Das Märchen vom Tax Freedom Day

Es gibt ja dieses Märchen vom Tax Freedom-Day. Irgendwann im Herbst, so will es die Geschichte, hat man genug verdient, um seine Steuern zu bezahlen, und arbeitet dann fröhlich in die eigene Tasche.
Praktisch gesehen ist das halt leider andersrum: Zu Beginn des Jahres fließen ein paar Einnahmen, man legt guten Mutes den Steuer- und Versicherungsanteil zur Seite, bestaunt die gigantischen Beträge, die sich dabei ansammeln und nimmt das halt mit ein bisschen Wehmut zur Kenntnis.
Dann, in guten Jahren, ist irgendwann der Zeitpunkt erreicht, an dem zumindest die Sozialversicherung befriedigt ist. Auf dem Sparkonto liegt der Fehlbetrag auf die rund 18.000 Euro Höchstversicherung und eigentlich ist jede Einnahme jetzt 25% mehr wert.
Das ist meistens im Herbst, eben so rund um den Tax Freedom-Day. Aber dann beginnt das Drama erst richtig. Jetzt ist zwar keine Sozialversicherung mehr fällig, dafür schlägt der Steuertarif mit seinen 50% jetzt unbarmherzig zu. Und der fröhliche Unternehmer, der jetzt eigentlich strahlend in die eigene Tasche arbeiten sollte, sieht zu, wie die diversen Steuerrechner immer absurdere immer höhere Beträge ausspucken. 50% wirken sich wirklich dramatisch aus.
Eigentlich sollte man zu diesem Zeitpunkt die Arbeit einstellen und einfach nichts mehr tun. Es ist schlicht hirnrissig, für die 10.000 €, die man bis Jahresende noch bräuchte, über 20.000 € verdienen zu müssen – und damit dann noch höhere Steuer- und Versicherungsvorauszahlungen für die nächsten Jahre in Kauf zu nehmen.
Während Experten streiten, ob Österreich jetzt eine Gesamtsteuerquote von 45 oder 43% hat, prohezeit mir die hübsche Rechner-App von SVA und Finanzministerium jedenfalls für heuer eine Abgabenquote von 47% – allein mit Einkommensteuer und Sozialversicherung.
Was ist das Problem dabei? – Schließlich habe ich die Kohle ja verdient und kann das also auch bezahlen.
Das Problem ist, dass ich eigentlich nur gern von meiner selbstbestimmten Arbeit leben möchte, und kein Superchecker-Unternehmer sein möchte, der kunstvolle Abschreibungs- und Investitionsgelegenheiten sucht. Ich fände es auch nicht schlecht, mich um Dinge wie Altersvorsorge kümmern zu können – und das mit weniger hochriskanten Spekulationen als Einzahlungen ins staatliche Pensionssystem. Und ich finde es schräg, dass sich die Umsatzplanung für das nächste Jahr weniger an meinen eigenen Bedürfnissen orientiert, als daran, wann welche Vorauszahlungen zu leisten sind, die sich an längst vergangenen Einnahmen orientieren. Und das nimmt dann auch die Luft für Innovation und Neuorientierung. Erst ist keine Zeit für was anderes, weil du in bezahlten Projekten steckst. Und wenn die vorbei sind, ist keine Zeit, weil du dich dringend um die nächsten kümmern musst, weil du keine Zeit für Akquise hattest.
Und was wären sinnvollere Alternativen? Ein paar fallen mir schon ein. Flexiblere Vorauszahlungen sind ein Ding. Die könnten auch per Selbstbemessung funktionieren – bei Kammerumlagen und ähnlichem traut man uns das ja auch zu.  Investitionen sind ein anderes Ding: Was soll ich mit 33 Jahren Abschreibung auf Immobilien (dann bin ich 75…), wenn ich keinen generationenübergreifenden Familienbetrieb aufbaue? Und warum gelten Investitionsfreibeträge nur für Neugüter und nicht für Gebrauchtes? (Was, um beim Beispiel zu bleiben, bei Büros und Lokalen in Wien, die ja auch eine Anlage sein könnten, besonders sinnvoll ist…) Und wenn wir ganz spekulativ werden: Wie siehts mit Gewinn-Vortragsmöglichkeiten aus? Schön, dass es Kalenderjahre gibt, aber meine Lebensplanung richtet sich nicht unbedingt danach – und vom Erfolg im laufenden Jahr hätte ich auch gern im nächsten Jahr noch etwas (wenn sich eien Durststrecke abzeichnet oder wenn ich die Zeit für etwas neues nutzen möchte) – außer höheren Vorauszahlungen.
Und deshalb wärs ja schön, wenn es so etwas wie einen Tax Freedom Day, ab dem man selbstbestimmt wirtschaften kann, gäbe. Aber die Praxis ist halt, wie gesagt, leider andersrum.

