppen gearbeitet haben, immer nur mit deren Intellekt, grämt sich jetzt und ersucht ihre Leser und Zielgruppen, doch bitte die Instinkte zu Hause zu lassen.
Es ist schon viel Schlaues dazu gesagt worden; ich fühle mich gleich ganz unanonym bemüssigt meinen notorisch schlechten Musikgeschmack (sorry, L.) zu outen: „I have a constant fear that someone’s always near…“, sagt der man who walks alone in Iron Maidens „Fear of the Dark“ und klingt dabei ähnlich lustig heroisch.

Ist so, kann ich nur sagen, da draussen ist immer wer, der etwas sagen wird. Aber kein Grund, Angst zu haben. Wer über den Kommentarspam auf den eigenen Nachrichtenseiten hinaus sieht, wird auch in diesem Internet Freunde finden, die nicht nur anonym trollen. Wobei, wenn’s mir nicht zu mühsam wäre, würde ich jetzt glatt mein FB-Profil anonymisieren.

Und um kurz mal wieder ernst zu werden: Eine Meinung hat hoffentlich jeder selbst. Und wenn (noch) nicht, dann findet er oder sie hoffentlich ausreichend Informationen (und nicht Meinungen) in eben den erwähnten intellektuell hervorstechenden Medien, um sich eine bilden zu können.
Und ich empfehle einen Blick in den Medienfokus 2 des Forum für Journalismus und Medien, vor allem Punkt 4, “Organisation und Umsetzung”: Ein Viertel der befragten Medien (und das ist die größte Gruppe) beschäftigt exakt 0 Community-, Social Media- oder User Engagement Manager.

Digital Champions – wird Österreich so digitaler?

[dropcap type=”3″]M[/dropcap]eral Akin Hecke tippt zwischen zwei Terminen noch schnell ein Pressestatement zur Netzneutralitäts-Abstimmung im EU-Parlament in ihr Tablet, bevor sie sich für ein Gespräch mit uns Zeit nimmt. Sie leitet kein zukunftsträchtiges Tech-Startup, sie schreibt für keinen wichtigen Technologie-Blog. Und dennoch ist sie eine der zentralen Figuren Österreichs, wenn es um digitale Entwicklung geht.
Nach sieben Jahren Digitalks, einer Veranstaltungs- und Ausbildungsreihe, die sich digitale Kompetenzen für alle auf die Fahnen geschrieben hat, arbeitet sie jetzt im größeren Stil an der Digitalisierung Österreichs: Meral ist Österreichs Digital Champion bei EU-Kommissarin Nellie Kroes.

