Publishingmodelle Spezial: Tisch 14

Jeden zweiten Mittwoch tagt im Wiener Café Rüdigerhof die Comiczeichnerrunde Tisch 14. Und weil nur reden auch nichts bringt, gibt es Tisch 14 auch als Heft in der mittlerweile vierten Ausgabe.

Manchmal sind es Schwerpunktausgaben, manchmal themenunabhängige Hefte, und immer ein guter Überblick darüber, was die heimische Comicszene zu bieten hätte wenn – ja wenn das ganze nur irgendwie ein Geschäft wäre.

Jedenfalls: Kaufen, (Ausgabe 5 kommt schon bald) und nicht nur Comics, sondern auch independent publishing unterstützen.

Tisch14 Comics

Alle Posts der Serie Publishingmodelle

Publishingmodelle #4: Crowdfunding und das Recht

Die meisten der Publishingmodelle bisher hatten in irgendeiner Form mit Crowdfunding zu tun. Und: Sie waren nicht aus dem deutschsprachigen Raum. Das hat seine Gründe. Vor allem in Österreich ist die Rechtslage rund um Crowdsourcing dermaßen restriktiv, dass projektbezogenes Crowdfunding praktisch unmöglich ist. – Ohne Banklizenz geht nichts.

Crowdfunding

Das Entgegennehmen von Geldeinlagen, für die keine Produkte oder Dienstleistungen ausgeliefert werden, sondern die erst einmal gesammelt und verwahrt werden, wird also gleich behandelt wie ein Sparbuch. Das ist lustig, vor allem, weil die Einlagegarantien um einiges sicherer sind als die einer Bank – wenn das Projekt nichts wird, die Finanzierungsgrenze nicht erreicht wird, dann wird das Geld nic in Anspruch genommen. Auch die Renditeerwartungen sind vorhersehbarer: Es wird das Projekt geben – oder eben nicht, wenn die Finanzierung nicht erreicht wurde. Und Transparenz – was passiert eigentlich mit meinem Geld? – ist etwas, worum sich Banken gerade erst bemühen.

Dass Crowdfunding zur Unternehmensfinanzierung praktisch ausgeschlossen ist, musste GEA-Chef Heini Staudinger unter großem Aufsehen zur Kenntnis nehmen. Meine naive Annahme, dass die Sachlage bei einem auf Crowdfunding basierenden Verlag anders sein müsste, wurde auch schon beim ersten Nachfragen zunichte gemacht. Ernst Brandl, Anwalt in der Kanzlei Brandl & Talos: “Die Einschränkungen gelten in diesem Fall genauso.” Das heisst: Crowdfunding an sich nur mit Banklizenz, Ausnahmen sind nur dann möglich, wenn die durch die Einlagen entstehende Rechtskonstruktion irgendein Joint Venture-Beteiligungsmodell ergibt.
Nachdem, wie letzte Woche hier zu lesen war, Buchprojekte wie Startups behandelt werden sollen, spornt mich das an. Es rotiert auf jeden Fall…

Alle Posts der Serie Publishingmodelle

Publishingmodelle #3: Netminds

Netminds Publishing

Wir haben viel mehr Möglichkeiten, als wir nutzen können. Grundsätzlich könnte auch der Autor alles selbst machen – Layout, Korrektur, Produktion, Marketing. Aber wie wirkt sich das auf die Qualität aus? Und bleibt dann noch Zeit zum Schreiben?

Hier setzt netminds.com an. Netminds sieht sich als Teampublishing-Plattform, auf der Autoren Teams für ihre Buchprojekte bilden können. Buchprojekte, so der Gedanke dahinter, sollten wie Start Ups behandelt werden: Nur veröffentlichen reicht nicht; es braucht Professionalität in jeder Hinsicht und eine straffe Organisation.

Netminds Publishing

Auf Netminds posten Autoren Buchprojekte und schreiben Jobs aus – Coverdesigner, Layouter, Korrektoren, Layouter, Vermarkter können ihre Angebote abgeben. Musterverträge und gestützte Online-Verhandlungen helfen, die passenden Zusammenarbeitsformen zu finden, ebenso werden verschiedene Lizenzmodelle unterstützt: Teams können über geteilte Tantiemen, Fixbeträge oder Kombinationen aus diesen Modellen entscheiden. Netminds bietet Produktion, ein Distributionsnetzwerk, und Vermarktungsunterstützung.

Jüngster Coup: Atari-Gründer Nolan Bushnell produzierte sein “How to find the next Steve Jobs” mit Netminds. Der heute 70jährige fand bei traditionellen Publishern zwar großes Interesse, diese wollten aber sein Projekt auf die lange Bank schieben – innerhalb der nächsten vier Jahre sollte es erscheinen. Bushnell fand, er hätte nicht mehr so viel Zeit, stellte auf Netminds ein Team zusammen, dealte eine 20%-Beteiligung für Netminds aus und teilte den Rest der Einnahmen 50/50 mit dem Produktionsteam.