Open Innovation mit Regierung – wie man User vergrault… 

OK, Open Innovation also. Gähn. Nachdem ich auf „Mitgestalten“ geklickt habe , war ich dann allerdings putzmunter. – Ich war nämlich plötzlich eingeloggt, mit Profilbild und Userrank, ohne mich jemals erinnern zu können, schon mal auf dieser (erst am Freitag vorgestellten Plattform) gewesen zu sein.
  • Krallt sich die Bundesregierung meine Facebook-Daten, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen?
  • Wird da irgendein Login anhand meiner Browserdaten durchgeführt, dem ich nicht zugestimmt habe?
  • Gibts gar österreichweites Zwangs-Single-Sign-On für alle aufrechten Staatsbürger_innen mit Internetanschluss?
Um es kurz zu machen – nein, eh alles sauber und in Ordnung. Nur saudeppert. Ich sags noch mal: fetzendeppert. So schafft man kein Vertrauen. Und so lässt man alle Potenziale ungenutzt, auf denen man vielleicht aufbauen könnte.
Ich nutze dieses Internet jetzt doch schon etwas länger, Spam und Phishing erkenne ich üblicherweise recht schnell und ich kontrolliere meine Privacy. Hier hab ich jetzt aber doch ein paar Minuten gebraucht, um rauszufinden, was los ist.
Das Profilfoto, das mir da plötzlich entgegensah, war mein FB-Profilfoto von vor mehreren Jahren. Laut Open-Innovation-Profil war ich schon vier Jahre Mitglied auf dieser erst vier Tage alten Plattform. Im Impressum steht das Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium als Seitenbetreiber. Ganz unten im Impressum steht: “Konzeption, Design & technische Umsetzung: Neurovation GmbH“.
Die Url der Open Innovation-Seite ist offiziell www.openinnovation.at, dann wird man aber auf https://oi-bundesregierung.neurovation.net weitergeleitet.
Dann fiel mir ein: Vor vielen Jahren (könnten vier sein) habe ich mich mal bei Neurovation angemeldet, als dort Ideen für Creative Industries-Projekte gesucht wurden.
Im Kleingedruckten der Neurovation-AGB steht:

2.7
Mit einer Registrierung auf Neurovation.net bzw. einer Subplattform erhält der Nutzer Zugang zu Neurovation.net sowie allen Subplattformen. Die Subplattformen kennzeichnen sich durch den URL-Aufbau [projektname].neurovation.net (Subdomain) aus. Somit kann der Nutzer nach einmaliger Registrierung auf Neurovation.net oder einer Subplattform sich barrierefrei zwischen den Plattformen bewegen. Diese Gegebenheiten wirken wechselseitig für alle registrierten Benutzer und den damit verbundenen Plattformfunktionalitäten.
Aha.
Dort steht auch:
9. Geheimhaltung
Die Parteien verpflichten sich, alle ihnen im Rahmen dieses Vertragsverhältnisses bekannt werdenden und als vertraulich erkennbaren Informationen, Unterlagen und Daten geheim zu halten und insbesondere weder Dritten zugänglich zu machen noch anderweitig weiter zu verwenden. Dies gilt besonders für die vereinbarten Preise.
und:

13.1
Das Konzept der Plattform basiert auf der Bereitstellung von Services und Innovationsdienstleistungen sowie der Speicherung generierter Daten durch den Benutzer/die Benutzerin, die ggf. für andere Nutzer/-innen einsehbar sind. Allerdings entscheidet der Nutzer/die Nutzerin, ob und welche Daten und Inhalte er/sie anderen Nutzern zugänglich machen möchte
Mich hat niemand gefragt, ob ich meine Daten auf einer Plattform des Wissenschaftsministeriums haben möchte.
Gut, wird schon alles rechtens sein.
Allerdings steht bei anderen von Neurovation ausgerichteten Wettbewerben auch immer Neurovation im Impressum. Und es hätte der Kommunikation des Ministeriums wohl nicht geschadet, Neurovation als Partner zu erwähnen, oder zumindest irgendwo auf der Webseite kurz anklingen zu lassen, dass diese Plattform genutzt wird.
Dann hätte es keinen mittelmässig erfreulichen Aha-Effekt gegeben. Dafür aber vielleicht für einige eine erste positive Verbindung – „Dort war ich schon mal.”
Aber wahrscheinlich hatte irgendein obercooler Ministeriums-Innovations-Fuzzi dann die Sorge, man würde glauben, er hätte das Rad nicht neu erfunden. Oder vielleicht, solche Berührungsängste gibt es ja auch, hatte ein Dienstleister keine Lust, politische Insititutionen als Kunden anzuführen.
Keine Sorge: Auf den Gedanken mit der Neuerfindung des Rades wäre wohl eh niemand gekommen. Schade ist allerdings umso mehr: Mit der Openness wird das so nichts.
Und ich (wahrscheinlich gilt das für einige andere User auch) hätte mich um einiges wohler gefühlt, wenn ich kurz gefragt worden wäre, ob ich meinen bestehenden Account und meine Daten übernehmen möchte.