Digital Agenda

Der Job: Die Digitalisierung Österreichs im Sinn der Digital Agenda 2020 der EU soll vorangetrieben werden. Die Digital Agenda soll digitale Technologien als Treiber für Wirtschaftswachstum etablieren. Dazu gehören die Verbesserung und Absicherung der Grundlagen in der Infrastruktur, ein forschungs- und entwicklungsfreundliches Umfeld, und als großer Schwerpunkt auch die Förderung von Digital Literacy in Bevölkerung und Unternehmen.
[pull_quote_right]”Die private Infrastruktur ist meistens sehr gut. Aber im Bildungsbereich und in Unternehmen sind wir eher schwach.”[/pull_quote_right]Netzneutralität, Roaming und Privacy (Vorratsdatenspeicherung) sind zwei große Punkte aus dem Bereich der Infrastruktur, die zuletzt überraschend positive Wendungen genommen haben , auch wenn die Umsetzung erst noch im Detail erfolgen muss.
Digitale Medienkompetenz dagegen lässt sich nicht so leicht per Verordnung oder Richtlinie beschliessen. “Österreich liegt EU-weit im Mittelfeld“, sagt Meral. „Die private Infrastruktur ist meistens sehr gut. Aber im Bildungsbereich und in Unternehmen sind wir eher schwach.“
Die Digital Literacy-Initiative der Digital Agenda ist eine Reaktion auf die Tatsache, dass unser gesamtes Lebensumfeld und vor allem die Entwicklung von Jobs durch zunehmende und zukünftige Digitalisierung starken Veränderungen unterworfen sind. „Jobs ändern sich, die verwendeten Werkzeuge ändern sich – und wir sind im Moment noch nicht sehr gut darin, Menschen beim Umgang mit diesen Veränderungen zu unterstützen”, erklärt Meral.
Warum dann eine EU-Initiative dazu? „Vorreiter war hier England mit der ‚go on uk‘-Initiative. Als ursprünglich private Initiative, die schnell von vielen Unternehmen unterstützt wurde, gab es einige Trainings und Ausbildungsangebote zur Digitalisierung der Engländer. Die EU-Kommission hat diese Idee dann 2011 übernommen“ – und für Österreich gab es dann mit nicht ganz untypischer Verspätung zwei Jahre späte auch einen Digital Champion.
In Österreich gibt es zu digitalen Kompetenzen in erster Linie Absichtserklärungen: Auch auf digikomp.at, einer vom Bundesministerium für Bildung und Frauen unterstützten Seite heisst es „Digitale Kompetenzen sind im 21. Jahrhundert unverzichtbar!“ Detaillierte Kompetenzkatalog führen an, welche Skills in Volkschul- Unterstufen- oder Oberstufenalter selbstverständlich sein sollen. Dort heisst es etwa: “Ich beachte das Urheberrecht (Musik, Film, Bilder, Texte, Software) und das Recht auf den Schutz persönlicher Daten, insbesondere das Recht am eigenen Bild.“ Oder: “Ich kann meine Arbeiten mit Bildern und Grafiken gestalten und medial präsentieren.“ – Diese Beispiele stammen aus dem Digi.Komp4-Modell; sie sollen für Volkschüler gelten.
Oberstufenschüler sollten unter anderem folgendes wissen: “Ich kann den Einfluss von Informatiksystemen auf meinen Alltag, auf die Gesellschaft und Wirtschaft einschätzen und an konkreten Beispielen Vor- und Nachteile abwägen.“, “Ich kann meine Rechte und Pflichten in der Nutzung von Informatiksystemen beschreiben und wesentliche Aspekte des Datenschutzes und der Datensicherheit erklären.“, “Ich kann anhand der Entwicklung der IT zwischen kurzlebigen und langlebigen Ideen und deren Realisierung unterscheiden.“, “Ich kann die Korrektheit von Kalkulationsmodellen und Berechnungsmethoden reflektieren und Alternativen prüfen.“, “Ich kann Netzwerke mit geeigneten Webanwendungen zum Informationsaustausch, zur Diskussion und zur Zusammenarbeit sinnvoll und verantwortungsbewusst nutzen.“
Schon seit 2010 gibt es auch das Kompetenzzentrum Internetgesellschaft (KIG). Auf dem Aktionsplan steht die Entwicklung einer IKT-Strategie für Österreich; die im Oktober 2013 veröffentlichten Eckpunkte schlagen die Konzentration auf Bildung, Gesundheit und Unternehmen als Speerspitzen für die IT-Entwicklung in Österreich vor.
Und auch die Digital Agenda 2020 selbst bietet zahlreiche Funding Opportunities, die an den üblichen Problemen von EU-Aktivitäten leiden: Sie sind für den Nicht-Eingeweihten kaum zu entschlüsseln. Und das nicht mal ansatzweise.
[pull_quote_right]Die obersten Zielsetzungen sind Bildung, Inklusion und das Ziel, die Arbeitsfähigkeit der Menschen zu erhalten.[/pull_quote_right]Während sich die offiziellen Institutionen um formelle Bildungswege und große Themen wie Infrastruktur und Wirtschaftswachstum konzentrieren, sind die Digital Champions ein Gegengewicht, das auch direkten Nutzen für den Bürger bringen soll.
Meral: „Ich möchte nicht nur repräsentieren; wichtig ist vor allem, konkrete Angebote zu erstellen. Wir sammeln und vernetzen gerade, und möchten im Lauf des Sommers mit einer ersten neuen Webseite rausgehen. Dabei geht es um Möglichkeiten, Digital Literacy zu verbessern – egal ob das konkrete Anwendungsschulungen für diverse Apps, Trainings im Umgang mit Social Media oder Ideen zum beruflichen Einsatz von digitalen Medien sind.“ Die obersten Zielsetzungen dabei sind Bildung, Inklusion und das Ziel, die Arbeitsfähigkeit der Menschen zu erhalten.
Die Unterstützung der offiziellen Stellen beschränkt sich dabei noch recht aus das Formale. Gefragt wird Meral Akin Hecke von Behörden in Österreich noch selten. Aktivitäten gibt es dafür umso mehr – gerade zuletzt das “Institut zur Förderung digitaler Mediennutzung“.
Die digital-champion.at-Seite für Österreich wird gerade aufgebaut; den Sommer über werden Angebote gesammelt und ab Herbst wird die Seite dann in vollem Umfang verfügbar sein. – Wer etwas zur Digitalisierung Österreichs beizutragen hat – Meral sammelt gerade Angebote… (twitter.com/kigo, digitalks.at)

 

Meral Akin Hecke über ihren Job auf Digital Agenda:

Social Network-Phänomen Pornojournalismus

„…what happened next, will blow your mind“. „…watch this dad learn a lesson for life.“ „…will absolutely make you cringe.“ „…game changing life-hack.“ „…du hättest im Leben nicht damit gerechnet, was es wirklich ist.“ „…got the best reward ever in return.“ – Seit Facebook-Posts dazu ansetzen, für Medien wichtiger zu werden als Schlagzeilen oder Covers, multipliziert sich die Intensität sinnloser Versprechungen ins Unermessliche. Es gibt viel mehr Platz für Sensationen – dumm nur, dass sich Sensationen nicht im gleichen Ausmass multiplizieren. Wobei es durchaus unterhaltsam sein kann, einfach mal ein paar Minuten lang alles anzuklicken, das irgendwo vielversprechend klingt. Dass dabei nichts zu erwarten ist, wissen wir ja – und ein paar Lacher sind mehr als ok.