Netminds-Gründer Tim Sanders: “Die Publishing-Industrie ist ineffizient und unfair.” – Dem möchte sein Start Up mit Technologie und Vermarktungskonzepten entgegensteuern. Das bedeutet nicht zuletzt: Auf bei Netminds produzierten Büchern bekommt jeder ausführliche Credits – egal ob Schreiber, Designer, Lektor. Das, und die die flexibel vereinbarten Einnahmenmodelle, geben dann auch jedem Beteiligten Gründe, sich beim Marketing ins Zeug zu werfen…

Alle Posts der Serie Publishingmodelle

Publishingmodelle #2: unbound

Unbound.co.uk ist eine themenbezogene, recht klassisch angelegte Crowdsourcing-Plattform für Bücher mit angeschlossenem Verlag. Autoren pitchen Projekte, Förderer schiessen verschiedene Beträge zu und bekommen verschiedene Goodies, vom eBook mit Namensnennung in der Sponsorenliste über eine Hardcover-Ausgabe bis zur Einladung zur Launchparty oder dem Dinner mit dem Autor.

unbound

Während der Funding- und Schreibphase bekommen Förderer Zugang zum “shed” des Autors, in dem dieser Interviews, Blogbeiträge oder kurze Videos zu seinem Projekt veröffentlicht. Wer Freunde einlädt, bekommt ausserdem zusätzlich unbound-Credits geschenkt,, die wieder in neue Bücher investiert werden können.

Die Plattform ist für arrivierte und neue Autoren gleichermaßen offen. Unbound wurde von den Autoren Dan Kieran, Justin Pollard & John Mitchinson gegründet und übernimmt nicht nur die Vermittlung zwischen Autoren und potentiellen Lesern, sondern wickelt auch die Produktion und Distribution der finanzierten Bücher ab. Die Einnahmen werden 50/50 zwischen Autoe und Verlag geteilt – für den Verkag ein risikoloses Geschäft, für den Autor immer noch mehr, als die sonst üblichen 10% (bei denen oft auch Rabatte zu seinen Lasten gehen). Lesenswert ist auch die Sicht des Verlags auf den klassischen Publikationsprozess.

Im Gegensatz zu anderen Plattformen wie unglue.it werden die Bücher unter traditionellem Copyright veröffentlicht – nur der Finanzierungsprozess ist auf den Kopf gestellt.

Etwas störend finde ich, dass der angestrebte Zielpreis der Bücher auch für registrierte User und selbst beim Bezahlen nicht zu sehen ist, stattdessen wir nur die nich notwendige durchschnittliche Zahl von Supportern angeführt. Die notwendigen Supporter-Zahlen bewegen sich zwischen 500 und 2000 – was sich auf Beträge zwischen 5000 und 20000 Pfund hochrechnen lässt.

Alle Posts der Serie “Publishingmodelle”

Publishingmodelle #1: unglue it!

Während wir hierzulande gern um Urheberrechte streiten, symbolisch Blogger wegen gescannter Zeitungen von gestern abmahnen (Thurnher vs. Gröbchen) und in der digitalen Verbreitung von Inhalten böse Piraterie sehen, entstehen anderswo Geschäftsmodelle im digitalen Publishing, die aus diesen vermeintlichen Problemen neue Chancen machen. Die Micropublishing-Miniserie auf der-karl.com stellt einige davon vor.

unglue.it kombiniert Geld für Autoren mit Freiheit für User. Unglue wird dabei it “to give your favourite books to everyone in the world” übersetzt – auf der Plattform werden Creative Commons Lizenzen für Bücher gewissermaßen versteigert.

unglue

Autoren müssen die Rechte an ihren Büchern besitzen, dürfen also noch nicht in die Fänge einer Verwartungsmafia geraten sein, können ihr Werk auf der unglue-Seite vorstellen und einen Preis festlegen. User legen zusammen – und sobald der Preis erreicht ist, kann das Buch unbeschränkt downgeloadet und weitergegeben werden. Kein DRM, keine anderen Beschränkungen – nur eine Creative Commons-Lizenz.

Als Service bietet unglue seinen Autoren die Konvertierung des Texts in ein eBook-Format an, unterstützt mit Marketingberatung und liefert ein Social Media-Starterkit für Publisher und Autoren.

Das Risiko für Autoren ist einerseits hoch – zu niedrig angesetzte Preise sind ärgerlich, zu hoch angesetzte Preise werden nicht erreicht. Das kommerzielle Ergebnis konventionell publizierter Bücher ist aber ebenso ungewiss. Und dem Remarketing überraschender Erfolge steht nichts im Weg, sollte sich später mit anderen Ausgaben weiteres Geld machen lassen.

unglue.it ist seit Anfang 2012 online, hat grosses Medienecho erreicht und bislang drei Bücher “unglued”.

Für User wird erst abgerechnet, wenn der vom Autor festgesetzte Preis erreicht ist. Wird dieses Limit nicht überschritten, dann wird auch kein Geld abgebucht. Grundsätzlich ein für beide Seiten gut überschaubares Modell – es sei denn, nachträglich schlagen wieder Unsinnigkeiten wie Festplattenabgaben zu… (Kunst hat Recht vs. Plattform für ein modernes Urheberrecht)

Alle Posts zur Serie “Publishingmodelle”