Wertschöpfung vom Mittelpunkt des Universums

Ich finde diese Studie der Wien Holding sehr inspirierend. Wertschöpfungsrechnung anstelle von Bilanzen oder Steuerleistung – da mache ich mir auch gleich Gedanken über die Wertschöpfung meiner Unternehmen. Schliesslich ist ja wohl nicht zuletzt Apple deshalb so ein hippes Unternehmen, weil ich durch die Nutzung meines Macbooks und iPhones immens zur Wertsteigerung in Cupertino beitrage. Und in China.
Die Wien Holding rechnet vor, was sie ausgibt und investiert, was ihre Lieferanten ausgeben und was das wieder an Folgeausgaben nach sich zieht. Interessanter Ansatz, zu dem man wahrscheinlich auch Galileo befragen müsste; der hat sich ja auch einige Gedanken über den Mittelpunkt des Universums gemacht.
Ich gebe knapp die Hälfte meines Umsatzes für Partner und Lieferanten aus, die Hälfte vom verbleibenden Gewinn dann noch mal für Steuern und Abgaben. Aber das allein als Beitrag zur Wirtschaftsleistung zu rechnen, wäre natürlich viel zu kurz gegriffen:
  • Ich sichere Arbeitsplätze bei meinen Kunden – was würden die Projektverantwortlichen dort denn sonst machen, als sich mit mir zu beschäftigen?
  • Durch die Nutzung des Internet leiste ich einen wesentlichen Beitrag zu digitaler Forschung, Innovation und Produktentwicklung – ohne mich würden die das alles nicht machen.
  • Es wäre auch viel zu kurz gegriffen, nur direkt bezahlte Lieferanten einzurechnen – wenn wir auf Papier produzieren, vergesst die Papierindustrie und Forstwirtschaft nicht, und natürlich die Post als Zusteller und die MA48 als Entsorger. – Wien Holding, heisst das, ich erhalte euch?
  • Ganz wesentlich sind dann noch die Kaffee- und manchmal leider auch Zigarettenressourcen, die während einer intensiven Produktionsphase verbraucht werden. Damit dehnt sich mein wirtschaftliches Netzwerk bis nach Kolumbien, Brasilien, Sumatra und Texas aus. Ich muss mal nach Kickbacks fragen.
  • Die gesamte Publishing- und Content Management-Software-Industrie wäre ohne meine Investitionen natürlich auch nicht lebensfähig.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Das einzige was mich bei diesem Sprint zur Weltherrschaft ein bisschen stutzig macht: Könnte das nicht jeder von sich behaupten? Aber das gilt für die Ergebnisse der „Studie“ der Wien Holding auch.

Tokio – Stadt ohne Mistkübel

Mein Bild von Tokio stammte ja ehrlich gesagt eher aus Filmen wie Tetsuo oder Ichi the Killer. Nach einer Woche etwas über eine Stadt zu sagen, ist genauso anmaßend. Tu ich auch nicht. Ich erzähl nur von ein paar Dingen, die mit auf 120 Kilometern zu Fuß kreuz und quer durch die Straßen Tokios aufgefallen sind (und mit der U-Bahn sind sicher noch fünf Mal so viele Kilometer dazugekommen).

Müll

„Please take your garbage home with you“, heißt es auf Schildern in vielen Parks. Anfangs habe ich das für eine nicht ganz gelungene Übersetzung der Aufforderung, Müll in Mistkübel zu werfen, gehalten. Es dürfte aber wörtlich gemeint sein – denn Mistkübel gibt es in Tokio praktisch nicht. Manche Seven Elevens oder Family Marts machen da mit kleinen Mistkübelbatterien (getrennt nach Plastik, Metall, Papier und Rest) eine Ausnahme, aber sonst ist weit und breit nichts in Sicht. Auch die Idee mit U-Bahn-Klos musste ich wieder aufgeben: U-Bahn-Klos gibt es zwar fast überall, aber immer ohne Papierhandtücher (nur mit Warmluftgebläsen), und damit auch ohne Mistkübel.
Sauber ist die Stadt trotzdem. Und in den Ausgehvierteln stehen manchmal kleine Müllsacksammlungen verschämt am Straßenrand vor den Lokalen, verschwinden aber schnell wieder.

Stadt der Helme und Laserschwerter

Japanische Bauarbeiter tragen Helme. Immer, überall und ausnahmslos. Auch wenn sie im Freien Farbe von der Wand kratzen (dabei fällt nichts Schweres hinunter) oder im Freien auf dem Boden arbeiten (wenn gar nichts über ihnen ist).
Und vor jeder Baustelle, die einen Gehsteig berührt, auch wenn sie gar nicht im Weg ist, steht ein Aufseher mit weißen Handschuhen und rotem Laserschwert, der Passanten den Weg an der Baustelle vorbei weist. Und auch trägt Helm. Auch nach Feierabend, wenn die Baustelle gar nicht mehr in Betrieb ist.