Pornojournalismus

Ein bisschen tragischer dagegen ist schon, dass Medien wie die Huffington Post oder Buzzfeed, die diese Technik besonders exzessiv praktizieren, auch von Digital-Kritikern als gelungene Beispiele für digitalen Journalismus betrachtet werden. Das ist ja fast schon gemein – eine subtile Kombination aus Anerkennung (kommerzieller Erfolg ist möglich) und vernichtender Kritik (das ist alles, was ihr zustande bringt).
Damit bewahrheitet sich, was schon seit den frühen 90ern gilt: Die Pornoindustrie, Meisterin immer neuer Versprechen für das immer gleiche, ist einfach immer wieder Vorreitern im digitalen Business.
Noch tragischer ist allerdings, dass sich die diversen Posts, Videos und Listen meist schon über einen Zeitraum von drei Wochen immer öfter wiederholen, bis sie wirklich jeder geshared hat. Zeit, mal an was neues zu denken – gilt aber vor allem auch für mich als Nutzer…

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Anmerkung zum Foto: aus der aktuellen Wiener Achse-Ausstellung in der Pratersauna; Collagen von Martin Grandits

“Die Selbstwahl als Philosoph ist gerade am Anfang oft eine narzisstische” – Was kann der philosophische Praktiker?

Die Praxis kennt keinen Glamour. Das ist oft so, in Alfred Pfabigans Philosophischer Praxis Märzstrasse ganz besonders. Hier stapeln sich Bücher in einer kleinen Wohnung im fünfzehnten Bezirk; Besucher werden durch ein enges Vorzimmer in ein kleines Büro mit schwarzer Ledercouch geführt – das ist alles.
Philosophische Praxis ist seit bald dreißig Jahren ein Begriff, seit Roland Düringer mit dem philosophischen Praktiker Eugen Schulak Bücher schreibt, bekommt die Branche auch ein wenig mehr Aufmerksamkeit.
Das Institut für Philosophie der Universität Wien überlegt die Einrichtung eines eigenen Lehrgangs für Philosophische Praxis, und eben Alfred Pfabigan kündigt mit seiner Praxis auch an, die Branche ein wenig zu institutionalisieren. Ab Herbst soll es auch hier einen Ausbildungslehrgang zum Leiter einer Philosophischen Praxis geben.

Philosophische Praxis

„Der Philosoph leistet Formulierungshilfe und macht aus sozialen Problemen textuelle Probleme. Er gibt ihnen sprachliche Form.“

Philosophie ist in vielen Fällen ein missbrauchter Lifestyle-Begriff, den sich Gastronomen, Designer oder Unternehmensberater gleichermassen auf die Fahnen heften. Populäre Philosophen wie Richard David Precht schaffen es, Philosophie-Happen mediale Aufmerksamkeit zu verschaffen, praktisch orientierte Denker wie Mark Rowlands verbinden populäre Themen und Formate mit philosophischer Methode. Und was macht der philosophische Praktiker?
„Alle haben Jobs“, relativiert Pfabigan gleich einmal. „Ich bin durch meine Pensionen ja ebenfalls subventioniert.“ Neue Geschäftsfelder ergeben sich auch für Philosophen mit Praxis nur spärlich. Pfabigan bezeichnet seine Tätigkeit als „teilnehmende Wirtschaftsethik. Oft ist das auch Sozialarbeit – wenig oder gar nicht bezahlte.“ Die Kunden reichen von sozialen Initiativen im Bezirk über große Institutionen bis zu Konzernen.
In vielen Fällen sind die Themen ethischer Natur: „Manche Kunden brauchen einen Freispruch, weil sie etwas getan haben, das gesetzlich nicht verboten ist. Wir sind aber keine Weisswäscher.“