Stadt der Verbote

Manchmal sind es freundliche Bitten („Please don’t rush“ auf den U-Bahn-Gleisen), sachdienliche Hinweise („The doors will close soon after the music stops“ in der U-Bahn), manchmal strikte Ansagen. Vor allem in Parks und an öffentlichen Plätzen sind die Verbotslisten oft lang – allerdings sind es dann gar nicht so dramatische Verbote. Man schätzt offenbar Klarheit. So sind etwa Hunde-Kackverbote oft dreifach ausgeführt: Kein großes Geschäft (gar nicht), kein kleines Geschäft (in Wiesen und Blumenbeeten) und wenn’s passiert, dann wegräumen.
Rauchverbote sind ein eigenes Kapitel.
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Öffentlicher Raum

Anders als es viele Klischees vermitteln, gibt es erstaunlich viel Platz und Grün. Parks sind öffentlich, die vielen Verbotsschilder regeln klar, wo und in welchen man auf die Wiese darf und was man dort tun und lassen kann. Die Ufer der vielen Flüsse und Kanäle, die die Stadt durchziehen, sind großteils ausgebaut und grün.
Und Tokio ist eine Stadt für Fußgänger – wo eine Straße ist, kann man auch gehen (anders als in vielen amerikanischen Städten). Praktisch alle Brücken haben eigene Geh- und Radwege, und auch entlang sechsspuriger dreistöckiger Straßen, über die noch zwei Bahntrassen führen, gibt es Gehwege und Fußgängerampeln.

Rush Hour – Stadt ohne Staus?

Dicht gedrängte Straßen und überfüllte U-Bahnen sind großteils Legende. Die U6 kann, was das Gedränge betrifft, durchaus mithalten, und die Shibuya-Kreuzung, die als berühmteste Diagonal-Kreuzung der Welt pro Ampelphase von angeblich bis zu 15.000 Menschen überquert wird, wirkt auch kaum voller als die Mariahilferstraße am Samstag nachmittag.
Was noch auffällt: Das Tempo ist erstaunlich langsam – sowohl in der U-Bahn als auch auf den Straßen. Wenn man es eilig hat, steht einem immer irgendwer im Weg …
Und Stau habe ich in einer ganzen Woche zu keiner Tages- oder Nachtzeit gesehen, keinen einzigen.

Stadt ohne Gastgärten

Outdoor ist nicht. Auch in den belebtesten Ausgehvierteln hat vielleicht jedes zehnte Lokal ein oder zwei Barhocker vor der Tür stehen, noch einmal jedes zehnte hat zumindest die Tür offen. Der Rest findet klimatisiert hinter verschlossenen automatischen Türen statt.
Die häufigsten Ausnahmen, die ein paar Tische draußen stehen oder Balkone haben, sind Starbucks und Mc Donald’s.
In Parks oder an den Flussufern gibt es praktisch gar keine Lokale.

Rauchen

Angeblich herrscht in Tokio sehr strenges Rauchverbot an öffentlichen Plätzen. Das ist, wie eben so vieles, sehr vielschichtig geregelt:
Da gibt es die absoluten Rauchverbotsszonen; Rauchverbote sind da auch als Markierung auf dem Gehsteig eingezeichnet. Dafür gibt es in diesen Bereichen eigene Rauch-Zonen, meist vor Zigarettenläden, die große öffentliche Aschenbecher haben. Genaue Abgrenzungen oder weitere Bodenmarkierungen gibt es nicht.
Dann gibt es die Zonen, in denen Rauchen im Gehen verboten ist. Auch das ist mit eigenen Gehsteigmarkierungen gekennzeichnet (dürfte aber die allgemeine Regelung für die ganze Stadt sein). Man darf hier zwar überall rauchen – aber eben nur im Stehen. Japanische Raucher haben für solche Fälle transportable Aschenbecher dabei, Reisende vergrößern dann eben die Müllsammlung, die sie ohnehin mit sich tragen.
In Parks gilt meistens Rauchverbot, dafür gibt es wieder eigene Raucherzonen (mit Kennzeichnung und Aschenbechern).
Am Flughafen gibt es das meines Wissens einzige Outdoor-Raucheraquarium: Im Flughafen ist Rauchen verboten, außerhalb auch; im Freien steht aber eine von diesen verglasten Raucherboxen mit Schiebetür und Luftabzug …
Dafür wird in Lokalen getschickt, was das Zeug hält. Ich habe gefühlte drei Prozent Lokale mit getrennten Raucher- und Nichtraucherbereichen gesehen (vielleicht die Hälfte davon mit baulicher Trennung); das einzige Nichtraucher-Lokal war ein Starbucks.
Rauchverbot

Drogen

Keine Dealer, keine Junkies – Drogen sind im öffentlichen Stadtbild von Tokio nicht vorhanden.