Der Philosoph beschäftigt sich auch nicht damit, Entscheidungen zu treffen oder Urteile zu fällen, sondern mit der Klärung von Identitäten und Begriffen. Ein Beispiel, das Pfabigan zitiert, betrifft Spitalsapotheker und teure Medikamente: Ein nur wenige Wochen lebensverlängernd wirkendes, aber sehr teures Krebsmittel ist in Österreich zugelassen. „Spitalsapothekern war die Entscheidung überlassen, ob sie den Einsatz in ihrem Bereich unterstützen oder nicht. Im Kodex des Berufsstandes steht nun an einer Stelle sinngemäss ‚Du sollst dem Patienten die Behandlung ermöglichen, die er will‘, gleich ein paar Zeilen weiter heisst es aber, Spitalsapotheker sollen im Sinn des Allgemeinwohls handeln. Und die Kosten für dieses Medikament verursachen Löcher im Budget, die unter Umständen die Finanzierung von anderen Therapien gefährden.“ – Praktisch eine Situation, in der viele Perspektiven und moralische Standpunkte eingebracht werden können, aus philosophischer Sicht das Problem zweier sehr unterschiedlicher, in einem Text vermischter Denkweisen: Der kategorische Imperativ “Du sollst dem Patienten die Behandlung ermöglichen, die er will“ lässt keine Ausnahmen zu, der Appell an das Allgemeinwohl dagegen bringt eine utilitaristische Position ein – damit kommt die Frage der Nützlichkeit ins Spiel, die vor allem in diesem Beispiel auch ganz andere Rahmenbedingungen berücksichtigen muss, als die Wünsche des Patienten. Eine Situation, aus der es grundsätzlich einmal keinen Ausweg gibt.
Andere Beratungsfälle sind weit einfacher – „Oft steckt jemand nur in einer Situation, die es ihm gerade unmöglich macht, seine eigene Klugheit für sich selbst zu nutzen. Da kann schon ein kurzes Gespräch viel helfen.”
In komplexeren Angelegenheiten das eigentliche Problem zu formulieren, sieht Pfabigan als die Aufgabe des philosophischen Praktikers. „Der Philosoph leistet Formulierungshilfe und macht aus sozialen Problemen textuelle Probleme. Er gibt ihnen sprachliche Form.“ Darin stecken keine Entscheidungen – das schafft nur die Möglichkeit, über Probleme reden zu können.
Das erfordert vor allem genauen Umgang mit der Sprache – eine Fähigkeit, die Pfabigan für sich auch im Rechtsstudium entdeckt hat: „Das Studium der römischen Digesten, die das eigentliche Problem erst mitten im Text verstecken, war eine sehr hilfreiche Übung.“
Genauigkeit und Nachdenklichkeit sind auch die Eigenschaften, die Pfabigan in seinen Ausbildungskandidaten sucht. Philosophische Ausbildung ist eine Voraussetzung, dazu die Fähigkeit, Autoren wie Hegel und Kant verstehen zu können, und sie verständlich zu erklären – allerdings ohne zu vereinfachen. „Wir sind uns einig, dass wir keine Frischlinge aufnehmen wollen.“ Grund dafür ist weniger die gefragte philosophische Erfahrung, sondern der Stellenwert der Ausbildung. „Philosophie ist auch in der Praxis kein geschütztes Gewerbe, es ist kein Grund, jemanden auszuschliessen. Auch der philosophische Praktiker ist kein Berufsbild im klassischen Sinn – als Praktiker bleiben Sie ein Strassensänger, der wie viele andere auch seine Dienste anbietet. Deshalb muss ich mich fragen, was ich mit der Ausbildung verantworten kann.“ Erfahrung und die Fähigkeit zur Empathie sind demnach zwei weitere wichtige Kriterien in der Auswahl der Ausbildungskandidaten: „Die Selbstwahl als Philosoph ist gerade am Anfang oft eine narzisstische.“ – Was in der philosophischen Praxis eher ein Hindernis ist. 
Darauf ist auch der Ausbildungsweg zur philosophischen Praxis ausgerichtet. Neben philosophischen Grundlagen werden vor allem wirtschaftliche Kompetenzen vermittelt. Geschäftsmodelle für philosophische Praxen, Steuerliches, Subventionen und Kooperationen sollen Praktikern helfen, die wirtschaftliche Seite ihres Unternehmens in den Griff zu bekommen.
Der dritte große Bereich in der Ausbildung liegt in der Selbsterfahrung. „Selbsterfahrung wird ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Ich habe selber in den achtziger Jahren als Berater gruppendynamisch schlimme Dinge angerichtet und ganze Gruppen von Managern in die kollektive Depression geschickt. Eine destruktive Kundenbeziehung ist ein großes Problem für beide Seiten.“

Offen ist noch die genaue Preisgestaltung der Ausbildung. „Vor allem Selbsterfahrung ist nicht billig – aber wir wissen von unseren bisherigen Veranstaltungen recht genau, wo die Schmerzgrenze beim Preis liegt. Und der Preis soll auch in Relation zu dem wirtschaftlichen Nutzen stehen, den Absolventen aus der Ausbildung ziehen können.“
Die Bandbreite der philosophischen Praxis ist zwar groß, aber das Berufsfeld hat sich noch nicht etabliert. „So weit mir bekannt, gibt es auch noch keine Evaluierung, wie philosophische Beratung wirkt, wie sie von den Klienten erlebt wird.“ – Die griffigen Erfolgsstories lassen noch auf sich warten…

Einen Entwurf für das Curriculum des Ausbildungslehrgangs an der Universität gibt es hier; Pfabigan möchte sein Programm in Kürze ankündigen.

Links

Philosophische Praxis Märzstrasse

Gesellschaft für Angewandte Philosophie

Crowdfunding: Soviet Bus Stops

Die Gebilde stehen verlassen am Strassenrand, ein Bus fährt nur noch alle Tage vorbei. Trotzdem ziehen sie im Moment weltweit Aufmerksamkeit auf sich: Der kanadische Fotograf Christopher Herwig hat über Jahre hinweg Busstationen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion fotografiert.
Die Sammlung wird jetzt in einem Fotobuch veröffentlicht, dazu läuft gerade eine der erfolgreichsten Kickstarter-Kampagnen der letzten Zeit.
Herwig entdeckte die Stationen während beruflicher Reisen durch Russland und kam später wieder, um während meherer Jahre gezielt nach den schrägsten und kreativsten Konstruktionen zu suchen. Das Ergebnis ist sehenswert – und ein Zeichen mehr, wie gut Crowdfunding-Kampagnen funktionieren, wenns die Sache trägt.
Die Aktion läuft noch bis 27. März; das Buch wird in einer limitierten Auflage von 500 Stück erscheinen (heute waren noch 87 verfügbar..).

 

Wo bleibt jetzt der Tsunami?

[dropcap type=”3″]I[/dropcap]mmer wenn Medienpropheten zur nächsten grossen Erklärung über Gedeih und Verderb der Medienbranche ansetzen, macht sich erst einmal Enttäuschung breit. Wieder ein paar Argumente zu Reichweite und Werbeformen, wieder einmal mehr vom Gleichen.
Wer zuletzt großen Zuspruch fand, ist Nicolas Clasen mit seinem “Der Digitale Tsunami”.
Clasen analysiert aktuelle Entwicklungen in den großen Verlagshäusern und in der Gang of Four (Apple, Facebook, Amazon, Google), die die digitale Branche dominiert.
Medienhäuser, so seine Analyse, entwickeln sich digital an ihrer Kernkompetenz vorbei. Das ist so. Gerade wer Jubelmeldungen über steigende Onlineanteile an Verlagsumsätzen näher betrachtet, stell fest: Mit Medien im journalistischen Sinn haben die fröhlich neu erschlossenen Umsatzbringer nichts zu tun. Es sind die traditionellen Onlinecashcows, an denen sich jetzt eben auch traditionelle Verlage vermehrt beteiligen: Singlebörsen und Fitness-Apps. Inhalte spielen dabei bestenfalls eine untergeordnete Rolle, Redaktionsjobs entstehen nicht.

Digital Tsunami

Eine Entwicklung, die man unterschiedlich einschätzen kann: Springer-Chef Mathias Döpfner wird von manchen als digitaler Superheld gefeiert, als einer der wenigen Verlagsmanager, die digitale Trends verstanden haben, andere betreiben fröhliches Sellout-Bashing und betrachten ihn nachgerade als Verräter.
Die Verlockung, auch andere Geschäftsfelder zu erschliessen, ist verständlich – vor allem  angesichts der digitalen Businessmodelle, die Clasen auch beschreibt. Mit tatsächlich digitalen Produkten, die nicht nur digital vermarktet werden, haben es die Riesen der Branche geschafft, das Gesetz der sinkenden Grenzerträge auszuhebeln. Früher galt, dass Wachstum zwar gut ist, aber seine Grenzen hat – irgendwann müssen neue Produktionsstätten, neue Logistikzentren und mehr Personal aufgebaut werden, die Kosten steigen sprunghaft an, und es müssen deutlich mehr Umsätze erzielt werden, um die Erträge wieder auf das Niveau vor dem Wachstumssprung zu bringen.
Wer weder Produktionsstätten noch Logistikzentren braucht, sondern allenfalls Personal, dass aber auch in investitionsschonende Homeoffices ausgelagert werden kann, hat es mit der Skalierbarkeit um einiges leichter. Dem Wachstum sind praktisch keine Grenzen gesetzt, das Tor zur Monopolisierung auf Grund der reinen Grösse ist geöffnet. In der Wirtschaftsforschung ist das als Arthurs Gesetz beschrieben.
Jetzt liessen sich zwar digitale Medieninhalte auch problemlos beliebig lang und weit vervielfältigen – nur interessiert das niemand. Sprachbarrieren, Aktualität und regionale Relevanz ziehen hier natürliche Hürden ein, die die Vermarktbarkeit von Medieninhalten beschränken.
Clasens Ausweg ist die Werbung. Medienbetreiber sollten sich flexibler an die Auktionsmodelle in der Onlinewerbung anpassen. Auktionsmodelle wie Google Adwords, bei denen Werbetreibende einander preislich um die besten Werbeplätze (ermittelt aus Userdaten und den Interessen bzw. Suchbegriffen der User) überbieten, nutzen in erster Linie dem Vermittler, aber auch dem Medieninhaber, der sich nicht selbst um große Werbedeals kümmern braucht, sondern – im werblichen Sinn attraktive Inhalte vorausgesetzt – über Google vermarktet wird.
Real Time Bidding verfolgt grundsätzlich das gleiche Prinzip – nur ohne Google: Zielgruppenorientierte Buchungen von Werbetreibenden werden in Echtzeit, sobald ein User eine Seite aufruft, den Interessen des Users gemäss und abhängig vom Gebot, das der Werbetreibende abgegeben hat, ausgeliefert und in der Seite angezeigt. Voraussetzung dafür ist, dass der Medieninhaber zumindest einen Teil seiner Werbeplätze Real Time Bidding-Plattformen zur Verfügung stellt.
Der Vorteil: Werbetreibende erreichen die gewünschte Zielgruppe treffsicher und ohne Streuverlust, den Fixplatzierungen oder klassische Rotationen mit sich bringen. Der Medieninhaber punktet mit der Qualität seiner Leser und Inhalte – eine ausreichende Reichweite vorausgesetzt.