Electric City

Hier schlagen Japan-Klischees einmal voll zu. Noch mehr – Electric City übertrifft alles, was man sich vorstellen kann. Hier fühlt man sich als Europäer wie ein Native aus einer der abgelegesten Gegenden der Welt ( so abgelegen, dass mir gar keine einfällt), der noch nie elektrisches Licht oder Menschen in Kleidung gesehen hat und zum ersten Mal auf der 5th Avenue steht. Also völlig ratlos. Der Grund ist nicht der überbordende Elektronikschrott, sondern die hohe Dichte an Maid-Cafés. Mädchen in einem Outfit zwischen Schuluniform, Dienstmädchenkleidung und Stripclub-Outfit stehen in Dutzenden an jeder Straßenecke, verteilen Flyer und lassen sich bewundern. In den Cafés gibt es dann Karaoke, Rollenspiele (Herr und Dienerin) oder Handmassagen – alles völlig sexfrei. Die Maids sind fallweise selbst Stars, Stars aus der Maid-Szene nachempfunden, oder Stars, die der Maid-Szene nachempfunden sind, nachempfunden.
Dazu kommen dann noch die zwei Sega-Gebäude mit Spielewahnsinn, Fanshops (für Maids, Mangas oder eben Sega-Spiele) und Riesen-Screens (fallweise drei pro Häuserfront) die den neuesten Maid-Pop oder wieder Spiele ankündigen.

MaidCafe

Mangas

Noch so ein Japan-Klischee, dass sich wiederfinden lässt. In der U-Bahn spielt man entweder (am Smartphone), schläft oder liest Mangas (reden und telefonieren sind – siehe oben unter Verbote – nicht gern gesehen; regelmässige Durchsagen mahnen sogar dazu, Handys lautlos zu stellen). Jeder Seven Eleven oder Family Mart hat neben den Zeitschriften noch ein eigenes Manga-Regal (oder drei), vor dem auch zu jeder Tageszeit drei Menschen (erwachsene Männer im Bürooutfit) stehen und blättern.

Spielhallen

Wenn die automatischen Schiebetüren aufgehen, entlassen sie ihre Gäste mit einem bösartigen Zischen: In den allgegenwärtigen Spielhallen herrscht ein Höllenlärm, wenn Menschen ab dem frühen Nachmittag dicht gedrängt Automaten bearbeiten. Beinahe so häufig wie Seven Elevens, meist sind im Erdgeschoß Pachinkos (eine Art Flipper), im Obergeschoß (oder Hinterzimmer) Slot-Machines. Das Publikum ist bunt gemischt, aber eher älter (Mitte 30+).
Spielhalle

Toiletten

Das traditionelle Klo ist ein Loch im Boden. Das ist mir allerdings nur vereinzelt in manchen U-Bahn-Stationen begegnet. In Lokalen und Hotels setzt man auf Hi-Tech-Geräte mit Sitzheizung, Vorspülung, Dusch-Programmen (getrennt zwischen Mann und Frau anwählbar) und automatischen Zwischenspülungen. Manche haben zusätzlich einen mechanischen Spülhebel. Ausschliesslich auf japanisch beschriftete Technikwunderwerke ohne diesen Notfallsknopf lassen einen dagegen ganz schön ratlos zurück …
Klo

Clubs, Ausgehen

Verbote sind der erste Vorbote. Nicht essen, nicht im gehen rauchen, keine Fotos, keine Teenies, keine Tätowierungen (ich hatte eine Jacke an und konnte also nicht herausfinden, wie ernst gemeint das ist) – jeder Club-Eingang wird ebenfalls von locker zwanzig Verbotsschildern geziert.
Die größeren Clubs sind in Shibuya (die geschleckteren in Roppongi), drin geht es dann relativ entspannt zu – schnelle und günstige Drinks in Plastikbechern und sagen wir mal eigenwillige Musikmixes: Die Kombination von Bon Jovi, Daft Punk und Alexandra Stan (alles mit Karaoke-Texten hinterlegt) hätte mich wohl einen Schneidezahn gekostet, wenn es nicht ein Plastikbecher gewesen wäre, den mir der Rempler einer spätestens bei Alexandra Stan restlos begeisterten Mädelsgruppe gegen die Zähne gerammt hat.

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Die Festplattenabgabe von einem anderen Stern

Kunst hat Recht kommt so was von einem anderen Stern. Gerade Medien und Kunstschaffende profitieren so was von enorm von digitalen Vervielfältigungs- und Verbreitungsmöglichkeiten – nicht weil ihre Werke raubkopiert werden, sondern weil sich die Kommunikation darüber vervielfacht hat, die Kaufanreize explodiert sind, weil wir Filme, Bücher und Kinotickets online kaufen können und im Onlinemagazin unseres Vertrauens bessere Information bekommen als von angegraut-berufssubkulturellen Kulturjournalisten in Staatsfunk und Distinktionspresse.
Kein Zweifel, geschäftsschädigende Piraterie findet statt. Manchmal aus Sammelleidenschaft (das sind aber eher Kunden, die kaum kaufen würden), manchmal aus Geiz, großteils aber aufgrund absurder Rechtemanagement- und Paymenthürden:
  • „Legale“ Anbieter verlangen Passkopien, um potentiellen Kunden am Ende eines siebenstufigen Registrierungsprozesses zu sagen, dass das Service in ihrem Land noch nicht verfügbar ist.
  • Lokale Distributionsrechte versuchen, die Welt in einen Status vor der Erfindung des Telefons zurückzuversetzen.
  • Unsinnige Subscriptionservices bewerfen Kunden mit Datenmüll aus Pauschalangeboten mit Jahresbindung, obwohl sie eigentlich nur einen (in Zahlen: 1) Film sehen wollten.