So weit, so einleuchtend. Clasen stellt auch dar, dass die vermeintlich günstige Onlinewerbung bei genauer Betrachtung der echten Kosten pro User durchaus ebenso teuer ist wie klassische Fernsehwerbung, und er geht auf unterschiedliche Arten von Werbung und die Bereitschaft der Werbetreibenden, dafür mehr oder weniger zu bezahlen, ein: Auf direkte Transaktion zielende Werbung, die Sonderangebote promotet und den User sofort zu Reaktionen bewegen möchte, wird vorrangig online eingesetzt. Dort ist der User aktiv; er konsumiert kein Programm, sondern klickt aktiv, mehr oder weniger schnell und soll, so die Werbe-Annahme, eben auch manchmal auf Werbung klicken. Die Klickzahlen sind bekannt ernüchternd und haben seit der Erfindung des Banners nicht zugenommen – so wie sich auch die Werbeform des Banners kaum verändert hat. Dementsprechend wenig wird dafür bezahlt.
Imagewerbung, die nicht unmittelbar auf Transaktion aus ist, sondern eher langfristig der Markenpflege dient, findet dort statt, wo Medien passiver konsumiert werden und wo auch die Zielgruppe gut dokumentiert ist. Das trifft auf klassische Medien wie Magazine oder Fernsehsendungen zu – großflächige Inserate und Werbespots werden als Teil des Programms konsumiert. Dafür werden größere Budgets investiert – und die Onlinebranche bekommt davon kaum etwas mit.
Das liegt zum Teil am gewohnten Medienkonsumverhalten, zum Teil daran, wie Onlinemedien nach wie vor funktionieren. Sie sind auf schnelle Klicks angelegt, kaum jemand wagt es, lange Inhalte einzusetzen oder investiert darin, diese gut aufzubereiten.
Die Entwicklung zu einem angenehmen, auch digital funktionierenden Lese-Erlebnis wäre durchaus ein nächster Schritt in der Entwicklung der Digitalbranche und verspricht mehr redaktionelle Qualität als die Investition in Singlebörsen und Fitness-Apps. Die Praxis sieht allerdings anders aus: Ad Impressions müssen nach wie vor abgearbeitet werden als gäbe es keine Alternative. Wohin Versprechungen qualitativer Inhalte führen, haben wir oft gesehen und sehen es immer wieder – die Qualität beschränkt sich meist auf die Gestaltung der Mediadatenblätter. Insofern ist Clasens Schluss, dass vor allem öffentlich-rechtliche Fernsehsender und Zeitungsverlage diesen neuen Qualitätsherausforderungen am besten gewachsen sein werden (wodurch uns ein goldenes Medienzeitalter bevorstehen müsste) einerseits folgerichtig und andererseits fast berührend naiv. Was hat sie denn so lang davon abgehalten?

[dropcap type=”3″]D[/dropcap]as kann jetzt nicht so stehenbleiben. Schliesslich schreibt Clasen sein Buch mit dem Blick auf Disruption: In der Medienbranche finden disruptive Veränderungen statt (so wie die Erfindung der Dampfschifffahrt oder der Digitalfotografie), die ihre Opfer fordern werden. Veränderungen in der Werbebuchung sind durchaus disruptiv; schliesslich verschieben sie die Macht von den Medieninhabern (Wir stehen zwischen Werbetreibendem und Endkunden) zu Werbevermittlern (diese entscheiden jetzt, wer welchen Teil vom Kuchen bekommt).
[pull_quote_right]Onlinemedien sind ein neues Feudalsystem.[/pull_quote_right]Parallel zu dieser Verschiebung läuft allerdings eine weitere Entwicklung: User werden immer aktiver, hinterlassen deutlichere Profile und generieren aktive Inhalte. Genau darauf bauen die Erfolgsmodelle der großen vier auf: Amazon war für die Vorschlagsfunktion („Kunden die … angesehen haben, haben auch … angesehen”) berühmt, lange bevor es Social Networks gab; jetzt gibt es Userbewertungen, Wunsch- und Empfehlungslisten. Google kann seine Anzeigen nur deshalb so treffsicher platzieren, weil User sich bereitwillig tracken lassen und über Google+ und andere Anwendungen weitere Daten preisgeben. Facebook lebt ohnehin nur von der Aktivität seiner User.
Der Mehrwert, von dem die Digitalriesen profitieren, wird also von den Usern produziert, und diese bekommen dafür – nichts. Ausser ein paar Convenience-Funktionen, die helfen, wieder mehr Daten zu generieren: Die Möglichkeit, sich über den Facebook- oder Google-Account auch in andere Anwendungen einzuloggen ist praktisch für den User – und sie vervielfacht den Analysepool für Google und Facebook.
Onlinemedien sind ein neues Feudalsystem – sie profitieren von der Arbeit ihrer Untertanen und geben wenig zurück. Das ist eine der Thesen des Virtual Reality-Erfinders und jetzigen Digital-Skeptikers Jaron Lanier. Erst in „You are not a Gadget“ und dann in „Who owns the Future?“ beschäftigt er sich mit Visionen einer produzentenfreundlicheren Medien- und Entertainmentbranche. Die – in diesem Fall durchaus disruptive – Verschiebung der Sichtweise: Nicht nur die Erstellung und Verbreitung von Inhalten schafft Wert, sondern auch deren Nutzung. Zumindest so, wie sie heute intensiv analysiert wird. Davon sollten Nutzer profitieren. Der Produzent dagegen muss sich überlegen, welchen Nutzen er von seinem Produkt hat: Nutzt die Verbreitung wirklich ihm – oder dem Verbreiter (oder scheinbar unbeteiligten wie Google, die nun neues Analysematerial haben)? Können die Inhalte digital konsumiert werden und werden sie entsprechend bezahlt – oder ist es Zeit, über den geordneten Rückzug nachzudenken und vielleicht wieder offline zu publizieren? Laniers Thesen sind visionär und dementsprechend schwer verdaulich; sie entwerfen ein ganz anderes Szenario von Medien und Mediennutzung.

[dropcap type=”3″]U[/dropcap]nd wenn wir schon bei anderen Szenarien sind: Seit wenigen Tagen (seit 10. Februar) ist theintercept.org online. The Intercept ist das erste veröffentlichte Projekt von First Look Media, dem digitalen Think Tank, mit dem Ebay-Gründer, Milliardär und Philanthrop Pierre Omidyar die Zukunft von Onlinemedien praktisch erforschen möchte. First Look Media verspricht Onlinemedien von klassicher Qualität – recherchierte, überprüfte, dokumentierte und gut aufbereitete Inhalte ohne den Druck von Clicks und Conversions.

Vielleicht bringt das ja den gewünschten Wandel hin zu Qualität und qualitativer Werbung. Einstweilen ist das Geschäftsmodell noch klassisches Mäzenatentum: Omidyar startete First Look Media mit einer 50 Millionen Dollar-Spritze. Genau solche Experimentierflächen braucht der digitale Tsunami, um sich erproben zu können.

Digitales Storytelling – Warum ich Comics lese

Storytelling ist ein Modewort. Punkt. Eine Strategie, Inhalten ein bisschen Relevanz zu verleihen, die Verpackung aufzupolieren.
Wer den Bonus, der in diesem Begriff mitschwingt, wirklich für sich beanspruchen will, der muss schon den ganzen Weg gehen. Storytelling ist nicht schummelnde Kosmetik, die aus fadem Alltag mit selektiven Facebook-Posts glamouröses Highlife macht, und auch nicht zögerliches Aufrunden von Fakten mit ein bisschen Making Of. Nein, iPhone-Selfie-Videos im Corporate Blog sind auch kein Glanzbeispiel von Storytelling.

Storytelling Comics

Die schönsten Stories wachsen dort, wo es keine Grenzen gibt. Deshalb funktioniert Film noch immer – ein Medium bedient alle Sinne, um eine Welt zu schaffen, auf die wir uns einlassen können. Comics haben weniger Mittel zur Verfügung, um diese Welt zu schaffen – um so größeren Respekt habe ich vor Comicproduzenten und den Welten und Stories, die sie aufs Papier bringen.
Die Ausgangslage ist ein leeres Blatt – es gibt keine Kulissen, Szenerien und Landschaften, auf die Film setzen kann. Und das Ergebnis sind noch nie dagewesene Perspektiven, Erzählformen, die in anderen Genres nicht funktionieren würden, Universen, die viele Angebote für die Phantasie machen, aber ihr nichts vorschreiben, und nicht zuletzt eben Stories.
Comicautoren können Geschichten weder beschreiben noch erzählen – sie müssen sie machen. Die Story muss direkt auf dem Blatt stattfinden, es gibt keine langen Textpassagen, keine  Musik, keine Specialeffects – nur ein Bild nach dem anderen und ein paar Wortfetzen in Sprechblasen dazu.
Und trotzdem hat es das Genre geschafft, zu einer breiten Entertainmentindustrie zu werden – auch wenn natürlich die Löwenumsätze nicht gerade mit den Glanzstücken gemacht werden, und auch wenn die Industrie im Vergleich zu den großen Konkurrenten Musik und Film nicht einmal ein Mauerblümchen ist.
Wer die Nase rümpft und hier Bildgeschichten für Analphabeten sieht, kann statt Comic auch gern den kulturell staatstragenderen Begriff Graphic Novel verwenden. Und Graphic Novels wie die journalismuskritischen Kriegsdokumentationen von Joe Sacco lesen: Sacco verknüpft minutiöse historische Dokumentationen und Recherchen vor Ort in sich über mehrere hundert Seiten erstreckende Comicbücher, die unterschiedliche Erzählformen ausloten, die gleiche Geschichte aus mehreren Perspektiven darstellen und statt mit zwangsläufig wertenden Textanalysen mit simplen Schwarzweisszeichnungen das Drama seiner Geschichten ausdrücken.
Mir ist in meinem Respekt vor Comicautoren aber keineswegs die historisch-politische Dimension (Achtung, kultureller Anspruch!) wichtig; meine Begeisterung für ihre Erzählkunst gilt genauso Scott Snyder (Batman) oder Dan Slott und Stan Lee (Spiderman).
Stan Lees „How to write comics“ ist eine großartige Storytelling-Anleitung, die weit über Comics als Anwendungsfall hinausgeht.