Das sind die Fälle, die das Geschäft verderben – hier griff man lieber auf Pirate Bay zurück. Vor allem hinter dem letzten Punkt lässt sich aber eine perfide Strategie von Distributoren und Künstlern vermuten: Distributoren sorgen für den Datenmüll, den niemand haben wollte, der auf noch mehr externe Festplatten ausgelagert werden muss, für die Künstler, wenn sie schon nichts verkaufen, jetzt Festplattenabgabenprovision einstreifen. Raffiniert. Aber ich bin euch auf die Schliche gekommen.

Gibt es eigentlich keine Bücherregalstellplatzabgabe für die Kompensierung eventuell antiquarisch gekaufter Bücher? Oder wenigstens Pirateriesammelmarken für gekaufte Filme, Bücher und Kinotickets – zehn Mal für Kultur cashen spart die Abgabe beim nächsten Kauf von Piratenequipment (einlösbar auf Holzbeine, Augenklappen und Festplatten).
Und außerdem sollten die Einnahmen aus der Festplattenabgabe erstens in den Ausbau der Bandbreiten investiert werden (die Netzgeschwindigkeit ist ja der eigentliche Leidträger beim massenhaften Download) und zweitens in Computerkurse für Künstler. Und drittens in verbesserte Bandscheibenvorfallvorsorge für Möbelpacker, die jetzt wieder mehr DVDs, Bücher und Vinyl-Sammlungen statt schlanker Festplatten schleppen müssen.
Ich geh dann mal Festplatten kaufen. Wobei ich dort nur eigene Sachen archiviere. Alles andere gibts ja eh jederzeit auf Piratebay …

Sesselrücken in der herrschenden Klasse

Ok, die Geschichte ist ja schon wieder ein paar Tage alt und für die Mainstream-Medien offenbar gegessen. Ich finde es trotzdem spannend, wie leger sich unterschiedliche Wahlrechtsformen kombinieren lassen und wie sich Parlamentsklubs zumindest im Transferverhalten der Leichtfüßigkeit von Fussballklubs annähern.
Die ÖVP hat sich also um zusätzliche Po-Grapsch-Kompetenz aus dem Team Stronach in den eigenen Reihen verstärkt. Geschmackssache.
Nachdem ich weder ÖVP noch Team Stronach wähle, kann mir das grundsätzlich egal sein – einer von vielen Abgeordneten, von dem ich mich nicht vertreten fühle, vertritt jetzt eben etwas anderes, von dem ich mich auch nicht vertreten fühle. Spannender ist die Frage, was ÖVP WählerInnen davon halten: Sie haben eine Liste gewählt und damit auch ausdrücklich eine andere Liste und die darin vertretenen Personen nicht gewählt. Und jetzt sollen sie sich trotzdem von jemandem, den sie nicht gewählt haben und der sich gegen die von ihnen gewählten Inhalte gestellt hat, vertreten fühlen?

Das ist der Moment, in dem repräsentative Demokratie etwas von der Idee der herrschenden Klasse bekommt. Die herrschende Klasse sitzt eben im Parlament und macht dort etwas. Was genau, ist offenbar nicht so wichtig. Es ist auch nicht so wichtig, wie du in die herrschende Klasse gekommen bist, sobald du einmal drin bist. Der Nationalrat wird aber nun einmal primär über ein Listenwahlrecht gewählt. Elemente des Persönlichkeitswahlrechts spielen eine ziemlich kleine Rolle.
Natürlich soll jeder jederzeit seinen Job hinschmeißen können. In allen anderen Jobs ist es aber ziemlich unüblich, zu sagen „Ich mach jetzt was anderes“ und gleichzeitig ein Fortlaufen der Bezahlung zu erwarten.
Herrenlose Abgeordnete dagegen spielen „Wer will mich?“, präsentieren sich als stubenrein (was gerade in der Situation des Parteiaustrittes ein wenig unglaubwürdig ist) und haben gute Chancen, ein neues kuscheliges Zuhause zu finden.
Ich hätte da mehrere Vorschläge:

  • Ungefragt bleiben kann, wer einen Vorzugsstimmenwahlkampf geführt hat und ausreichend persönliche Stimmen bekommen hat – ein passender Schlüssel wird sich dafür schon finden lassen.
  • Listenmitläufer, die als Stimmvieh ihren Stall wechseln möchten, sollten sich Mini-Neuwahlen stellen müssen. Die einfache Frage: Will dich irgendwer im Parlament? Oder streichen wir dich einfach aus der Mannschaft und berechnen die Mandatsverteilung neu?
  • Und zuletzt gäbe es dann immer noch die Alternative für herrenlose Abgeordnete, auf die Auferstehung von Edith Klinger und ein Retro-Revival von „Wer will mich?” zu warten.