Ich sehe erfolgreiche Comics als Musterbeispiele für gelungenes Storytelling:

  • Es gibt begrenzte Möglichkeiten, die virtuos genutzt werden müssen.
  • Es gibt Regeln (Text, Sprache, zwei Dimensionen), innerhalb derer sich die Erzähltechniken bewegen müssen (natürlich nicht ohne sie zu biegen oder neu zu erfinden).
  • Comics sind Stories, die es auf den ersten zwei oder drei Seiten schaffen müssen, ein Universum zu entwerfen, das den Rahmen für die Geschichte bietet: Wer ist der Held? Welche Welten treffen aufeinander? Welches Problem kommt auf uns zu?
  • Comicprotagonisten müssen als Marken funktionieren – sie haben begrenzten Spielraum, sich zu erklären, aber ihre Motivation und ihre Ziele müssen klar sein, ihre Gegner und Widerstände ebenso.
  • Und Comics sind auf den Leser angewiesen – seine Phantasie muss mitspielen. Und damit das funktioniert, muss der Autor der Phantasie des Lesers gegenüber fair sein.

Stan Lees Drei-Akt-Struktur für packende Comic-Dramaturgie sehe ich dann auch als grundlegendes Muster  für Storytelling-Projekte.

  • Schritt eins: Starker Auftritt. Es gibt wenig Zeit, Interesse zu wecken und einen guten Eindruck zu machen.
  • Schritt zwei: Warum ist diese Story spannend, was kann ich hier erwarten? So wie im Comic auf den ersten Seiten klar werden muss, dass diese Geschichte nicht so ohne weiteres gut ausgehen wird, weil hier Welten aufeinanderprallen, unterschiedliche Interessen aufeinander treffen und verborgene Motive herrschen, muss auch dem User klar werden: Hier gibt es mehr. Hier gibt es Inhalte, mit denen ich mich auseinandersetzen kann, hier kommt noch etwas nach, und vor allem – hier geht es um etwas, das mich wirklich interessiert. Das kann an der Sache selbst, oder an ihrer Aufbereitung liegen. Und hier ist auch der Punkt, an dem sich diese Vorgangsweise von üblichen Content- und Story-Maximen unterscheidet, die alles unter die Prämisse der Einfachheit stellen. Einfachheit, der Verzicht auf Komplexität sind oft der sicherste Weg, langweilig zu werden. Ob der Zuschauer im Kino einschläft ist grundsätzlich egal, sobald er sein Ticket bezahlt hat – das Ziel von Unternehmensmedien ist aber nicht deren Konsum, das Ziel liegt einige Schritte weiter; der User soll nachher etwas wissen, tun oder gar kaufen.
  • Schritt drei: Showdown. Seien wir realistisch: Selbst wenn Interesse geweckt wurde, wird es nicht ewig weiterlaufen. Die Geschichte muss in einem Showdown zu Ende gebracht werden, der keine Fragen offen lässt – ausser denen, die für eine eventuelle Fortsetzung benötigt werden. Jede Kampagne kommt einmal zu  einem Ende; der Unterschied in der Vorgangsweise ist: In diesem Ansatz ist der Showdown Teil der Geschichte und hat damit auch Einfluss darauf, wie die Geschichte selbst verläuft.

So weit die Theorie. Beispiele gibts in unseren Cases.

Content Strategie in der Praxis

[pull_quote_right]Modelle zu Content Strategien und Unternehmenskommunikation gibt es viele. Welchen Nutzen liefern sie?[/pull_quote_right][dropcap type=”3″]I[/dropcap]ch habe noch niemanden getroffen, der „Content Strategy“ oder ähnliches auf seiner Visitenkarte stehe hatte – zumindest in unseren Breitengraden. Gibt es diesen Job überhaupt, oder haben wir hier nur ein weiteres hübsches Buzzword, dass sich aus Content Marketing-, Digital Strategy- und anderen Hypes nährt?
Modelle und Planungsansätze zu Content Strategien und Unternehmenskommunikation gibt es viele. Welchen Nutzen liefern sie?

  • Content Strategie hilft, Silos in Unternehmen zu überwinden. Integrierte Kommunikationsplanung, die sich mit Zielsetzungen, Prozessen und Organisationsfragen beschäftigt, bindet alle Unternehmensbereiche mit ein – vor allem auch die, die Inhalte kennen und erstellen, und nicht nur die, die sie verbreiten sollen.
  • Als Teil einer Unternehmensstrategie macht Contentstrategie Inhalte planbar, messbar und steuerbar. Tragen Inhalte zur Zielerreichung bei, erreichen sie die richtigen Zielgruppen und erzeugen sie die gewünschten Conversions?
  • Über die Verbindung mit Zielsetzungen schliesslich liefert eine gut definierte Content Strategie die Voraussetzungen, den ROI von Content messen zu können. – Wo kein Ziel definiert ist, kann sein Erreichungsgrad auch nicht bewertet werden. Nachzulesen unter anderem im Report “Auf der Suche nach dem Return on Social Media” der St. Gallener Management-Gurus.
  • Und schliesslich: Klare Strategien liefern die Grundlagen für oft strittige Themen wie Social Media-Strategien, Social Media Guidelines für Mitarbeiter und eben auch Priorisierungen in Budgetdiskussionen.

Das sollte Anlass genug sein, sich mal mit der Sache zu beschäftigen.

Zum Weiterlesen:

Contentstrategie – das Kreislauf-Modell