 

(Foto: unter Verwendung von Material cc E J Ringhoffer)

“Awesome” ist das neue “ähhh”

Ich besitze ja keinen Fön. Also war ich vergangene Woche beim Pioneers Festival in der Hofburg …
Pioneers Festival, das bedeutet: Informatik- und WU-Studenten bügeln ihre Hemden, Banker und Investoren legen ihre Krawatten ab und man trifft sich irgendwo in der Mitte.
Aber Spaß beiseite. Pioneers ist mittlerweile eine ziemlich staatstragende Organisation. Zum Festival gesellen sich mittlerweile mit Pioneers Discover eine eigene Intelligence Unit, mit Global Pioneers eine Reihe weltweiter Veranstaltungen, und ganz neu mit Pioneers Ventures ein Early Stage Investor. Mit an Bord sind Partner wie Speed Invest oder Austria Wirtschaftsservice.
Das Pioneers Festival glitzert und glänzt und unter der Oberfläche läuft hartes Business, das weltweit Beachtung findet: Pioneers-Start-Ups und Unternehmen aus dem Speed Invest-Portfolio haben mittlerweile Investments von mehr als 200 Millionen Euro an Land gezogen. In den letzten eineinhalb Jahren haben sich über 4000 Start-Ups um Pioneers-Programme beworben, auf der anderen Seite arbeiten über 200 Unternehmen regelmäßig mit dem Pioneers Netzwerk zusammen.
Pioneers Global veranstaltet mittlerweile 35 Events jährlich in 25 Städten weltweit und vernetzt dabei 5000 Leute.
Pioneers Discover sammelt und analysiert Daten aus den über 4000 Start-Ups, die sich mittlerweile um Pioneers-Programme bemüht haben. Damit vermittelt die Organisation zwischen Unternehmen und Gründern, hilft Unternehmen, Businessmodelle und Chance besser zu verstehen und liefert Berichte über die aktuelle Dynamik in der Branche. Für Start-Ups bieten sich neue Kontakte, Partnerschaften und der Überblick über die eigene Branche.
Ventures schließlich kann jetzt nicht nur mit Rat und Vernetzung aufwarten, sondern mit echtem Geld. Pioneers selbst, kündigte CEO Andreas Tschas an, wird mit Beträgen zwischen 25.000 und 125.000 Euro einsteigen. Für mögliche weitere Investmentrunden stehen dann Speed Invest und andere Partner zur Verfügung. Neben der finanziellen Unterstützung kann Pioneers dann noch die ganze Organisation mit den weltweiten Events, Partnern im Silicon Valley, Mentoren und Daten aus dem Discover-Programm ins Rennen werfen.
Das war an den zwei Tagen in der Hofburg deutlich zu spüren. Das Pioneers Festival ist längst keine österreichische Nabelschau mehr. Gründer und Investoren aus ganz Europa drängen sich in den zeitweise hoffnungslos überfüllten Gängen, jeder blickt dem anderen zuerst auf das Namensschild. Die Namensschilder sind praktischerweise auch gleich farblich unterteilt, um Start-Ups, Investoren, Corporates und Presse zu unterscheiden.
Start-Ups pitchen um Kaffee-und-Kuchen-Termine bei Investoren oder VC-Beratern, über Networking-Apps können schon im Vorfeld Termine gemacht werden und besonders gut gebuchte Vorträge und VC-Lounges sind nur mit gesonderter Anmeldung zugänglich. Spätestens am Abend vereint sich dann aber doch wieder alles bei der großen Afterparty.
Im vergangenen Jahr, erzählt Andreas Tschas, wurden allein über die offiziellen Kanäle 11.056 Messages verschickt und 1.188 Meetings vereinbart. 44 davon führten zu Investments.
Für die New York Times war das Grund genug, Wien zum zukünftigen Start-Up-Hotspot zu erklären.
Dass bei sovielen Meetings, so viel Gründergeist und Ambition auch einiges an leeren Kilometern und heißer Luft im Spiel ist, versteht sich von selbst. „Amazing“ und „Awesome“ sind das neue „ähhh“ ratloser Speaker. Man benutzt es als Höflichkeitsfloskel gegenüber anderen, auf der Bühne als Selbstbeschreibung und ergänzt es durch gezielt eingesetzte Verwendung von „yeah“ und „whoa“. Das Spiel funktioniert offenbar, und wenn die Begeisterung mal nachlassen sollte, dann erklimmt ein Animateur die Bühne und erinnert daran, dass Pioniere Krieger sind, die nur laut „yeah“ rufend in Social Media abgebildet sein wollen.
Es gehört dazu, ja. Aber trotzdem schürt es bei mir zumindest die Lust auf subversive Verschwörungen:
Erstens werde ich in Zukunft immer „awful“ statt „awesome“ sagen – und mal abwarten, wem es auffällt.
Zweitens schreibe ich meine eigene Start-Up-Challenge aus: Du möchtest in deinen Pitches, Präsentationen und sonstigen Kommunikationsmaßnahmen auf „awesome“, „amazing“, „fucking“, „yeah“, „whoa” und dergleichen verzichten? Ich helfe dir beim Entzug … Rolemodels für bullshitfreie Start-Up-Kommunikation werden kostenlos beraten: Bewerbungen ab sofort hier.

Staatsschutz ist wie Heimatkitsch: Nur in Grenzen erträglich.

Staatsschutzgesetz ist so was die der Andreas Gabalier der Sicherheitspolitik: Ohne Kontext oder im hübsch frisierten Kontext ist nichts dagegen zu sagen. Natürlich wollen wir Schutz vor Terroristen, natürlich muss es Mittel geben, gegen jene vorzugehen, die sich an keine sozialen Regeln halten (Moment mal, wenn betrifft das dann eigentlich aller?), und natürlich ist gegen ein bisschen Heimatkitsch nichts zu sagen. Beides sehr schlüssige Konzepte, beide wohl auch erfolgreich.
Verteter von Innenministerium, Verfassungsschutz und AK Vorrat diskutierten vergangene Woche auf Einladung des Neos Lab über das geplante Staatsschutzgesetz. Die Befürworter schafften es durchaus, ein vernünftiges Bild zu zeichnen und konzentrierten sich vor allem auf die juristischen Aspekte: Das Gesetz sei sauber, notwendig und im Rahmen aller in Österreich geltenden Rechtsgrundlagen. Der Verfassungsschutz habe überdies nur eine verschwindend kleine Gruppe von einigen hundert Leuten im Auge; von Massenüberwachung könne keine Rede sein.
So weit so gut; ich bezweifle die Rechtmäßigkeit nicht und kann das auch nicht beurteilen. Allerdings hatte auch die DDR ihre Rechtsordnung, innerhalb derer auch Schüsse an der Berliner Mauer im Rahmen waren. Und vielleicht erinnert man sich noch an den Eiertanz rund um die Frage, auch welcher rechtlichen Basis man jetzt Erich Honecker und seine Leute vor Gericht stellen könne (Es waren dann Menschenrechtsverletzungen, das Verfahren wurde aber passenderweise auf Grund von Honeckers Gesundheitszustand eingestellt; er wanderte nach Chile aus).
Die Rechtmäßigkeit ist aber zugleich auch das Problem: Das Staatsschutzgesetz bezieht sich auf Straftatbestände, die in anderen Gesetzen geregelt sind und setzt die weltanschauliche oder religiöse Motivation oben drauf, um manche Verbrechen von anderen zu unterscheiden. Vielleicht ist heute alles im Rahmen. Aber so wie ich das verstehe, können Änderungen in anderen Rechtsgrundlagen dann leicht dazu führen, dass das Staatsschutzgesetz dann plötzlich auch auf ganz andere Delikte angewendet werden kann. Es kommt eben darauf an, in wessen Händen so ein Gesetz dann liegt.
Und die Frage der Weltanschauung ist ja eine sehr dynamische. Ein Vertreter einer Regierungspartei (Jörg Haider) und ein Justizminister (Wolfgang Böhmdorfer) empfanden schließlich einmal Strafen für “Österreich-Vernaderer” als “sicherlich verfolgenswerte” Idee. Mit dem neuen Gesetzesentwurf würde sich das dann auch leicht zur Sache für den Staatsschutz machen lassen.
Deswegen Gabalier: Nichts gegen erfolgreiche Musiker und Lederhosen. Aber wenn sich die Idee von Heimat in den Facebookseiten von FPÖ-Politikern spiegelt (die Asylwerbern Smartphones neiden… – im Übrigen wäre das doch der beste Beweis dafür, dass das eben keine Höhlenmenschen sind, oder?), absurde Manderl-Weiberl-Konstruktionen strapaziert und auf Ausgrenzung setzt, dann ist das eben nicht meine.
Deshalb fällt es mir schwer, diese Entwicklung hinzunehmen. Peter Gridling, Vertreter des Verfassungsschutzes bei der Diskussion vergangene Woche, forderte “ein bisschen mehr Vertrauen”. Ihm persönlich würde ich ja durchaus vertrauen. Der politischen Entwicklung allerdings nicht. Und dazu braucht es keinen FPÖ-Kanzler. Eiertänze ohne Linie wie bei GmbH Zero, Nichtraucherschutz und Bankgeheimnis, umgelegt auf die Kernbereiche von Freiheit (die nun einmal vom Staatsschutzgesetz betroffen sind), reichen mir da schon.
Nur noch eine Notiz am Rande: Ich möchte echt gern mal Argumente und Beispiele für das Staatsschutzgesetz hören, die sich nicht auf radikalen Islamismus stützen.